Die Morgenröte war schon am Horizont zu sehen, als der Mannschaftsbus um 5.30 Uhr im Trainingszentrum in Brackel auf den Hof fuhr und die Spieler in eine kurze Nacht entließ. Müde, selbstkritisch, was den Spielverlauf betraf, aber auch glücklich über den Einzug in die nächste Runde machten sich die Schwarzgelben auf dem Weg nach Hause in ihre Betten.

Borussia Dortmund steht im sechsten Jahr in Serie (mindestens) in einem Achtelfinale eines europäischen Wettbewerbs und hat damit die historische Bestmarke aus den 90er Jahren eingestellt, als man zwischen 1993 und 1998 ebenfalls Dauergast auf Europas Bühne war, wenn es in den K.o.-Spielen um die Entscheidungen ging.

„Wir hätten es uns einfacher gewünscht“, hatte Mario Götze direkt nach dem glücklichen 1:1 bei Atalanta Bergamo eingeräumt. „Es war kein gutes Spiel von uns“, sagte Marcel Schmelzer. Peter Stöger verlangt von seiner Mannschaft: „Wir müssen uns mehr wehren.“

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Ganz in Gelb angetreten, waren die Borussen mit einem blauen Auge davon gekommen, weil sie die Körperlichkeit des Gegners (der hart, aber fair agierte)‚ wenig entgegenzusetzen hatten. „Wenn wir es nicht schaffen, unsere fußballerische Qualität auf den Platz zu bringen, ist es nötig, dass wir uns auf unsere Beine stellen und Widerstand leisten“, mokierte der Coach, der gleichwohl feststellte, dass man aus den technisch hoch veranlagten Kickern „keine Kampfmaschinen“ formen werde.

Bereits nach zehn Minuten war der knappe 3:2-Vorsprung aus dem Hinspiel aufgezehrt. „Hier in Rückstand zu geraten, war nicht das, was wir uns vorgenommen hatten“, meinte Götze. In Addition von Hin- und Rückspiel stand es zwar nun 3:3, doch griff die Auswärtstor-Arithmetik, und damit waren die Italiener im Vorteil, konnten nun abwartender, defensiver agieren, ließen Borussia kommen – aber gestatteten ihnen kaum ein Durchkommen.

„Wir haben in der Halbzeitpause besprochen, dass uns ein Tor reicht, dass wir nicht den Kopf verlieren dürfen, sondern die Kontrolle über das Spiel bekommen müssen“, verriet Schmelzer: „Das ist uns dann ab Mitte der zweiten Halbzeit gelungen.“

Borussias Erfolge riechen in diesen Wochen nach Schweiß. Sie werden hart erarbeitet. Das späte 1:1 durch Marcel Schmelzer in der 83. Minute, der einen von Torwart Berisha zu kurz abgewehrten, zuvor von Marco Reus abgefeuerten Ball versenkte, wertet Mario Götze als „Indiz dafür, dass die Moral stimmt, dass wir bis zum Letzten kämpfen“. Auch Peter Stöger sah „in der zweiten Halbzeit eine Verbesserung im Spiel und in der Gegenwehr“.

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Und so wendete die Mannschaft das drohende Aus doch noch ab, zog – wenn man Hin- und Rückspiel betrachtet – nicht unverdient in die nächste Runde ein und blieb damit auch im achten Match in 2018 ungeschlagen. „Wir wissen, dass wir unser Spiel noch entwickeln müssen, defensiv wie offensiv“, sagte Götze: „Nichtsdestotrotz haben wir einen positiven Trend. Darauf wollen wir aufbauen.“
Boris Rupert