Borussia Dortmund hat in einem spektakulären, temporeichen und bis zum Ende total offenen Bundesliga-Spiel bei Eintracht Frankfurt ein gerechtes 2:2 (1:0)-Unentschieden geholt. Ob der BVB Tabellenführer bleibt, liegt am Ausgang des Duells der Bayern mit dem HSV am Samstagabend.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Vor 51.500 Zuschauern in der ausverkauften Commerzbank-Arena entwickelte sich ein extrem intensives Spiel, in dem der BVB durch Sahin die Führung erzielte (19.), vor der Pause aber Glück hatte, dass Frankfurt vor dem Tor bei zahlreichen aussichtsreichen Gelegenheiten nicht konsequent genug agierte. Das änderte sich nach der Pause, auch wenn Philipp zunächst das 2:0 für den BVB besorgte (57.). Aber Frankfurt kam durch Haller per Foulelfmeter (64.) und Wolf (68.) zurück in dieses verrückte Spiel. Am Ende hielten Bürki auf der einen und Hasebe mit einer Rettungstat auf der Linie gegen Sahin auf der anderen Seite das 2:2 fest.

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Götze spielte von Beginn an.

Ausgangslage:
Der BVB reiste als Tabellenführer zum Siebten nach Frankfurt, hatte die letzten beiden Spiele gegen APOEL Nikosia (1:1 in UEFA Champions League) und Rasenballsport Leipzig (2:3 in der Bundesliga) aber nicht gewonnen. Peter Bosz gab deshalb einen klaren Plan vor: „Meine Spieler müssen das Gefühl der Enttäuschung umkehren mit einem guten Resultat. Deshalb müssen wir in Frankfurt gewinnen“. Das letzte Duell beider Teams hatten alle Schwarzgelben in bester Erinnerung. Durch ein 2:1 hatte der BVB im Mai in Berlin gegen die Eintracht den DFB-Pokal an den Borsigplatz geholt.

Personalien:
Subotic gab nach über eineinhalb Jahren sein Comeback für den BVB, denn in Sokratis (gesperrt), Toprak (Zerrung) sowie Schmelzer (nach langer Verletzungspause), Piszczek (Außenbandanriss im Knie), Guerreiro (Reha) und Durm (Hüft-OP) fehlten gleich sechs Abwehrspieler. Auch Reus, Schürrle (beide Reha), Rode (Schambeinprobleme) und der erkrankte Dahoud fehlten weiterhin. Neben Subotic kamen Toljan, Castro und Philipp im Vergleich zum Spiel auf Zypern am Dienstag neu in die Startelf. Kagawa und Yarmolenko rückten auf die Bank. Bei Frankfurt fehlten da Costa, Falette, Regäsel, Fabian, Fernandes, Mascarell, Mbouhom, Meier.

Taktik:
Frankfurt agierte in einer 3-5-2-Grundordnung mit Wolf hinter den Spitzen Rebic und Haller - auch um Sahin in "Manndeckung" zu nehmen. Auf den Flügeln rückten Chandler (rechts) und vor allem Willems auf der anderen Seite immer wieder mit nach vorn. Waren die Hessen nicht am Ball, erweiterten Chandler und Willems den Abwehrverband zu einer Fünferkette. Im Mittelfeld klebte Gacinovic wie eine Klette an Götze. Im Dortmunder 4-3-3 war die Abwehrkette völlig neu formiert, hatte nie zuvor so zusammengespielt: Bartra rechts (wie in Nikosia), Weigl erstmals in der Innenverteidigung, Subotic erstmals seit März 2015 in der Startelf und Toljan auf der linken Seite. In der zweiten Halbzeit rückte Bartra mit der Hereinnahme von Zagadou in die Innenverteidigung, Toljan wechselte auf die rechte Abwehrseite.

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Boateng und Castro schenkten sich im Mittelfeld nichts.

Spielverlauf & Analyse:
Von der ersten Minute an boten beide Teams ein hochintensives Spiel, geprägt von vielen Zweikämpfen, aber auch von hohem Tempo und viel Zug zum Tor. Für den BVB ließ Philipp zu Beginn mit zwei guten Direktabnahmen aufhorchen, die aber beide an Frankfurter Spielern im Strafraum hängenblieben (6./11.). Auf der anderen Seite sorgte Rebic für Gefahr, sein Treffer aus 14 Metern wurde aber korrekterweise wegen einer Abseitsposition nicht gegeben (17.). Nur eine Minute später verhinderte Bartra mit einem bärenstarken und fairen Tackling, dass der Frankfurter alleine auf Bürki zulief (18.).

