Borussia Dortmund hat am 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 2:4 (1:2) bei Hannover 96 die zweite Saisonniederlage kassiert. Der BVB verliert damit, egal wie das Ergebnis beim Duell zwischen Leipzig und München am Samstagabend lautet, in jedem Fall erstmals in dieser Saison die Tabellenführung.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

49.000 Zuschauer, darunter mindestens 12.000 BVB-Fans, waren in die ausverkaufte HDI-Arena gekommen und sahen, wie das Heimteam nach 20 Minuten per Elfmeter durch Jonathas in Führung ging. Zagadou schafft sieben Minuten später zwar den Ausgleich für den BVB (27.), aber Bebou nutzte eine Konterchance der 96er zur erneuten Führung (36.). Nach der Pause markierte Yarmolenko erst den Ausgleich (52.), dann musste Zagadou nach einer Notbremse mit Rot vom Feld (59.) und Klaus zirkelte den fälligen Freistoß unhaltbar zum 3:2 in den Giebel. Bebou besiegelte am Ende die Niederlage des BVB (86.).

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Ausgangslage:
Beide Teams waren unter der Woche im DFB-Pokal gefordert. Der BVB gewann seine Partie beim 1. FC Magdeburg mit 5:0 und zog souverän ins Achtelfinale ein. Für die 96er war nach dem 0:1 beim VfL Wolfsburg in der 2. Runde Schluss. Trotzdem war es keine einfache Aufgabe, denn Hannover war als Sechster nach neun Spieltagen bester Aufsteiger, hatte zusammen mit dem BVB zudem die beste Abwehr der Liga (beide kassierten erst je sieben Gegentore).

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Zahlreiche BVB-Fans hatten ihre Mannschaft nach Niedersachsen begleitet.

Personalien:
Aubameyang, Götze, Pulisic und Weigl kehrten nach kleineren Blessuren in den Kader zurück. Die drei Erstgenannten standen auch gleich wieder in der Anfangsformation, in die auch Castro zurückkehrte. Insgesamt vier Änderungen also, weil Dahoud (nach seiner Blessur in Magdeburg) und Philipp (individuelle Belastungssteuerung) nicht mitgereist waren und Isak sowie Kagawa zu Beginn auf die Bank rückten. Außerdem weiterhin nicht dabei waren Toprak (Zerrung) sowie die Langzeitverletzten Piszczek (Außenbandanriss im Knie), Reus (Reha), Rode (Schambeinprobleme) und Durm (Hüft-OP). Hannover musste ohne Felipe (Sehnenriss), Bech (Meniskusriss), Prib (Kreuzbandriss) und Bazee (Sehnenriss) auskommen.

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Zagadou feiert seinen Treffer mit BVB-Dolmetcher Massimo Mariotti.

Taktik:
Hannover agierte in einer 3-4-3-Grundordnung, schlug zahlreiche lange Bälle, setzte auf das Prinzip Zufall und auf Konter. Bei Ballbesitz der Borussen, die wie gewohnt im 4-3-3 spielten, bildeten Jonathas (links), Klaus (zentral) und Bebou (rechts) die erste Pressinglinie, erweiterten Ostrzolek (links) und Korb (rechts) die Dreier- zu einer Fünferkette.

Spielverlauf & Analyse:
Zwar erspielte sich der BVB schon nach zwei Minuten die erste dicke Gelegenheit, als Yarmolenko von rechts in den Fünfer gab, wo Sorg im letzten Moment mit dem langen Bein vor Aubameyang klärte. Danach entwickelte sich aber eine zunächst eher zähe Partie, in der Hannover in erster Linie darauf aus war, das Kombinations- und Aufbauspiel der Schwarzgelben zu zerstören. Der schwer zu bespielende Boden tat sein Übriges, und so hatte das Team von Peter Bosz es schwer, in Abschlusspositionen zu kommen.

