Die Saison der Superlative von Borussia Dortmund geht weiter. 80 (!!) geschossene Tore, mit nun 77 Punkten weiterhin auf dem besten Wege zum Punkterekord (der liegt derzeit bei 81), dazu schon jetzt 20 Zähler Vorsprung auf Rang drei, in der kompletten Rückrunde in der Bundesliga nicht eine einzige Niederlage, im SIGNAL IDUNA PARK seit mittlerweile über einem Jahr in der Bundesliga ungeschlagen – einfach der pure Wahnsinn! Trotz dieser Werte hält der BVB die Spannung weiterhin hoch, die 5:1-Gala gegen Wolfsburg ist der beste Beweis dafür.

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Marco Reus feiert seinen Treffer gegen Wolfsburg.

Klar, mit dem DFB-Pokalfinale in drei Woche wartet schließlich auch noch ein echtes Highlight, eine Titelchance auf die Schwarzgelben, um diese herausragende Saison zu vergolden. Dass da ein Spannungsabfall in der Liga äußerst kontraproduktiv wäre, steht außer Frage. Trotzdem ist es bewundernswert, wie die Borussia derzeit auftritt – aller Störgeräusche von außen zum Trotz. „Es ist ein tolles Gefühl, sich so auf seine Mannschaft verlassen zu können, die Energie zu spüren, dass wir uns frei machen von allen Umständen und immer drauf und dran sind, absolute Topleistungen zu bringen“, meinte Thomas Tuchel nach dem Spiel.

In Bezug auf die Situation von Mats Hummels fand der Coach ebenfalls die passenden Worte. „Man brauchte nicht viel Phantasie zu entwickeln, um zu erwarten, dass die Fans ihren Unmut äußern würden“, sagte er. „Es ist keine schöne Situation, im eigenen Stadion für deinen eigenen Kapitän diese Stimmung zu spüren. Ich finde, es gibt einen Unterschied zwischen Pfiffen und Schmähgesängen, die im Inhalt zu weit gingen.“ Auch hier stellte er den Charakter der Mannschaft in den Vordergrund, der Hummels geholfen habe: „Die Mannschaft ist eine verschworene Gemeinschaft. Mats konnte sich darauf verlassen, dass er innerhalb des Teams aufgefangen wird – egal, was passiert. Das gab ihm die Sicherheit für diese entspannte Reaktion und für ein so starkes Spiel.“

„Können uns nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben“

Überraschender Weise ist diese „verschworene Gemeinschaft“ – dank des Treffers von Gladbachs Andre Hahn in München – auch in der Meisterschaft noch immer nicht aus dem Rennen. Mit nun fünf Punkten Vorsprung müsste der FC Bayern allerdings die letzten beiden Spiele gegen Ingolstadt und Hannover vergeigen – zugegebenermaßen eher Wunschdenken als ein realistisches Szenario, zumal zusätzlich auf den BVB schon nächste Woche mit Frankfurt ein Gegner wartet, der ganz tief im Abstiegsstrudel steckt und alles aufbieten wird, um den drohenden Gang in Liga 2 zu verhindern. „Ich glaube nicht, dass die Bayern sich das noch nehmen lassen“, sagte Marcel Schmelzer nach dem Spiel gegen Wolfsburg. Gonzalo Castro pflichtete ihm bei: „Wenn es am Ende passiert, wäre das natürlich schön. Aber im Ernst: Ich glaube nicht, dass Bayern nochmal zwei Spiele verliert. Zumindest können wir uns nicht vorwerfen, dass wir nicht alles versucht hätten.“

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So oder so ist der BVB schon jetzt der beste Vizemeister aller Zeiten. Nach dem herben Nackenschlag in Liverpool hat die Mannschaft sofort zurück in die Spur gefunden, alle vier Pflichtspiele mit einem Torverhältnis von insgesamt 14:1 gewonnen. „Wir haben das Liverpool-Spiel gut aufgearbeitet und analysiert. Wir haben unsere Lehren daraus gezogen und zeigen jetzt regelmäßig, dass wir auch vom Kopf her eine starke Mannschaft sind“, erklärte Marco Reus.

Noch drei Wochen bis Berlin

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Daumen hoch: Jubel auch bei Adrian Ramos.

Angesichts dieser Zahlen vermag man auch gar keinen Spieler mehr explizit hervorheben, denn jeder einzelne trägt jede Woche zu den Erfolgen der Schwarzgelben bei. Allenfalls Pierre-Emerick Aubameyang sei an dieser Stelle erwähnt, der mit seinen zwei Treffern gegen die Wölfe sein Tor-Konto in dieser Saison auf 25 hochschraubte – kein Ausländer traf jemals in einer Spielzeit öfter für den BVB. Ohne die Unterstützung aller anderen Spieler im Kader wäre aber auch das nicht möglich. Im Rennen um die Torjägerkanone ist der Gabuner nun wieder gut im Rennen, liegt nun zwei Treffer hinter Robert Lewandowski, der bei den Bayern an diesem Wochenende leer ausging.

„In den letzten Wochen haben wir uns zusammengerissen, auch weil wir bis zum Saisonende noch etwas Großes vorhaben. Deshalb ist es wichtig, weiter im Saft zu bleiben“, stellte Marco Reus klar, bevor er am Samstagabend die Mixed Zone verließ. Drei Wochen sind es noch bis zum Saisonende. Dann hat Borussia Dortmund die Chance, diese herausragende Saison mit einem Titel zu krönen. In einem direkten Duell mit dem FC Bayern.
Dennis-Julian Gottschlich