Nach drei sieglosen Spielen in der Bundesliga hat Borussia Dortmund in der UEFA Champions League wieder sein wahres Gesicht gezeigt: Der BVB gewann beim RSC Anderlecht mit 3:0 (1:0) und thront mit der Maximalausbeute von sechs Punkten vor dem FC Arsenal (3 Punkte) an der Tabellenspitze der Gruppe D.

Vor 19.000 Zuschauern im ausverkauften Constant-Vanden-Stock-Stadion erwischte Schwarzgelb einen Traumstart und lag bereits nach drei Minuten mit 1:0 in Führung. Ciro Immobile hatte getroffen. In der ersten Halbzeit hatte mehrfach Aubameyang das 2:0 auf dem Fuß, der BVB musste darauf jedoch bis zur 69. Minute warten, ehe der eingewechselte Adrian Ramos traf. Der Kolumbianer erzielte zehn Minuten später sogar noch das 3:0. Die beste Chance für die Belgier vergab Mitrovic, der am Pfosten scheiterte (75.).

Aus Brüssel berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Nach nur einem Punkt aus den letzten drei Bundesliga-Spielen reiste der BVB in der Champions League als Tabellenführer der Gruppe D nach Anderlecht. Der RSC hatte am ersten Spieltag ein 1:1 bei Galatasaray Istanbul geholt und in der Türkei durchaus Chancen, drei Punkte mit nach Belgien zu entführen. In der heimschen Jupiler League hatten die Gastgeber noch keine Partie verloren, standen mit 21 Punkten (sechs Siege, drei Unentschieden) an der Tabellenspitze. „Wir wollen für Anderlecht der unangenehmste Gegner sein, den sie sich vorstellen können. Anderlecht ist die belgische Fußballmannschaft schlechthin, aber sie spielt nicht jeden Tag gegen Borussia Dortmund. Diesen Unterschied müssen wir deutlich machen“, hatte BVB-Coach Jürgen Klopp gefordert.

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Ciro Immobile im Kopfballduell mit Anderlechts Mbemba. Der Italiener erzielte in der dritten Minute das Tor zum 1:0.

Personalien:
Sebastian Kehl kehrte nach seinen Problemen am Sprunggelenk für Ginter in die Startelf zurück. Im Vergleich zum 1:2 im Revierderby wechselte Jürgen Klopp zudem auf drei weiteren Positionen: Sokratis spielte für Hummels, Schmelzer für Durm und Kagawa für Ramos. Im Vergleich zum 2:0-Erfolg gegen Arsenal waren es übrigens zwei Wechsel: Piszczek für Durm und Kagawa für Mkhitaryan. Nicht mit in Belgien dabei: Mkhitaryan (knöcherner Bandausriss), Blaszczykowski (Faserriss mit Sehnenbeteiligung), Gündogan (Aufbautraining), Kirch (Muskelbündelriss), Reus (Außenbandteilriss) und Sahin (Knie-OP). Der RSC wechselte zum 2:0-Sieg in der Jupiler League zwei Mal: Praet und Nuytinck standen für Colin und Heylen in der Anfangsformation.

Taktik:
Der BVB setzte wie Anderlecht auf ein 4-2-3-1-System, wobei Schwarzgelb erheblich aggressiver auftrat und den ballführenden Spieler früh attackierte und unter Druck setzte. Der RSC hatte daher Probleme im Spielaufbau, während der BVB vor allem über Großkreutz (begann links) und Aubameyang (begann rechts), die nach 20 Minuten die Seiten tauschten, immer wieder gefährlich wurde.

Spielverlauf und Analyse:
Als hätte es die drei sieglosen Bundesliga-Spiele nie gegeben: Borussia Dortmund trumpfte in der Champions League groß auf. Die Elf von Trainer Jürgen Klopp hatte wieder die Pressingmaschine angestellt, zwang Anderlecht vom Start weg zu Fehlern und überrannte die Belgier phasenweise.

