Dieses Duell ist ein Dauerbrenner geworden: Seit November 2011 treffen beide Mannschaften nun zum 28. Mal in einem Pflichtspiel aufeinander. Höhepunkte in dieser Zeit waren das Champions-League-Finale 2013 und das nationale Pokal-Endspiel 2012.

Vor dem erneuten Aufeinandertreffen beider Klubs am Samstag (18.30 Uhr) im Signal Iduna Park tauchen wir etwas tiefer in die Geschichte ein und rufen legendäre, historische Duelle in Erinnerung...

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Aki Schmidt

„Fußball à la Schmeling“ konstatiert die Westfälische Rundschau nach dem ersten Bundesliga-Duell zwischen dem Vize-Meister Borussia Dortmund und dem Aufsteiger FC Bayern München am achten Spieltag der Saison 1965/66. Die „Roten“, als Überraschungs-Tabellenführer an die Strobelallee gekommen, agieren zwar optisch überlegen, werden aber eiskalt ausgekontert. Reinhold Wosab versetzt den Bayern mit seinen beiden Treffern zum 2:0-Endstand die entscheidenden K.o.-Schläge.

Jungnationalspieler Beckenbauer scheitert mit einem Elfmeter an Hans Tilkowski und steht im Schatten eines anderen überragenden Akteurs. „Und welch enormes Pensum leistete Aki Schmidt“, schreibt die Rundschau. „Er teilte sich nicht nur zusammen mit Assauer und Kurrat die Abwehraufgaben, sondern fütterte auch noch pausenlos seine drei Sturmspitzen mit Steilvorlagen. Schmidts 40-Meter-Pässe, aber auch seine technischen Finessen auf engstem Raum, waren ein Rätsel für die Münchener.“

Ein Euro-Gipfel findet am 3. Juni 1967 im Stadion Rote Erde statt. Drei Tage zuvor hatten die Bayern als deutscher Vertreter den Europapokal der Pokalsieger verteidigt, den der BVB 1966 erstmals errungen hatte. Der alte Europacupsieger ist an diesem Tage dem frisch gekürten in allen Belangen überlegen und fertigt den FC Bayern mit 4:0 ab.

Von besonderer Brisanz ist an diesem letzten Spieltag der Saison 1966/67 jedoch das Rennen um die Torjäger- Kanone. Beim Anpfiff führt Gerd Müller mit 28 Treffern vor dem Titelverteidiger Lothar Emmerich mit 26 Toren. Bereits nach einer Viertelstunde schießt „Emma“ die Borussen in Führung und verkürzt den Abstand auf einen Treffer. Wosab trifft zweimal und erhöht auf 3:0. Unmittelbar vor dem Schlusspfiff steht Wosab erneut einschussbereit. Er schiebt den Ball jedoch großzügig zu „Emma“, der zum 4:0 vollendet und buchstäblich in letzter Minute mit Müller gleich zieht.

Libuda erlegt die Bayern im Alleingang

 „Ein Martyrium“ bereitet Stan Libuda nach Ansicht der Westfälischen Rundschau seinen Gegenspielern beim 6:3-Heimerfolg der Borussen über die Bayern am 9. September 1967. Eine Stunde lang können die Gäste mithalten, gehen sogar zweimal in Führung, doch beim Stand von 3:3 ziehen die Dortmunder ab der 60. Minute davon. Blitzsauber die Bilanz des überragenden Reinhard Libuda: Vier Treffer bereitet er vor und krönt seine Leistung mit dem Tor zum Endstand in der 90. Minute.

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1:11 unterliegen die Schwarzgelben an der Grünwalder Straße am 16. Spieltag des Abstiegsjahres 1971/72. Das Ergebnis spricht Bände, die Rundschau von einer „Hinrichtung“, dem „jüngsten Tag“ und dem „schwärzesten Tag in der Vereinsgeschichte“. Es handelt sich übrigens um den 27. November 1971. „Wenn wenigstens Schnee gelegen hätte, aber es war ideales Fußballwetter“, ringt das Blatt um Erklärungen. Dabei ist der bis heute höchste Bundesliga-Sieg der Bayern nicht zu hoch ausgefallen. „Es hätten leicht 20 Tore werden können“, stellt der mitgereiste Reporter konsterniert fest. Aber er sieht auch eine bemerkenswerte Szene: „Nach dem Schlusspfiff stürmten zwei BVB-Schlachtenbummler das Spielfeld, um ihren Dortmundern Trost zu spenden. Ein rührende symbolische Geste. Denn was Borussia jetzt braucht, ist nicht Kritik, Hohn oder gar Verachtung, sondern Freunde, die ihrer Mannschaft in der bittersten Not beistehen.“

Eine Doppelpremiere feiert der BVB am 12. August 1978. Zum Saisonauftakt 1978/79 gewinnt der BVB nach elf sieglosen Jahren auf Dortmunder Boden endlich wieder gegen den FC Bayern. Den Treffer zum 1:0-Erfolg markiert Manfred Burgsmüller. Zwischen den Pfosten von Borussia Dortmund bestreitet der erst 17-jährige Eike Immel mit Bravour sein erstes von insgesamt 533 Bundesliga-Spielen.