Die Schwarzgelben ließen sich von diesen brenzligen Situationen aber nicht beeindrucken, spielten ihrerseits weiter mit hohem Tempo nach vorne und kamen nur eine Minute später zu der zu diesem Zeitpunkt nicht unverdienten Führung: Bartra hämmerte die Kugel aus 17 Metern flach durch den Strafraum, und Sahin setzte sich in der Mitte im richtigen Moment von Hasebe ab, hielt sechs Meter vor dem Tor den Fuß rein und lenkte ihn unhaltbar in die Maschen ab (19.).

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Sahin markiert mit diesem Schuss das 1:0.

Bürki und Subotic sichern die Führung zur Pause

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Sahin, Bürki und Castro freuen sich über das 1:0.

Es dauerte aber nicht lange, und die Eintracht riss dieses abwechslungsreiche Spiel an sich und drückte auf den Ausgleich. Subotic mit einem Wahnsinnstackling gegen Haller (30.) sowie Bürki mit klasse Paraden im letzten Moment gegen Wolf (30.) und auch gegen Rebic (32.) verhinderten aber den Ausgleich, der nun verdient gewesen wäre. Es folgte eine Verletzungspause, weil sich Chandler ohne Gegnereinwirkung wohl schwerer am Knie verletzte und ausgewechselt werden musste. Borussia Dortmund nutzte die Zeit, um sich zu sammeln, stand danach bis zur Pause weitgehend sicher und hätte durch Götze und Aubameyang (42.) gar das 2:0 erzielen können. Beide scheiterten aber mit ihren Versuchen binnen weniger Sekunden.

Direkt nach der Pause hatte erst Philipp (46.) und dann Castro nach Zuspiel von Aubameyang (48.) die Chance auf das 2:0, beide bekamen den Ball aber nicht aufs Tor. Gleiches galt für Rebic (47.) und Boateng (49.) auf der anderen Seite, die ebenfalls aus aussichtsreicher Position in den Beinen der BVB-Abwehr hängenblieben. Es ging mit Highspeed hin und her, das Spiel stand zu diesem Zeitpunkt auf des Messers Schneide. Philipp scheiterte aus 18 Metern an Hradecky (50.), und Aubameyang vergab erst nach super Zuspiel von Götze aus sieben Metern (51.), scheiterte dann freistehend am herausstürmenden SGE-Keeper (53.) und verpasste eine flache Hereingabe von Philipp im Fünfer nur um Millimeter (56.).

Philipp mit dem 2:0, aber Frankfurt kommt zurück

Kein Spiel für schwache Nerven, denn so gut der BVB sich vorne die Chancen herausspielte, so offen präsentierte sich immer wieder die Defensive. Besonders mit dem Stellen der Abseitsfalle hatte die neu formierte Abwehr der Schwarzgelben Probleme, so dass Rebic, Haller oder Wolf quasi minütlich durchbrachen, glücklicherweise dann aber doch immer wieder im allerletzten Moment gestellt werden konnten. Nach 57 Minuten war es dann Götze, der den Ball stark im Mittelfeld eroberte und Philipp links steil schickte. Der schloss von der Strafraumkante mit links passgenau ins rechte untere Eck zum 2:0 ab.

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Wer nun aber dachte, diese 2:0-Führung sei beruhigend, der lag vollkommen falsch, denn Frankfurt spielte genauso offensiv weiter, kam nur sechs Minuten später zur nächsten dicken Gelegenheit durch Rebic, der aber im Strafraum von Bürki abgeräumt wurde. Schiedsrichter Hartmann entschied auf Elfmeter, den Haller zum Anschluss rechts im Tor versenkte (64.). Direkt nach dem Anstoß bekam Pulisic im Strafraum dann aus sieben Metern die nächste ganz dicke Gelegenheit, Hradecky parierte aber glänzend mit dem Fuß (66.). Und wieder nur zwei Minuten später war Wolf dann auf der anderen Seite frei durch und versenkte die Kugel zum 2:2 im langen Eck (68.).

Gacinovic vergab aus vier Metern gar das 3:2, scheiterte per Kopf an Bürki (70.). In der Schlussphase hielt Bürki zunächst gegen Haller sensationell das 2:2 fest. Auf der anderen Seite vergaben der eingewechselte Sancho und Sahin aus vier Metern in der Schlussminute das 3:2, auch weil Hasebe auf der Linie klärte (90.). Pulisic verzog kurz darauf nur Zentimeter am langen Pfosten vorbei (90.+3).

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Ausblick:
Weiter geht es schon am Dienstag (20:45 Uhr) mit der zweiten Runde im DFB-Pokal beim 1. FC Magdeburg. Kommenden Samstag (15:30 Uhr) ist Borussia Dortmund dann in der Bundesliga bei Hannover 96 zu Gast.

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