Borussia Dortmund hat sich mit einer Niederlage in die Länderspielpause verabschiedet: In einer kampfbetonten Partie verlor der BVB gegen den Hamburger SV mit 0:1 (0:1) und hat als 13. damit den Anschluss an das obere Tabellendrittel erst einmal verpasst.

Vor 80.667 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park traf Lasogga (35.) nach einem individuellen Abwehrfehler zum ersten Saisonsieg der Hanseaten. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich für Schwarzgelb vergab Ramos (72.), der aber an Drobny scheiterte. Für den BVB war es die erste Heimniederlage gegen einen Tabellenletzten seit zehn Jahren. Zuletzt gab es am 23. Oktober 2004 ein 0:2. Gegner damals: der Hamburger SV.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Zwölfter gegen Achtzehnter. Der BVB gewann nur eines der letzten vier Bundesliga-Spiele (mit 3:1 am 13.9.2014 gegen Freiburg). Hamburg war vor dem Auftritt in Dortmund saisonübergreifend seit elf Spielen sieglos, gewann auswärts zuletzt am 27. Oktober 2013 (3:0 in Freiburg) und verlor in dieser Spielzeit vier der sechs Begegnungen. Kuriose Statistik: In den letzten zehn Jahren gelang es vier gerade frisch gebackenen HSV-Trainern (Thomas Doll, Huub Stevens, Bruno Labbadia, Mirko Slomka), ihren ersten Sieg gegen Dortmund einzufahren. Nummer fünf sollte diesmal ausbleiben, zumal Schwarzgelb nach der Niederlage in Gelsenkirchen eine Woche zuvor die Derbyscharte ausmerzen wollte.

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Mats Hummels beim Kopfball.

Personalien:
Jürgen Klopp konnte auf Sebastian Kehl zurückgreifen, der sich trotz seiner im Spiel am Mittwoch in Anderlecht (3:0) erlittenen Sprunggelenksverletzung einsatzbereit gemeldet hatte. Weltmeister Mats Hummels stand erstmals in dieser Saison in einem Heimspiel in der Startelf, Neven Subotic saß nur auf der Bank. Lukasz Piszczek erhielt im siebten Spiel binnen 22 Tagen ebenfalls eine Pause. Erik Durm verteidigte für ihn hinten rechts. Im Angriff lief „HSV-Schreck“ Adrián Ramos für Ciro Immobile von Beginn an auf. Der Kolumbianer hatte in der vergangenen Saison im Trikot von Hertha BSC in zwei Spielen gegen Hamburg drei Tore erzielt und einen Treffer vorbereitet. Nicht dabei waren: Mkhitaryan (knöcherner Bandausriss), Blaszczykowski (Faserriss mit Sehnenbeteiligung), Gündogan (Aufbautraining), Kirch (Muskelbündelriss), Reus (Außenbandteilriss) und Sahin (Knie-OP). Beim HSV waren Rajkovic (Aufbautraining), Beister (Reha nach Meniskusoperation) und Ilicevic (muskuläre Probleme) nicht an Bord.

Taktik:
Die Borussia und der HSV liefen beide in einem 4-2-3-1-System auf. Die Gäste machten dem BVB das Leben äußerst schwer, stellten die Räume sehr gut zu und nahmen Kagawa durch Behrami fast in Manndeckung. Schwarzgelb hatte lange Zeit kein geeignetes Gegenmittel und gab in Halbzeit eins gerade einmal drei Torschüsse ab.

Spielverlauf und Analyse:
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte noch unmittelbar vor dem Anpfiff bei sky gewarnt: „Gegen den HSV sind es immer enge Spiele. Es wird ein Kampfspiel, in dem Konzentration und die wirkliche Gier entscheidend sein werden.“ Schwarzgelb hatte vor allem in der ersten Halbzeit große Schwierigkeiten gegen einen Gegner, der keinesfalls wie ein Ligaschlusslicht auftrat.

