90 Minuten trennen Borussia Dortmund noch vom Einzug ins Viertelfinale der UEFA Champions League. Die Mannschaft soll die Partie am Mittwochabend so angehen wie eine zweite Halbzeit. Verzichten muss sie dabei weiterhin auf Marco Reus. Anstoß ist um 20.45 Uhr.

Wie gut, wie gefährlich, wie trügerisch ist ein auswärts erzielter 4:2-Vorsprung? Diese Frage ist das beherrschende Thema vor dem Rückspiel gegen St. Petersburg, und Jürgen Klopp wäre es deshalb am liebsten gewesen, „wir hätten eine Woche später schon wieder gegen die gespielt“ – und in den Medien wäre das Hinspiel bis dahin gar kein Thema gewesen.

Doch da dem nicht so ist, müssen sich Mannschaft, Trainer und letztlich auch das Publikum mit einer Situation auseinandersetzen, die es in Borussia Dortmunds jüngerer Europapokalgeschichte so noch nicht gegeben hat. Klopp empfiehlt seinem Team, so ins Spiel zu gehen, „wie wenn man eine zweite Halbzeit zu spielen hat“, nur dass diese „90 oder 95 Minuten dauert“. Er setzt darauf, dass „wir mittlerweile einige Erfahrungen gesammelt haben im Europapokal“. Die Situation, etwas verteidigen statt aufholen zu müssen, ist also nicht neu.

Mats Hummels spricht für die Mannschaft, wenn er sagt: „Unterschätzen werden wir diesen Gegner auf gar keinen Fall.“ Und er verweist auf den bisherigen Verlauf dieses Achtelfinales der UEFA Champions League insgesamt: „Die Gruppenersten haben ihre Hinspiele auswärts besser bestritten als die Rückspiele im eigenen Stadion. Wir wissen, dass das kein Selbstläufer wird.“

Zum einen deshalb, weil „St. Petersburg über enorme Qualität“ im Kader verfüge, zum anderen, weil die Situation in Borussia Dortmunds Aufgebot weiterhin angespannt bleibt. Henrikh Mkhitaryan kehrt im Vergleich zum Bundesligaspiel am Samstag gegen Mönchengladbach zwar zurück, aber auf Marco Reus wird man weiterhin verzichten müssen – ebenso wie auf die Kreativspieler Gündogan und Blaszczykowski, dazu die Abräumer Bender und Subotic. Möglicherweise kann Reus am Donnerstag erstmals wieder mit den Kollegen gemeinsam trainieren – was dann „ein positives Zeichen für den nächsten Bundesligaspieltag“ darstellen würde, so Klopp: „Am Mittwoch kann uns Marco aber leider nicht helfen“.

Dafür jedoch das Publikum. Eine derart stimmgewaltige Kulisse von 66.000 Zuschauern haben die aktuellen Spieler von Zenit St. Petersburg in einem Europapokalspiel noch nicht erlebt. „Wir konnten in St. Petersburg nicht mehr als eine gute Basis fürs Rückspiel legen“, so Klopp. Mit Hilfe der besten Fans soll diese verteidigt werden.
Boris Rupert

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