Borussia Dortmund hat es am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga verpasst, den Vorsprung auf Bayer Leverkusen auszubauen und auf Schalke 04 zu halten. Diskutiert wurde nach dem 1:2 gegen Gladbach auch über den Schiedsrichter.

Als Marvin Ducksch den Ball in der 88. Minute zum vermeintlichen 2:2 ins Gladbacher Tor schoss, marschierte Benjamin Brand, der Assistent in der Spielhälfte der Gäste, schnurstracks Richtung Mittellinie. „Ich habe in dem Moment auf die Uhr geschaut und mich gefragt, ob noch genügend Zeit bleibt, möglicherweise auch noch das dritte Tor zu schießen“, schilderte Marcel Schmelzer seine Erinnerungen an jene Szene, die durch einen Pfiff jäh unterbrochen wurde. Schiedsrichter Deniz Aytekin überstimmte seinen Assistenten. Er hatte ein Foulspiel von Robert Lewandowski an Torwart Marc-André ter Stegen auf der Fünfmeterlinie gesehen.

Aytekin legte die strittigen Szenen gegen Dortmund aus
Es gab nachher unterschiedliche Ansichten, was die Auslegung dieser Szene betraf. Eine eindeutige Fehlentscheidung war sie gewiss nicht. Aber was auffiel: Alle knappen, alle strittigen Szenen in dieser Begegnung wurden gegen die Heimmannschaft ausgelegt. Beispielsweise jene, als Filip Daems den Ball in der 74. Minute im eigenen Strafraum mit der Hand blockte. „Aytekin“, sagte Jürgen Klopp, „hatte die Pfeife am Mund. Dann hat sich Daems clevererweise fallen lassen und im Gesicht behandeln lassen.“ Dort war er jedenfalls definitiv nicht getroffen worden. Eine gelungene Ablenkung, die möglicherweise auch den Schiedsrichter beeinflusste. Klopp: „Wir sind alle Menschen.“

Und die machen Fehler, und davon haben die Borussen, die Dortmunder Borussen, insbesondere in Durchgang eins mindestens zwei zu viel gemacht. Vor beiden Gegentoren. Dabei hatten zuvor Mats Hummels nach unwiderstehlichem Solo (er scheiterte an ter Stegen) und Pierre-Emerick Aubameyang (er traf die Querlatte) die Chancen besessen, Schwarzgelb mit 1:0 in Führung zu schießen. „Das Spiel“, sinnierte Gladbachs Trainer Lucien Favre später, „wäre dann möglicherweise anders gelaufen. Unsere Tore fielen jedenfalls im richtigen Moment.“

„Zenit war noch nicht in unseren Köpfen“
Borussia Dortmund rannte an, und die Mannschaft rannte tatsächlich so viel wie kaum in einem anderen Spiel in dieser Saison. 126,26 Kilometer legten die 14 eingesetzten Akteure in der Addition zurück, übertroffen im Saisonverlauf nur von den 127,99 Kilometern im Heimspiel am 17. Spieltag gegen Hertha BSC, das ironischerweise ebenfalls mit einer 1:2-Niederlage endete. „Bei zehn gegen elf war es für uns nur verteidigen, nur verteidigen“, so Favre, der erstmals im Kalenderjahr 2014 über einen Sieg seiner Mannschaft jubeln durfte. Gladbach ist damit das erste Team in der Saison, das den BVB zwei Mal besiegen konnte.

Ein kurioser Zufall: Borussia hat damit jedes der letzten vier Ligaspiele vor einer Begegnung in der UEFA Champions League verloren. Zuletzt in Hamburg, zuvor gegen Leverkusen und München. „Zenit war noch nicht in unseren Köpfen“, versichert jedoch Marvin Ducksch. Und Sebastian Kehl differenzierte: „Man kann unser Spiel gegen Gladbach überhaupt nicht mit dem in Hamburg vergleichen. Gegen den HSV war die Art und Weise unseres Auftretens ganz anders. Gegen Gladbach haben wir alles investiert und viel versucht, aber zwei blöde Gegentore kassiert. Das war insgesamt kein wirklich schlechtes Spiel von uns.“

Sahin: „Wir hätten uns absetzen können“
Aber eben nicht erfolgreich. „Wir hätten uns absetzen und ein kleines Polster anlegen können“, merkte Nuri Sahin mit Blick auf die Tabelle an, in der der BVB Zweiter bleibt, aber nur noch einen Punkt Vorsprung hat auf den nächsten Heimgegner Schalke 04.

Die aufmunternden Schlussworte kommen von Lucien Favre, der über Jürgen Klopps Mannschaft sagte: „Sie sind im Pokal, sie sind in der Champions League. Und sie sind am Ende in der Meisterschaft Nummer zwei.“

Wenn er damit Recht behält, wird man im Mai über diese Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach nicht mehr reden.
Boris Rupert