Borussia Dortmund hat am 8. Spieltag der Fußball-Bundesliga die erste Saisonniederlage hinnehmen müssen, bleibt aber Tabellenführer. In einem umkämpften, extrem unterhaltsamen Topspiel unterlag der BVB Rasenballsport Leipzig knapp mit 2:3 (1:2). Damit ist auch die unfassbare Serie von 41 ungeschlagenen Liga-Heimspielen gerissen.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

80.100 Zuschauer im nicht ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK sahen ein irres Fußballspiel, in dem Leipzig nach der frühen Führung von Aubameyang (4.) das Spiel durch Treffer von Sabitzer (10.) und Poulsen (25.) z drehte. In der zweiten Halbzeit ging es dann drunter und drüber. Sokratis (47.) flog nach Foul an Augustin im Strafraum mit Rot vom Feld (47.), und der Leipziger verwandelte selbst zum 3:1 (49.). Dann leistete sich Ilsanker binnen zwei Minuten zwei kapitale Fouls und flog mit Gelb-Rot ebenfalls vom Feld (56.). Kurze Zeit später schaltete sich der Video-Assitent nach Foul an Aubameyang im Strafraum ein. Die Folge war der nächste Elfmeter, den der Gabuner zum Anschluss verwandelte (64.). Der BVB baute bis zum Ende enormen Druck auf, versuchte alles, verpasste aber den Ausgleich.

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Toljan verteidigte auf der rechten Seite.

Ausgangslage:
Der BVB gewann die letzten vier Spiele in Serie, war saisonübergreifend seit 13 Begegnungen ungeschlagen und hatte nach sieben Spieltagen nie eine bessere Bilanz als vor diesem Duell. Leipzig verlor nur eins der letzten sechs Spiele (am 19. September mit 0:1 in Augsburg). Beide Teams trafen in der vergangenen Saison erstmals aufeinander, und beide Male gewann die jeweilige Heimmannschaft mit 1:0.

Personalien:
Beim BVB fehlten Piszczek (Außenbandanriss im Knie), Schmelzer (Aufbautraining), Reus (Reha nach Kreuzbandteilriss), Schürrle (Reha nach Faserriss), Durm (Hüft-OP), Guerreiro (Reha nach Knöchelbruch) und Rode (Schambeinprobleme). Peter Bosz rotierte in der Startelf im Vergleich zum Spiel in Augsburg vor der Länderspielpause gleich auf sechs Positionen: Zagadou, Toprak, Sahin, Castro, Götze und Philipp begannen für Bartra, Pulisic, Weigl, Kagawa, Dahoud (alle zu Beginn auf der Bank) und Piszczek. Leipzig musste lediglich auf Klostermann (Oberschenkelprobleme) verzichten.

Taktik:
Ein Lehrbeispiel für Gegenpressing lieferten beide Mannschaften. Die Abwehrreihen wurden im Aufbauspiel permanent unter Druck gesetzt. Bei Leipzig, das in einer 4-4-2-Grundformation antrat, waren drei der vier Offensivspieler in höchstem Tempo unterwegs, wenn die Schwarzgelben, die wie gewohnt im 4-3-3-System spielten, in Ballbesitz waren und aus der eigenen Hälfte einen Angriff initiieren wollten. Die Führung des BVB entsprang einer solchen Aktion. Die Sachsen waren ansonsten auch defensiv sehr präsent, „doppelten“ die Zweikämpfe in der eigenen Hälfte. Nach der Pause stellte Bosz kurzfristig um auf ein 3-5-2 mit Sokratis, Toprak und Zagadou sowie Pulisic (rechts) und Philipp auf den Außenpositionen. Yarmolenko rückte zu Aubameyang ins Angriffszentrum. Nach Sokratis’ Platzverweis (48.) kehrte Dortmund gezwungenermaßen zur Viererkette zurück (Pulisic, Toprak, Bartra, Zagadou) – vorne blieb es bei zwei Zentrums-Stürmern.

Spielverlauf & Analyse:
Schon in der Anfangsphase ging es Schlag auf Schlag: Gerade mal zehn Sekunden dauerte es, bis Borussia Dortmund das erste Mal zum Abschluss kam. Philipps Schuss von der Strafraumkante wurde aber von einem Leipziger Bein entschärft. Kurz darauf setzte Aubameyang Ilsanker nach einem Rückpass unter Druck, luchste dem Leipziger im Spielaufbau den Ball ab, ging mit Tempo in den Strafraum und ließ dem herauseilenden Gulacsi mit seinem Schlenzer aus zehn Metern ins lange Eck zum 1:0 keine Abwehrchance (4.). Kurze Zeit später war dann Bürki erstmals gefordert, als Augustin sich links auf und davon machte. Der Schweizer parierte gegen den Abschluss des Franzosen sensationell, in Manier eines Handballtorwarts, mit dem Fuß (8.).