HSV präsentiert sich sehr zweikampfstark

Die Hamburger präsentierten sich aggressiv, zweikampfstark, verschoben in der Defensive schnell, so dass der BVB (62 Prozent Ballbesitz) große Schwierigkeiten hatte, Anspielstationen zu finden. Oft blieb der Querpass oder der Ball zurück die einzige Möglichkeit, so dass das Spiel ausrechenbar und viel zu langsam war. Lediglich drei Torschüsse verbuchte die Borussia in Halbzeit eins, keinen mehr zwischen der 25. und 45. Minute. Auch die Passquote - normalerweise bei 78 Prozent - rutschte phasenweise auf 58 Prozent.

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Zweikampf zwischen Erik Durm und Marcell Jansen.

Doch auch die Gäste hielten sich lange Zeit in der Offensive vornehm zurück (vier Torschüsse zur Pause). Beide Mannschaften belauerten sich, kein Team wollte den ersten Fehler machen. Als Ramos auf Höhe der Mittellinie direkt in den Lauf von Hamburgs Jansen passte, wurde die erste große Unkonzentriertheit aber gleich bestraft: Jansen spielte weiter zu Müller, und der spurtete allein Richtung Tor. Durm verfolgte den ehemaligen Mainzer, zupfte auch kurz am Trikot, konnte den Pass - vorbei an Weidenfeller - in die Mitte auf Lasogga aber nicht verhindern. Der HSV-Stürmer nahm den Ball an und schoss ins leere Tor - 0:1 (35.). Der BVB ging im vierten Heimspiel damit zum dritten Mal in Rückstand. 

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Nach dem Wechsel brachte Jürgen Klopp Jojic für Bender (46.), um mehr Schwung in die Offensive zu bekommen. Der BVB tat sich jedoch weiter schwer, es fehlten zündende Ideen im Angriff. Und in der 63. Minute konnte sich die Borussia bei Roman Weidenfeller bedanken, der Westermanns Kopfball nach einem Freistoß von Holtby glänzend auf der Linie klärte und sein Team vor dem 0:2 bewahrte.

Drobny rettet gegen Ramos

Für die Hausherren schien diese Chance wie ein Weckruf zu sein. Fortan drückte der BVB aufs Tempo, erzeugte Druck im Angriff und kam zur ersten hochkarätigen Chance. Drobny war bei Ramos' Kopfball (Flanke Schmelzer) jedoch zur Stelle (72.). Schwarzgelb agierte jetzt mit der Brechstange, Jojic aus der Distanz (73.), Aubameyang (77.) über links und der Sekunden zuvor eingewechselte Immobile (78.) vergaben jedoch oder holten nur eine Ecke heraus. Zehn Minuten vor Schluss stand es nach Eckbällen 7:4, nach Toren jedoch immer noch 0:1. 

Der HSV sah sich nun Angriff auf Angriff gegenüber, konnte jedoch auch zwei Mal für Entlasung sorgen. Erst rettete Sokratis gegen einen Drehschuss von Jansen kurz vor der Linie (76.), dann zielte Holtby aus spitzem Winkel knapp neben das Tor (83.). Der BVB rannte weiter an, die Gäste verteidigten mit einem überragenden Djourou in der Innenverteidigung jedoch leidenschaftlich. Die letzte „halbe“ Chance vergab Ramos (93.).

Ausblick:
Die Bundesliga pausiert: Die nächste Partie bestreitet der BVB erst am 18. Oktober 2014 (Anstoß: 15.30 Uhr), dann beim 1. FC Köln. Zeit zum Durchschnaufen bleibt jedoch kaum, da ein Großteil der Profis auf Länderspiel-Reise geht. Bundestrainer Joachim Löw hat Hummels, Durm, Ginter und Weidenfeller für die Duelle mit Polen (11. Oktober) und Irland (14. Oktober) nominiert.

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