Mit einer Woche Verspätung hat Borussia Dortmund den ersten Sieg im Jahr 2014 eingefahren. Am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga gewann der BVB bei Eintracht Braunschweig mit 2:1 (1:0). Matchwinner war Doppeltorschütze Pierre-Emerick Aubameyang.

Aus Braunschweig berichtet Boris Rupert

25.540 Besucher im restlos ausverkauften Eintracht-Stadion sahen eine zunächst überlegene Heimmannschaft. Erst der zu diesem Zeitpunkt überraschende Führungstreffer durch Aubameyang wendete das Blatt, und Borussia übernahm nach einer halben Stunde das Kommando, war dem zweiten Tor deutlich näher als der Gegner. Doch zunächst kam Braunschweig durch Kessel zum Ausgleich (54.), ehe Aubameyang die Schwarzgelben mit seinem zweiten Treffer in dieser Partie und seinem elften insgesamt in dieser Spielzeit erneut nach vorne brachte (65.). Borussia ließ in der Folge viele Chancen aus, den Sack zuzumachen. Mkhitaryan traf in der 89. Minute den Pfosten – ebenso wie Bicakcic in der Nachspielzeit auf der Gegenseite. Damit hat der BVB die letzten sechs Auswärtsspiele an einem Freitagabend gewonnen. 

Ausgangslage: 
Beide Mannschaften waren mit einem Unentschieden in die Rückrunde gestartet: Der BVB trennte sich vom FC Augsburg 2:2, Braunschweig spielte in Bremen 0:0 und holte damit vier Punkte aus den letzten beiden Begegnungen. Borussia gewann nur vier der vorangegangenen 17 Gastspiele in Braunschweig, darunter die bis dato letzte Begegnung vor fast 30 Jahren (4:2 am 11. Mai 1985).

Spielpaarung Eintracht Braunschweig - Borussia Dortmund

Personalien:
Nach zwölf Wochen Abstinenz kehrte Mats Hummels (knöcherner Bandabriss am Fersenbein) ins BVB-Team zurück. Der Nationalspieler verteidigte gemeinsam mit Sokratis in der Innenverteidigung. Sven Bender konnte daher auf seine Stammposition im defensiven Mittelfeld zurückkehren und bildete gemeinsam mit Nuri Sahin die Doppel-Sechs. Für den verletzten Jakub Blaszczykowski rückte Pierre-Emerick Aubameyang in die Startelf. Es fehlten neben Blaszczykowski weiterhin die Langzeitverletzten Neven Subotic und Ilkay Gündogan. Auch Neuzugang Milos Jojic war noch nicht dabei.

Taktik: 
Die Niedersachsen veränderten ihre übliche 4-1-4-1-Grundordnung in ein nominell offensiveres 4-4-2, doch primär war der Grund für die Systemänderung der Tatsache geschuldet, den BVB im Spielaufbau mit zwei Stürmern (Ademi, Nielsen) zu attackieren. Zudem bot dies den Vorteil, das zentral defensive Mittelfeld zu stärken und Theuerkauf mit Boland einen zweiten Sechser zur Seite zu stellen. Borussia agierte in der gewohnten 4-2-3-1-Grundordnung.

Spielverlauf & Analyse:
Die Anfangsphase ging an die kompakt und leidenschaftlich verteidigenden, immer wieder die Lücken im Spiel der Borussen suchenden Braunschweiger. Sahin klärte im letzten Moment vor Nielsen (3.), Weidenfeller war bei Hochscheidts von Hummels abgefälschtem Schuss schon auf dem Weg in die andere Ecke, bekam die Kugel aber doch noch sicher zu packen (7.). Erst nach knapp einer Viertelstunde kamen die ganz in Schwarz angetretenen Borussen erstmals gefährlich vors Tor und nach Benders abgeblocktem Schuss auch zum Eckball. Vorausgegangen war aber eine Standardsituation, ein Freistoß von Reus.

Der Tabellenletzte bestimmte zunächst das Spiel, während der Champions-League-Achtelfinalist in den ersten gut 20 Minuten weitgehend hinterher lief. Dennoch sahen die Zuschauer im ausverkauften Eintracht-Stadion bei minus zwei Grad Celsius erstmals nach einer BVB-Aktion eine wirklich zwingende Torchance, als Davari einen Klasse-Freistoß von Sahin aus 18 Metern links oben aus dem Torgiebel boxte (28.).

