Borussia Dortmund hat sein Auftaktspiel in der Bundesliga verloren. Gegen Bayer Leverkusen gab es am Samstagabend - wie schon vor vier Jahren - zu Hause am ersten Spieltag eine 0:2 (0:1)-Niederlage. Die Tore erzielten Karim Bellarabi nach 09 Sekunden und Stefan Kießling Sekunden vor Ende der fünfminütigen Nachspielzeit.

Aus Dortmund berichtet Felix Ulrich

80.667 Zuschauer im ausverkauften Signal Iduna Park – darunter 6.500 aus Leverkusen – erlebten eine Partie, die in die Geschichtsbücher der Bundesliga Einzug erhielt. Denn ein so schnelles Tor hatte es zuvor noch nie gegeben. Der BVB war über die komplette verbleibende Spielzeit zwar bemüht, kam jedoch vor allem in den ersten 45 Minuten mit dem forschen Auftritt der Gäste nicht zurecht. Nach dem Wechsel schaltete Schwarzgelb zwar einen Gang höher, war zweikampfstärker und bissiger, am gegnerischen Strafraum waren die Offensivaktionen jedoch meist beendet.

Ausgangslage:
Nur einmal in den vergangenen sechs Spielzeiten hatte der BVB ein Bundesliga-Auftaktspiel nicht gewonnen – gegen Bayer Leverkusen am 22. August 2010. Seitdem Jürgen Klopp Trainer der Schwarzgelben ist, ist die Bilanz gegen die Werkself, die am Dienstag in der Qualifikation zur Champions League 3:2 in Kopenhagen gewann, jedoch positiv. Nur zwei von zwölf Duellen wurden verloren – beide allerdings zu Hause. Klopp stellte vor der Partie fest: „Bayer war in den vergangenen Jahren immer ein unangenehmer Gegner – aber das waren wir auch.“ Vor der Begegnung ginge es nicht darum, „darüber nachzudenken, wer ist wie weit in der Vorbereitung, sondern wer kann wem wie viele Probleme bereiten“.

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Heung Min Son behauptet den Ball gegen Milos Jojic.

Personalien:
Trainer Jürgen Klopp hatte Mühe, gegen Bayer überhaupt einen 18er-Profi-Kader aufzubieten. Kirch (Muskelbündelriss), Ji, Schmelzer (beide Faserriss), Ramos (Bänderdehnung im Knie), Sahin (Kniereizung), Gündogan (Aufbautraining), Blaszczykowski und Hummels (beide Rückstand) fehlten, Durm (Erkältung) und Weidenfeller (Rückstand) waren fraglich, signalisierten aber rechtzeitig zum Anpfiff Einsatzbereitschaft. Durm startete von Beginn an - ebenso die Neuzugänge Immobile und Ginter - während Weidenfeller auf der Bank Platz nahm. Bei Bayer Leverkusen fiel lediglich Lars Bender aus.

Taktik:
Beide Trainer hatten um Laufe der noch jungen Saison verschiedenste Varianten mit ihren Teams einstudiert. Der BVB agierte im Supercup gegen die Bayern (2:0) in einem 4-3-1-2 (auch als 4-4-2 mit Raute benannt), im DFB-Pokal bei den Stuttgarter Kickers (4:1) in einem 4-2-3-1. Diesmal setzte der BVB zu Beginn erneut auf die "Raute" mit Aubameyang und Immobile in der Spitze sowie Reus dahinter. Bayers Roger Schmidt favorisierte wie schon in der Qualifikation zur Champions League in Kopenhagen (3:2) die 4-2-3-1-Grundordnung.

Spielverlauf & Analyse:
Schlechter hätte das Spiel für den BVB nicht beginnen können. Viele Fans waren noch gar nicht auf den Plätzen, da stand es auch schon 0:1! Nach dem Anstoß gelangte der Ball über Calhanoglu, Son und Boenisch zum im Sommer aus Braunschweig nach Leverkusen zurückgekehrten Bellarabi - und der ließ erst Ginter stehen und dann mit seinem Schuss Langerak keine Abwehrchance. 0:1! Nach bitteren 09 Sekunden... - das schnellste Tor in der Bundesliga-Geschichte. Bis dato hielten Giovane Elber (31. Januar 1998 für die Bayern gegen den HSV) und Ulf Kirsten (30. April 2002 für Leverkusen gegen Kaiserslautern) den Rekord mit elf Sekunden.

Die Borussia zeigte sich nach dem Rückstand nicht geschockt, suchte den Weg nach vorne, fand ihn aber zu selten. Für Torgefahr sorgte lediglich ein Kopfball von Ginter (4.), den Leno im Tor der Gäste jedoch problemlos entschärfen konnte. Was in der ersten Halbzeit folgte, war zwar weiterhin ein laufintensiver Auftritt, gegen die extrem zweikampfstarke Werkself (56 Prozent zur Pause) kam der BVB indes nicht richtig zum Zuge.

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Bayers Hakan Calhanoglu am Ball.

Es fehlte die Zielstrebigkeit in der Offensive. Immobile, Aubameyang und Reus blieben weitestgehend blass, während die Defensive mitunter Schwerstarbeit zu leisten hatte, da Leverkusen ein hohes Tempo ging, frühes Pressing betrieb und Schwarzgelb unter Druck setzte. Der starke Calhanoglu hatte mit einem Freistoß in der 18. sogar das 2:0 auf dem Fuß, zielte jedoch daneben.

Nach dem Wechsel änderte BVB-Coach Jürgen Klopp die Taktik. Eine 4-1-4-1-Grundordnung sollte für mehr Offensivaktionen sorgen, zugleich jedoch auch für mehr Stabilität in der Abwehr. Und die Systemänderung machte sich bemerkbar. Die Borussia hatte auf einmal mehr vom Spiel, kam mehrfach im Wechsel über beide Außen in Strafraumnähe, was fehlte, war aber nach wie vor der letzte Pass. Immer wieder war ein Leverkusener Abwehrbein dazwischen oder das Zuspiel einen Tick zu ungenau.

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Eine Viertelstunde vor Schluss, als der Druck des BVB ein wenig nachließ, agierte Jürgen Klopp erneut und brachte Hofmann und Großkreutz für Reus und Jojic. Zu dieser Phase wurde der Spielfluss mehr und mehr durch kleine, taktische Fouls im Mittelfeld unterbrochen. Bayer versuchte, den Vorsprung mit allen Mitteln zu halten, kam kaum noch in die Nähe des von Langerak gehüteten Tores.

Schwarzgelb hatte zumindest noch eineinhalb Chancen, als nach einem Eckball Leno den Kopfball-Aufsetzer von Ginter (84.) spektakulär klären konnte und dann auch gegen Immobile (88.) Sieger blieb. Es war der Startschuss für eine spannende fünfminütige Nachspielzeit, in der die Borussia alles nach vorne warf, durch Aubameyang (90.+4) zum Abschluss kam, am Ende aber für den Einsatz nicht belohnt wurde. Kießling traf Sekunden vor Schluss sogar noch zum 2:0.

Ausblick:
Direkt im Anschluss an das Bundesligaspiel Borussia Dortmund – Bayer Leverkusen wird die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal (Spieltermin: 28./29. Oktober) ausgelost. Am Donnerstag (28.8.) blickt die Fußball-Welt nach Monaco, wo die Auslosung der Gruppenphase der Champions League stattfindet. Einen Tag später muss der BVB in der Bundesliga auswärts beim FC Augsburg (Fr., 20.30 Uhr) ran.

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