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Aubameyang mit dem obligatorischen Salto nach dem 1:0.

Wieder nur zwei Minuten später dann der Ausgleich: Ein Freistoß von Rasenballsport aus dem Mittelfeld fand den Kopf von Halstenberg links im Strafraum, der in die Mitte für Sabitzer vorlegte. Dessen Kopfball aus gut sieben Metern landete mittig zum 1:1 im Tor (10.). Wie Leipzig zuvor zeigte sich der BVB aber unbeeindruckt. Yarmolenko bediente Aubameyang mit einem traumhaften Pass mit dem Außenrist, der Gabuner ließ dann im Strafraum zwar zwei Gegner aussteigen, scheiterte in Bedrängnis aber aus sieben Metern an Gulacsi (13.). Kurz darauf war dann Sahin dran, dessen Linksschuss von der Strafraumkante aber knapp oben links vorbeiflog (20.).

Aubameyang bringt BVB wieder dran

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Sahin durfte wieder von Beginn an ran.

Aber auch Leipzig blieb brandgefährlich, schaffte es immer wieder, die Abwehr des BVB auszuhebeln. Nach 25 Minuten tanzte Bruma auf links Toljan aus, ging dann an der Grundlinie entlang Richtung Tor, legte den Ball durch Bürkis Beine in den Fünfer, wo Poulsen aus kürzester Distanz zum 2:1 für die Gäste einschob. Nur zwei Minuten später kam wieder Bruma zum Abschluss, diesmal hielt Bürki aber sicher. Bis kurz vor der Halbzeit hatten die Gäste das Spiel dann im Griff und hielten den BVB geschickt vom eigenen Kasten fern. Erst in der 40. Minute sorgte Yarmolenko mit einem Fernschuss, der deutlich vorbei ging, wieder für ein bisschen Gefahr. Nur eine Minute später kam Philipp im Strafraum-Gewühl zum Schuss, den Gulacsi aber abwehren konnte.

Der BVB kam gerade wieder etwas auf, als der Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Aytekin dazwischen funkte. Und auch direkt nach Wiederanpfiff sollte der Schiri kurzzeitig im Fokus stehen, als er Sokratis, der Augustin im Strafraum an der Schulter hielt, mit Rot vom Platz schickte und gleichzeitig auf Elfmeter für die Sachsen entschied. Der Gefoulte verwandelte gegen Bürki sicher unten rechts zum 3:1 (49.). Vierzig Minuten in Unterzahl blieben Schwarzgelb, um gegen starke Gäste zurückzukommen. Und der BVB blies tatsächlich zur Aufholjagd.

Dramatik am Ende

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Götze im Zweikampf mit Bernardo.

Erst ließ Zagadou mit einem Kopfball aufhorchen, der aber in der Abwehr hängenblieb (54.). Dann flog bei Leipzig Ilsanker nach zwei Fouls innerhalb von zwei Minuten vom Platz. Der Abwehrmann checkte kurz vor der Zagadou-Chance Götze um und sah dafür Gelb (54.). Dann unterband er mit dem taktischen Foul an Aubameyang an der Mittellinie einen BVB-Konter und kassierte Gelb-Rot (56.). Mit zehn gegen zehn Mann gewann der BVB dann wieder die Oberhand. Ein abgefälschter Schuss vom eingewechselten Weigl landete knapp neben dem Pfosten (58.). Dann traf Upamecano Aubameyang an der Strafraumkante, aber innerhalb, am Fuß. Der Video-Assistent schaltete sich ein und nach Studium der Bilder entschied Aytekin auf Strafstoß für den BVB. Aubameyang verwandelte ebenso sicher wie Augustin zuvor unten rechts zum 2:3-Anschluss (64.).

Der BVB warf nun alles nach vorne: Castro verpasste eine Flanke von Aubameyang am langen Pfosten um ein Haar (70.). Wenig später kam der Mittelfeldmann dann nach tollem Solo von Yarmolenko zum Abschluss, Gulacsi parierte aber sicher (74.). Gleiches galt für Yarmolenkos Kopfball aus kurzer Distanz (84.). Die Borussia versuchte alles, aber Leipzig schaffte es irgendwie, den nun verdienten Ausgleich zu verhindern. Auch weil Aubameyang in der Nachspielzeit abermals an Gulacsi scheiterte und Yarmolenko den Nachschuss über das leere Tor setzte (90.+2).

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Ausblick:
Bis Ende Oktober tritt der BVB nun vier Mal in Folge auswärts an. Los geht es in der UEFA Champions League auf Zypern. Dort trifft Schwarzgelb am Dienstag (20:45 Uhr) auf APOEL Nikosia. Kommenden Samstag (15:30 Uhr) geht es dann in der Liga zu Eintracht Frankfurt.

Teams & Tore