Schon gegen Ende des Spiels, als relativ klar war, dass Borussia Dortmund das Duell mit dem VfB Stuttgart gewinnen würde, schallten immer wieder die wohlbekannten Derby-Schlachtrufe über den Rasen. Die Südtribüne hatte auf Derbymodus geschaltet. Am Sonntag hat der BVB die Chance, den ersten Schritt zu einem versöhnlichen Abschluss einer Saison mit Höhen und Tiefen zu machen.

Bild

Auch deshalb freuten sich die Spieler nach dem Sieg gegen Stuttgart zwar, blickten aber auch direkt nach vorne. „Klar, brenne ich auf den Derbysieg. Wir fahren dahin, um das Spiel zu gewinnen“, sagte Christian Pulisic, der seiner Mannschaft mit einem kuriosen Treffer, der so wohl nicht gewollt war, gegen Stuttgart aus der Verunsicherung geholfen hatte. Diese war nach der Klatsche in München in der ersten halben Stunde am Sonntagnachmittag allgegenwärtig. „Dass er reingeht, ist natürlich ein bisschen Glück. Gut für uns! Nach dem Tor hatten wir dann mehr Selbstvertrauen. Das hat das Spiel viel einfacher gemacht“, so Pulisic.

Den Erfolg von 2013 wiederholen

Bild

In den Köpfen aller Borussen allgegenwärtig ist auch noch immer das Revierderby der Hinrunde, als man eine 4:0-Führung noch verspielte und Schalke den Platz zumindest als gefühlter Sieger verließ. Schon damals hatte der BVB die Möglichkeit, den Erzrivalen mit einem Sieg in der Tabelle wieder zu überholen. Kommenden Sonntag ist die Situation nun sogar noch enger. Nur ein Punkt trennt Schwarzgelb von Königsblau. Indirekt geht es um die Vizemeisterschaft, auch wenn im Anschluss natürlich noch vier weitere Spiele bis Saisonende zu absolvieren sind.

„Das Hinspiel werden wir alle nie vergessen. Deshalb wollen wir erst recht gewinnen“, sagte Nuri Sahin. „Nach dem 4:4 im Hinspiel will ich dieses Mal unbedingt gewinnen“, meinte auch Christian Pulisic. Die Marschroute für Borussia ist also klar: Das schmerzhafte Erlebnis vom 13. Spieltag irgendwie vergessen machen. Einfach wird das nicht, denn Schalke spielt die beste Saison seit 2013/14. Damals landete man am Ende als Dritter – allerdings mit sieben Punkten Abstand – direkt hinter dem BVB. Auch der letzte Auswärtssieg von Schwarzgelb in Gelsenkirchen datiert aus dieser Saison. Aubameyang, Blaszczykowski und Sahin trafen im Oktober 2013, zudem hielt Weidenfeller einen Elfmeter gegen Boateng. Wenn es am Ende dieser Spielzeit wieder so läuft, wäre man in Dortmund mehr als glücklich.

„Eines der schönsten Derbys in Europa“

Bild

Um dies zu erreichen, ist laut Maximilian Philipp eine „geschlossene Mannschaftsleistung“ nötig. Auch Sportdirektor Michael Zorc nahm seine Mannschaft nach dem Stuttgart-Spiel in die Pflicht: „Es bedarf einer weiteren Leistungssteigerung“, so Zorc, „aber wir sind heiß auf das Revierderby!“ Nuri Sahin, der am Sonntag sein 16. Revierderby spielen könnte, betonte nochmals den Stellenwert dieses besonderen Fußballspiels: „Ich bin guter Dinge. Die Tabellenkonstellation gibt es her. Es ist das wichtigste Derby in Deutschland, eines der schönsten in Europa.“ Wenn man das Duell gewinne, sei man Zweiter und die Welt sehe ganz anders aus. „Das muss das Ziel sein. So werden wir das angehen – sowohl emotional als auch fußballerisch.“
Dennis-Julian Gottschlich