Nach einer Balleroberung von Bender chippte Kagawa den Ball sehenswert über die gegnerische Abwehr, in den Lauf von Immobile, der mit seinem dritten Ballkontakt zum 1:0 (3.) traf. Für den Italiener war es in seiner zweiten CL-Partie bereits sein zweiter Treffer.

Aubameyang schießt ans Außennetz

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Shinji Kagawa bereite das Tor zum 1:0 sehenswert vor.

Die frühe Führung spielte dem BVB, der nur eines der letzten sechs Gruppenspiele in der Königsklasse verloren hatte (drei Siege), in die Karten. Aubameyang hatte nach zehn Minuten bereits das 2:0 auf dem Fuß, schoss den Ball jedoch statt ins leere Tor ans Außennetz. Kagawa und Großkreutz hatten den Angriff initiiert. Der Mann aus Gabun war es auch, der kurz darauf mit einem Schuss an RSC-Keeper Proto scheiterte (18.). Ein 2:0 für die Borussia wäre zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen, obwohl auch Anderlecht sich nicht versteckte.

Die beste Chance für die Gastgeber hatte Praet (15.), der nach einem Fehlpass von Kehl frei vor Weidenfeller auftauchte, aber in ihm seinen Meister fand. Knapp war es zuvor in der neunen Minute, als Mitrovic haarscharf im Abseits gestanden hatte, sein Treffer daher nicht zählte. Ähnlich knapp war es auch in der 26. Minute, als Großkreutz die Anerkennung eines Treffers verweigert wurde: Der 26-Jährige war nach einer Aubameyang-Flanke schneller als Proto, spitzelte den Ball an den rechten Pfosten – und von dort kullerte er ins Tor. Schiedsrichter Paolo Tagliavento (Italien) entschied jedoch auch hier auf Abseits.

Die letzte „reguläre“ Chance vor der Pause hatte Schmelzer, der aus dem Spurt eine Großkreutz-Flanke direkt nahm und Proto zu einer Parade zwang (30.). Unter dem Strich war die Führung angesichts von 8:2 Torschüssen, 4:1 Chancen und 60 Prozent Ballbesitz mehr als verdient.

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Nach dem Wechsel änderten sich ein wenig die Vorzeichen: Der RSC agierte deutlich agiler, mutiger und konnte den Ball auch mal in den eigenen Reihen halten. Bei Anderlecht blieb es jedoch bei einer Scheinüberlegenheit, denn echte Torgefahr entstand nicht - allerdings auch, weil Subotic und Sokratis hinten den Laden dicht hielten. Und da auch der BVB offensiv an die starke erste Hälfte nicht anknüpfen konnte, Kagawa weniger Ballkontakte hatte und lediglich Aubameyang (52.) zum Abschluss kam, verstrichen die ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte ohne weitere Torchance.

Adrian Ramos schnürt den Doppelpack

Jürgen Klopp reagierte, brachte Ramos für Großkreutz (65.) - und bewies ein goldenes Händchen. Denn nur vier Minuten später traf der Kolumbianer zum 2:0 (69.). Piszczek hatte den Ball scharf hereingegeben. Wer glaubte, die Partie sei entschieden, der täuschte sich. Der RSC gab nicht auf und hätte durch Mitrovic (75.) auf 1:2 verkürzen können, zum Glück rettete für den BVB aber der rechte Pfosten. Alles klar machte kurz danach erneut Adrian Ramos, der in der 79. Minute eiskalt zum 3:0 traf.

Ausblick:
Nach der sechsten Partie innerhalb von 18 Tagen empfängt der BVB bereits am Samstag (15.30 Uhr) den Hamburger SV. Der HSV hat auch unter seinem neuen Trainer Joe Zinnbauer nur einen Punkt aus den vergangenen drei Bundesliga-Spielen geholt. Allerdings: Der eine Zähler gelang beim 0:0 gegen den FC Bayern. In der Champions League geht es für die Borussia am 22. Oktober weiter, dann mit einem Auswärtsspiel in Istanbul.

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