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Mit dieser Szene kippte das Spiel. Sokratis wagte sich in die gegnerische Hälfte, passte in die Tiefe auf Lewandowski. Der Pole spielte Doppelpass mit Reus, tauchte anschließend rechts im Strafraum auf und flankte hoch in die Mitte, wo Aubameyang aus kurzer Distanz einköpfte (31.). Dessen zehntes Saisontor bedeutete die zu diesem Zeitpunkt doch eher überraschende, aber bereits 14. 1:0-Führung im 19. Saisonspiel für den Tabellendritten, die er noch vor der Pause auszubauen schien, doch Aubameyangs zweiter Treffer, diesmal nach Großkreutz-Vorarbeit und exzellenter Ballverarbeitung von Lewandowski, zählte nicht (41.). Die Abseitsfahne war oben. Eine knappe Entscheidung – sicherlich nicht im Zweifel für den Angreifer getroffen.

Braunschweig, das im bisherigen Saisonverlauf nur einmal nach einem Rückstand noch punktete, konnte an die starke Anfangsphase nicht mehr anknüpfen und sah sich durch eine immer stärker und selbstbewusster aufspielende Borussia tief in die eigene Hälfte gedrängt.

Keine drei Minuten nach Wiederbeginn hätte Reus endgültig die Weichen auf Sieg stellen können. Nach sehenswerter Vorarbeit von Mkhitaryan und Lewandowski tauchte er frei im Strafraum auf, doch der Winkel wurde dann doch zu spitz, und Davari konnte zur Ecke klären.

So überraschend Borussia in der ersten Halbzeit in Führung gegangen war, so überraschend fiel nun der Ausgleich für die Niedersachsen. Dogan verlängerte Hochscheidts flach ans Fünfmetereck herein gegebenen Eckball, und Kessel nagelte die Kugel aus kürzester Distanz zum 1:1 in die Maschen (54.). Zum bereits fünften Mal in dieser Saison und zum dritten Mal in Serie schenkte die Borussia einen 1:0-Vorsprung her.

Dann aber eroberte Reus in der eigenen Hälfte die Kugel, trieb sie über das halbe Spielfeld, kreuzte nach innen und passte im perfekten Moment auf Aubameyang, der aus etwa zwölf Metern halblinker Position humorlos abzog und flach ins rechte Eck traf (65.). Wie schon in der Vorwoche gegen Augsburg hatte Borussia den zwischenzeitlichen Ausgleich mit einem schnellen 2:1 gekontert – und das fast zu identischen Zeitpunkten.

Kurz nach dem 2:1 verhinderte Davari nach einem tückischen Reus-Freistoß die Entscheidung in dieser Partie. Und nach doppeltem Doppelpass mit Reus hatte Lewandowski das 3:1 auf dem Fuß, doch Kessel klärte im allerletzten Moment zur Ecke (75.). So blieb es spannend, zumal auf Braunschweiger Seite mit Bellarabi und Kumbela zwei weitere Angreifer kamen.

Der BVB bekam immer mehr Platz für Konter. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte Reus freie Bahn, doch erneut brachte er den Ball nicht an Davari vorbei, der glänzend mit dem Fuß klärte. Mkhitaryan schoss im Strafraum Reus an (84.) – es war zum Haareraufen, weil das dritte Tor nicht fiel. Und weil Braunschweig nicht aufgab und die eine oder andere brenzlige Situation im Dortmunder Strafraum herauf beschwor. Weidenfeller war gegen Nielsen auf dem Posten (87.).

In der hektischen Schlussphase luchste Mkhitaryan Bicakcic den Ball ab, nagelte ihn aber von der Strafraumkante an den Pfosten! Das gleiche passierte Bicakcic in der Nachspielzeit. Puh, Durchatmen!

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Ausblick:
Noch zwei Mal muss der BVB auswärts ran: Kommende Woche Samstag in der Bundesliga beim SV Werder Bremen (7.2., 15.30 Uhr), anschließend im DFB-Pokal-Viertelfinale bei Eintracht Frankfurt (Dienstag, 11.2., 20.45 Uhr).

Teams & Tore