Borussia Dortmund hat sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen und zog trotz einer 1:2 (1:1)-Heimniederlage gegen Zenit St. Petersburg ins Viertelfinale der UEFA Champions League ein.

Es berichtet Boris Rupert

65.829 Zuschauer im ausverkauften Signal Iduna Park sorgten vom ersten Moment an für eine prickelnde Stimmung – eines Jubiläumsspiels auf kontinentaler Ebene würdig. In seinem 200. Europapokalspiel aber geriet zunächst in Rückstand. Hulk traf in einer offenen und temporeichen Begegnung nach einer Viertelstunde zum 0:1, doch Kehl markierte in der 38. Minute mit seinem ersten Europapokaltor im schwarzgelben Dress den 1:1-Ausgleich. In der 73. Minute brachte Rondon die Gäste erneut in Führung, doch das 4:2-Polster aus dem Hinspiel erwies sich als dick genug für den BVB.

Bild
Die frühe Chance zur Führung durch Aubameyang in der 5. Minute.

Ausgangslage: 
Nach dem 4:2-Hinspielerfolg reichten dem BVB sogar eine 0:2- oder eine 1:3-Heimniederlage zum Weiterkommen gegen eine Mannschaft, die sich noch nicht aufgegeben hatte und auf ein „Fußball-Wunder“ hoffte. Dagegen sprachen die Fakten für Dortmund (hatte acht der neun vorangegangenen Heimspiele in der UEFA Champions League gewonnen) und gegen St. Petersburg (nur ein Sieg in den wettbewerbsübergreifend letzten zwölf Spielen seit Oktober 2013).

Personalien: 
Mit den offensiven Reus, Gündogan und Blaszczykowski sowie den defensiven Bender und Subotic fehlten fünf (!) Akteure aus der Elf, die vor zehn Monaten das Finale in der Königsklasse bestritten hat. Im Vergleich zum Spiel gegen Gladbach kehrte Mkhitaryan in die erste Elf zurück; Hofmann musste auf die Bank. Der Gegner musste auf drei Spieler verzichten; Arshavin war der namhafteste von ihnen. Für Lodygin hütete Malafeev das Tor.

Taktik: 
Beide Mannschaften operierten aus einer 4-2-3-1-Grundordnung, wobei das gegnerische Aufbauspiel jeweils von zwei Akteuren in vorderster Front (Lewandowski und Mkhitaryan bzw. Kerzhakov und Danny) gestört wurde.

Spielverlauf & Analyse:
Die letzten Zweifel am Weiterkommen wären beinahe schon nach vier Minuten ausgeräumt gewesen. Hummels leitete mit einem Dribbling den ersten gefährlichen Angriff ein. Der Ball landete über Großkreutz links außen bei Schmelzer. Der Außenverteidiger flankte aus vollem Lauf an den Fünfmeterraum. Torwart Malafeev verfehlte die Flanke, der etwas überraschte Aubameyang köpfte die Kugel jedoch knapp am linken Pfosten vorbei. Und Lewandowski sorgte kurz darauf mit einem Drehschuss aus 16 Metern für den nächsten Gefahrenmoment (12.).

Doch auch die Gäste waren von Beginn an voll im Spiel. Witsel zwang Weidenfeller in der siebten Minute mit einem Distanzschuss zu einer ersten Parade, und nach einer Viertelstunde hieß es 0:1. Hulk konnte unbedrängt vom rechten Flügel nach innen dribbeln und aus 20 Metern abziehen. Der Ball drehte sich unhaltbar für Weidenfeller in den Winkel.

Den nächsten Aufreger gab es keine drei Minuten später. Nach einem Eckball wurde Lewandowski unsanft nach vorne geschoben, spielte in dieser Aktion den Ball mit der Hand – und sah die Gelbe Karte, seine dritte im laufenden Wettbewerb und damit eine mit Folgen.

Bild
Sebastian Kehl trifft per Kopf zum 1:1.

Es ging hin und her in dieser rassigen und temporeichen ersten Halbzeit. An Großkreutz‘ Schuss vom linken Strafraumeck bekam Malafeev so eben noch die Fingerspitzen heran (22.), auf der anderen Seite probierte es Shatov aus spitzem Winkel (37.).

Für Beruhigung sorgte dann der Kapitän, sorgte Kehl mit seinem ersten Europapokaltor überhaupt für den BVB, seinem zugleich ersten Treffer auf internationaler Ebene seit dem 6. Dezember 2001 (damals noch für Freiburg gegen Rotterdam), als er eine Flanke von Schmelzer mit Wucht und Wut auf das Tor der Russen köpfte. Malafeev war zwar noch dran, doch der Keeper haute sich den Aufsetzer letztlich selbst rein. Der Ball schlug links oben im Knick ein (38.).

Bild
Robert Lewandowski wurde immer wieder hart attackiert.

Und dann noch einmal Aufregung vor der Pause, als Malafeev weit vor seinem Tor Lewandowski von den Beinen holte. Zur Überraschung aller gab es keine Karte für den Zenit-Schlussmann (42.).

Durchgang zwei begann deutlich verhaltener, was auch daran lag, dass sich die Schwarzgelben besser auf die sehr starke Offensive der Gäste eingestellt hatten. Und die Uhr tickte für die Borussen, denn St. Petersburg brauchte noch drei weitere Treffer zum Weiterkommen.

Für Verwunderung sorgte allerdings weiterhin der Schiedsrichter, der kleinste Aktionen der Dortmunder (Kehl, Jojic) mit Gelb ahndete, aber rücksichtslose Attacken gegen Lewandowski, wie die von Neto in Minute 66, nicht sanktionierte. Dass dieser jedoch im Viertelfinal-Hinspiel gelb-gesperrt zuschauen muss, ist der Treppenwitz des Abends…

Das ließ die Schwarzgelben nicht unbeeindruckt. Aus dem Nichts konnte St. Petersburg die erneute Führung erzielen. Criscito flankte halbhoch vors Tor, Rondon löste sich im Rücken von Hummels und drückte die Kugel per Hechtkopfball zum 1:2 über die Linie (73.). Doch spannend wurde es nicht mehr.

Alle Videos zum Spiel finden Sie bei BVB total!

Ausblick: 
Die Paarungen für das Viertelfinale werden am Freitag ausgelost. Tags darauf tritt der BVB in der Bundesliga bei Hannover 96 an.

Teams & Tore