Erstmals seit Hinrundenbeginn, also zum ersten Mal seit zwei Monaten und insgesamt 15 Spielen, hat Borussia Dortmund nun mehr als sieben Tage Zeit, um Kraft zu tanken. Das ist bitter nötig, denn der Sieg gegen Augsburg war das Ende einer Serie von sechs englischen Wochen. Ein unglaublich intensiver Jahresauftakt, den der BVB ohne Niederlage gemeistert hat.

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Mats Hummels freut sich mit Adrian Ramos.

In der Rückrundentabelle der Bundesliga stehen die Schwarzgelben ungeschlagen an der Spitze. Drei Punkte vor dem FC Bayern München und sogar neun Punkte vor dem VfB Stuttgart, der in dieser Bilanz Platz drei belegt. Gerade mal fünf Gegentore haben die Westfalen in der Rückrunde in allen Wettbewerben kassiert. Die drei Gegentreffer in der Liga bilden nach zehn Rückrundenspielen sogar einen neuen Bundesliga-Rekord. Die Schwarzgelben reiten auf einer Welle des Erfolgs, gehen mit breiter Brust in den Saisonabschluss, in dem man noch beste Chancen auf mindestens einen Titel hat.

Ob in der UEFA Europa League, im DFB-Pokal oder (auch wenn die Wahrscheinlichkeit hier wohl am geringsten ist) in der Bundesliga: Der BVB geht mit ganz breiter Brust in die finale Phase nach der Länderspielpause.

Rekordverdächtige Saison

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Auch Shinji Kagawa hat Anteil an der bemerkenswerten Serie des BVB.

Das ist wichtig, denn bis Ende Mai stehen mindestens zehn weitere Partien auf dem Programm, sollte das Team von Thomas Tuchel – und das ist das Ziel – sowohl im Pokal als auch in der Euro-League bis ins Finale vorstoßen, könnten es sogar bis zu 14 weitere Pflichtspiele werden. Insgesamt 59 Duelle hätte der BVB dann in dieser Saison auf dem Buckel – absolut rekordverdächtig. Aber rekordverdächtig ist diese Saison auch jetzt schon, dass kann bereits nach dem 27. Spieltag bilanziert werden.

64 Punkte, 64 geschossene Tore, 20 Siege und gerade mal drei Niederlagen stehen in der Liga zu Buche. Der BVB stellt aus Vereinssicht neue Superlative auf. Nicht mal in den Meister-Saisons 2010/11 und 2011/12 hatte Borussia Dortmund mehr Punkte, Tore und Siege sowie weniger Niederlagen auf dem Konto (jeweils 62 Punkte, 19 Siege, 3 Niederlagen und 54 bzw. 59 Tore). Wäre da nicht der FC Bayern München, der zumindest nach Punkten sogar noch eine um Nuancen bessere Saison hinlegt als der BVB, die Meisterschaft wäre den Schwarzgelben wohl jetzt schon kaum mehr zu nehmen.

Augenmerk auf Pokal und Europa?

Apropos Meisterschaft: Auch nach 27 Spieltagen beträgt der Rückstand auf die Münchener fünf Punkte. Gelaufen ist das Rennen hier also noch nicht, auch wenn wohl nur die allergrößten Optimisten daran glauben, dass der FCB bis zum 34. Spieltag noch sechs Punkte abgibt. Aber wer weiß? Spannung ist auf jeden Fall gegeben, denn Schwarzgelb sitzt Bayern im Nacken. Und wenn der BVB nach der Länderspielpause an die jetzige Form anknüpfen kann, dann wird er da sein, wenn die Bayern wirklich patzen sollten.

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Freude pur: Henrikh Mkhitaryan und Nuri Sahin.

Schon jetzt ist dem BVB in der Liga Platz vier sicher, Platz zwei kaum mehr zu nehmen. Sollte Hertha BSC am 28. Spieltag in Gladbach verlieren und der BVB gleichzeitig gegen Bremen gewinnen, dann ist Dortmund am Saisonende sogar sicher Zweiter. Auch das ist rekordverdächtig.

Es wird noch schwieriger

Trotzdem: Die Saison ist noch lange nicht zu Ende. Die Länderspielpause kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, denn danach geht es direkt Schlag auf Schlag weiter. Erst Bremen, das im Abstiegskampf dringend punkten muss, dann das gerade für die Fans emotionale Wiedersehen mit Jürgen Klopp, der der Tuchel-Elf mit dem FC Liverpool in zwei Spielen alles abverlangen wird.

Und zwischendurch? Da gibt es dann ja auch noch das Revierderby gegen den FC Schalke. Pure Emotionen inklusive. Es wird also noch schwieriger. Der BVB muss die Leistungen der letzten Wochen nun bestätigen. Aber Borussia Dortmund scheint nach diesem Jahresauftakt für alle anstehenden Aufgaben gerüstet...
Dennis-Julian Gottschlich