Mats Hummels ist mit dabei, wenn die Mannschaft von Borussia Dortmund am späten Nachmittag mit dem Bus nach Darmstadt fährt. Marco Reus freut sich dabei auf ein Gastspiel in einem Stadion mit einem ganz besonderen Charme. „Dann erlebt er mal, wie das früher war“, sagt sein 42 Jahre alter Trainer Thomas Tuchel: „Ich war schon häufiger dort, als Spieler oder als Trainer mit Mainz. Das ist Fußball pur.“

Natürlich weiß Tuchel um den „Mangel an Komfort“ im 1921 erbauten und 1974 letztmals umfassend renovierten Stadion am Böllenfalltor (2014 und 2015 gab es kosmetische Maßnahmen) und zieht Parallelen zu seinem früheren Klub: „Im Bruchweg in Mainz haben wir davon auch profitiert.“ Tuchel: „Es ist ein Kulturschock, wenn du die neuen Stadien gewohnt bist. Darmstadt hat mit diesem Stadion ein Alleinstellungsmerkmal, etwas Ursprüngliches. Wir sollten uns darauf freuen, darauf einlassen und zu keiner Sekunde damit hadern.“

Das größere Problem lauert ohnehin eher im Inneren des Stadions. Der Rasen soll sich in einem sehr bescheidenen Zustand befinden. Dies sei vielleicht ein „Vorteil für die unterlegene Mannschaft“, aber den Ausschlag über den Ausgang soll die Spielfläche nicht geben. Tuchel spricht von „Möglichkeiten, auch dort Fußball spielen“ zu können und fordert: „Das Wichtigste in der Vorbereitung besteht darin, sich mental darauf einzulassen.“

„Die Erfolgsgeschichte in Darmstadt ist unbeschreiblich“

Borussia Dortmunds Coach erwartet „eine kämpferische Darmstädter Mannschaft, so wie ein Außenseiter spielt, zweikampfstark mit schnellem Umschalten und vielen langen Bällen in die gegnerische Hälfte. Der Kampf um den zweiten Ball wird das prägende Element. Ich erwarte ein sehr körperliches Spiel, einen Gegner der alles versucht, um die Sensation zu schaffen“. Dem Klub aus Südhessen, der 2012 beinahe in die Viertklassigkeit abgestiegen wäre, spricht Thomas Tuchel ein ganz großes Kompliment aus: „Die Erfolgsgeschichte in Darmstadt ist unbeschreiblich.“

Dabei setzen die Lilien auf ruhende Bälle sowie auf Flanken von außen. „Johan Cruyff hat einmal einen wunderbaren Satz zu mir sagt: Wenn der Gegner stark bei Ecken ist, gib ihm keine Ecken. Da ist was dran. Unsere Aufgabe ist es, alle möglichen Standardsituationen und Flankenläufe frühzeitig zu vermeiden“, so Tuchel: „Wir müssen in einer guten Struktur stehen, damit wir nicht anfällig sind wir für Konter.“

Erst nach dem Training steht fest, wen Tuchel für den Kader nominieren kann. „Ich muss noch die Rückmeldung der Ärzte und der Physios abwarten.“ Die Aufstellung wird er erst am Spieltag „basteln“.
Boris Rupert

BVB total!-Video: Die komplette Pressekonferenz mit Thomas Tuchel