„Der Start ist gelungen“, sagte Nuri Sahin am Samstagabend in den Katakomben des SIGNAL IDUNA PARK. Wie auch seine Mitspieler war das Dortmunder Urgestein weitgehend zufrieden mit dem Saisonbeginn, besonders natürlich mit dem Spiel gegen Hertha BSC, in dem er sein erstes Bundesliga-Tor seit dem 13. Februar 2015 erzielte, zudem als Vorlagengeber für Pierre-Emerick Aubameyang glänzte.

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Die Freude über den Sieg, über sein Tor und seine Vorlage war dem 28-Jährigen ins Gesicht geschrieben. „Es fühlt sich toll an. Heute Morgen habe ich noch mit meinem Bruder gesprochen, der ein gutes Gefühl hatte, dass ich treffe. Er hat Recht behalten“, ließ Sahin wissen. Hinter ihm liegt eine schwere Zeit, die im Pokalfinale im Mai ihren Tiefpunkt fand. Ex-Trainer Thomas Tuchel hatte damals keinen Platz im Kader für Sahin, der das Finale von der Tribüne aus verfolgen musste. „Es bringt nichts, zurückzuschauen“, sagte Sahin am Samstag. Unter Peter Bosz hat er neues Selbstvertrauen gefasst, ist auf dem besten Wege, wieder eine ganz wichtige Rolle in der Mannschaft von Borussia Dortmund einzunehmen.

„Ich stand im Sommer an einem richtungsweisenden Punkt in meiner Karriere. Für mich war wichtig, die richtigen Schlüsse aus dem letzten Jahr zu ziehen. Mir ist es einfach wichtig, dass ich gebraucht werde“, erklärt er. „Ich hatte ein gutes Gespräch mit dem Trainer, danach hieß es arbeiten, arbeiten, arbeiten. Die Vorbereitung lief sehr gut, das sieht man jetzt auch auf dem Platz. Genau da muss ich weitermachen.“ In der Tat erinnerten seine butterweiche Flanke auf Aubameyang vor dem 1:0 und sein knallharter Treffer zum 2:0 schon wieder sehr an seine erfolgreichsten Zeiten beim BVB.

Bosz sieht weiter Raum für Verbesserungen

„Momentan macht Nuri es sehr gut“, sagte auch Peter Bosz. „Er ist ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Wenn er sogar Tore mit seinem rechten Fuß erzielt, dann zeigt das sein Selbstvertrauen“, so der Trainer, der seine Mannschaft immer dann gefährlich gesehen hatte, wenn das Spiel über Sahin lief: „Nuri war sehr häufig frei, aber es hat zu lange gedauert, bis der Ball bei ihm war. Wenn wir Nuri im Mittelfeld an den Ball bekommen haben, dann wurde es gefährlich.“ Sahin avancierte zum Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld der Borussia. „Die Automatismen greifen“, sagte der Türke, bevor er glücklich in der Kabine verschwand: „Bis auf den Supercup haben wir alle Spiele gewonnen, damit können wir erstmal zufrieden sein.“

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In der Tat läuft es in dieser frühen Phase der Saison schon ziemlich gut beim BVB. Das Pressing, das hohe Anlaufen, welches Peter Bosz von seiner Mannschaft einfordert, klappt von Spiel zu Spiel besser. Selbst gegen einen sehr tief stehenden und äußerst diszipliniert verteidigenden Gegner wie Hertha BSC fanden die Schwarzgelben immer wieder Lösungen, um in gefährliche Abschlusspositionen zu gelangen. In Gänze zufrieden war Peter Bosz trotzdem noch lange nicht: „Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, an unserem Spiel müssen wir aber noch arbeiten. Vor allem bei eigenem Ballbesitz müssen wir gegen so einen kompakten Gegner den Ball schneller laufen lassen, die Seiten schneller wechseln.“

Es folgen sieben Spiele in 21 Tagen

„Wenn wir den Ball verlieren, versuchen wir schon, ihn schnell wiederzugewinnen. Das geht teilweise schon sehr gut. Aber auch da müssen wir uns noch verbessern“, so der Trainer weiter, der seine Mannschaft aber auf einem guten Weg sieht. „Das wird normalerweise jede Woche ein bisschen besser.“ Alles in allem zeigte sich auch Bosz versöhnlich und einverstanden mit dem Saisonstart seiner Mannschaft. „Zwei Spiele, sechs Punkte, fünf Tore und kein Gegentor. Damit bin ich zufrieden“, sagte er.

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Nun gilt es zu hoffen, dass sich keiner seiner Spieler in der anstehenden Länderspielpause verletzt und dass die Form in den nächsten zwei Wochen konserviert werden kann. Denn nach der Pause geht es gefühlt erst richtig los. Sieben Spiele stehen dann in 21 Tagen auf dem Spielplan. Im Schnitt also alle drei Tage ein Spiel, mit einer englischen Woche in der Bundesliga, dazu den beiden wichtigen Duellen in der UEFA Champions League gegen Tottenham Hotspur und Real Madrid. Danach weiß der BVB endgültig, wieviel dieser bis hierhin gute Saisonstart am Ende wirklich wert war.
Dennis-Julian Gottschlich