Die Gastgeber hingegen lauerten auf Konter. Bürki verhinderte nach 16 Minuten am langen Pfosten gegen Schwegler das 0:1. Drei Minuten später drang dann Klaus in den Strafraum der Westfalen ein, und Bürki musste aus dem Kasten kommen. Der Hannoveraner legte sich den Ball zu weit vor, fädelte dann aber beim Versuch, Bürki zu umkurven, geschickt ein. Muss man nicht unbedingt geben, aber Schiedsrichter Ittrich entschied trotzdem sofort auf Strafstoß, wurde anschließend vom Video-Assistenten aus Köln in seiner Entscheidung bestätigt. Jonathas verwandelte sicher unten links (20.).

Zagadou trifft erstmals in der Bundesliga

Ärgerlich, und so war Borussia Dortmund die Wut danach anzumerken. Glücklicherweise dauerte es gerade mal sieben Minuten bis zum verdienten Ausgleich. Erst verpasste Aubameyang eine Hereingabe von Pulisic zwar noch um ein Haar (24.), kurz darauf gab es dann aber Ecke für Schwarzgelb. Hannover klärte zunächst, Sahin machte den Ball aber nochmal scharf, und der Klärungsversuch von Bakalorz landete direkt vor den Füßen von Zagadou. Dessen flacher Abschluss aus zehn Metern schlug unten links ein (27.). Das erste Bundesliga-Tor des jungen Franzosen. Yarmolenko hatte wenig später das 2:1 auf dem Fuß, semmelte aus sieben Metern aber freistehend über das Tor (36.).

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Unglücksrabe: Bürki ist die Enttäuschung nach dem 2:1 für Hannover deutlich anzusehen.

Auf der anderen Seite lief es besser. Nach einem BVB-Freistoß konterten die 96er blitzschnell über rechts, nutzten die Räume, die der BVB ihnen anbot optimal aus. Jonathas servierte im Strafraum passgenau für Bebou, und der schob gegen die Laufrichtung von Bürki ins lange Eck ein (40.). Der nächste Nackenschlag für den BVB, der in dieser Situation defensiv nicht schnell genug umschalten konnte. Dennoch ließ sich das Bosz-Team nicht unterkriegen, und nach der Pause entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem die Borussen nach Notbremse von Zagadou an Jonathas ab der 59. Minute und Unterzahl agieren mussten.

Yarmolenko mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich

Den fälligen Freistoß versenkte Klaus unhaltbar aus 17 Metern oben links in den Giebel zum 3:2 (60.). Den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Yarmolenko besorgt, der nach missglücktem Klärungsversuch von Sane per Dropkick technisch stark aus 15 Metern unten rechts vollendet hatte (52.). Weitere Chancen für den BVB gab es durch Götze (46.), Aubameyang (55.), vor dem Korb in höchster Not klärte, und Pulisic, dessen Abschluss nach Doppelpass mit Sahin Tschauner sensationell parierte (62.). Für Hannover hätte Klaus, der kurz nach Wiederanpfiff von der Strafraumkante verzog (48.) und dann am stark reagierenden Bürki scheiterte (63.), weitere Treffer erzielen können.

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Die Schwarzgelben ließen sich vom Spielverlauf nicht unterkriegen, kämpften bis zum Ende aufopferungsvoll und setzten die Niedersachsen trotz numerischer Unterlegenheit bis zum Ende immer wieder unter Druck - ohne die ganz zwingenden Chancen zu erzielen. Gleichzeitig mussten sie aber auch alles riskieren und boten Hannover daher weiterhin große Räume zum Kontern an. Bürki parierte gegeb Bebou erst noch klasse (76.), zehn Minuten später machte der Hannoveraner es dann besser und vollendete einen weiteren Konter zum 4:2-Endstand (86.). Bürki verhinderte gegen Harnik gar den fünften Gegentreffer mit einem super Reflex (89.).

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Ausblick:
Kommenden Mittwoch (20:45 Uhr) ist APOEL Nikosia in der UEFA Champions League in Dortmund zu Gast, ehe es am Samstag, ebenfalls im SIGNAL IDUNA PARK, zum Spitzenspiel gegen den FC Bayern München kommt (4.11., 20:30 Uhr).

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