Torwart umkurvt, Pfosten getroffen

Noch heute wird Frank Mill von diesem kuriosen 9. August 1986 im Münchener Olympiastadion träumen. Doch alles der Reihe nach: Eine Minute früher als gewöhnlich pfeift Schiedsrichter Gabor aus Berlin die Partie des FC Bayern gegen den BVB an. Als um 15:30 Uhr die übrige Bundesliga startet, liegt der BVB schon 0:1 zurück. Im ersten Spielzug trifft Matthäus erst den Pfosten und dann die Latte, bevor Wohlfarth den Ball ins Netz drischt. Wenig später – es steht 1:1 – die Szene, die in keinem Bundesliga-Rückblick fehlen darf: Borussen-Stürmer Frank Mill umkurvt nach einem tollen Sprint Bayern Keeper Pfaff und steht zum blanken Entsetzen der Münchener Fans mit dem Ball vier Meter vor dem leeren Tor. Die Dortmunder Führung ist reine Formsache, doch Mill hat an diesem Tag keine Form – zumindest nicht als Vollstrecker. Nach kurzem Zögern schiebt er den Ball ... an den Pfosten. Die Partie endet 2:2, für den BVB gleichen der starke Daniel Simmes und Zorc die jeweilige Münchener Führung aus. Nach dem Spiel meint BVB-Coach Saftig: „Wir hätten nach einer halben Stunde gut und gerne mit 0:3 zurückliegen können.“ Ohne Worte. Udo Lattek antwortet für die Bayern-Seite: „Wenn die Partie 2:4 ausgegangen wäre, hätten wir uns nicht beklagen können.“

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Frank Mill umkurvt Jean-Marie Pfaff und trifft - den Pfosten!

Das Chaos herrscht am letzten Spieltag der Saison 1989/90, als Tausende Fans beim Stande von 3:0 für die Gastgeber auf den Platz stürmen, um schon weit vor dem Abpfiff die zwölfte deutsche Meisterschaft der Bayern ausgelassen zu feiern. Schiedsrichter Ren, der für den etatmäßigen Spielleiter Umbach eingesprungen ist, der wegen eines versehentlichen „Kopfschusses“ von Teddy de Beer mit einer Gehirnerschütterung in der Halbzeit bleiben musste, droht mit Spielabbruch. Das teilt der Stadionsprecher auch der feiernden Menge mit und fügt hinzu, dass das Spiel in diesem Fall zu Lasten der Bayern gewertet werde. Woraufhin 2.000 mitgereiste BVB-Fans die Gelegenheit am Schopfe packen und die Rasenfläche endgültig zu einem chaotischen Tummelplatz gestalten. Derweil schlürfen die Bayern-Spieler schon mal ein Gläschen Meister-Sekt, der Noch-Bayer Jürgen Kohler lädt auch die Dortmunder Kontrahenten zum Mittrinken ein. Augenthaler pafft eine Zigarette, und Frank Mill bringt sich in der Manier eines Sprinters vor einem randvollen Bayern-Fan in Sicherheit. Nach einer knappen halben Stunde gelingt es den Sicherheitskräften, das Chaos einigermaßen zu ordnen. Schiri Ren pfeift wieder an, beendet den Spaß aber entnervt nach 180 Sekunden. Der BVB verzichtet auf einen Protest und lässt die Münchener ungestört feiern.

Elfmeter-Drama, Champions League, Kahn-Show

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Oliver Kahn beißt Heiko Herrlich in den Hals...

Einen Pokalkrimi sehen rund 38.000 Zuschauer im Westfalenstadion in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals 1992/93. Die Schlüsselszene ereignet sich in der 83. Minute, als Olaf Thon nach seiner zweiten Gelben Karte beim Stand von 2:1 für die Bayern das Feld verlassen muss. Während die Gäste noch toben und schimpfen, nutzt Stéphane Chapuisat die Erregung, um den Ausgleichstreffer zu besorgen. Die Verlängerung bleibt torlos, es folgt das erste Elfmeterschießen in der Geschichte des Westfalenstadions. Die Borussen treffen fünfmal, auf Seiten der Bayern verschießt Mazinho. Der BVB siegt mit 7:6.

Ein Tollhaus ist das Westfalenstadion in der 110. Minute des Viertelfinal-Rückspiels der Champions League 1997/98. Nach einem für den BVB glücklichen 0:0 in München steht auch die zweite Partie des deutschen Duells in der Königsklasse lange auf des Messers Schneide. Nach 20 Minuten in der Verlängerung macht Stéphane Chapuisat seinem Beinamen „Mr. Europacup“ alle Ehre und schießt die Borussen mit einer herrlichen Direktabnahme ins Halbfinale.

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... und attackiert Stéphane Chapuisat.

„Es wäre verkehrt, jetzt Amok zu laufen“, ist eine der Wahrheiten, die aus dem Munde von Oli Kahn überliefert sind. Leider hält er sich nicht daran und benimmt sich beim Gastspiel des FC Bayern im Westfalenstadion am Ostersamstag 1999 zumindest recht merkwürdig. Beim Stande von 2:0 für den BVB nimmt die „Kahn-Show“ ihren Lauf. Erst versucht er, dem völlig entgeisterten Doppeltorschützen Heiko Herrlich in Vampir-Manier in den Hals zu beißen, kurz darauf verfehlt er Stéphane Chapuisat mit einem Kung-Fu-Sprung nur knapp. Er habe „ein Zeichen setzen“ wollen, erklärt der Nationalkeeper nach der Partie, die 2:2 endet, weil Ricken einen Elfmeter verschießt.
Martin Baumeister

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Und noch so ein kurioses Spiel: Am 9. November 2002 muss Jan Koller für Jens Lehmann (Gelb-Rote Karte) ins Tor, hält dies aber sauber.