Es ist schon paradox: Da spielt Borussia Dortmund in der Bundesliga eine Halbzeit lang auf absolutem Champions-League-Niveau, verkauft sich beim FC Bayern trotz einer schwächeren zweiten Hälfte extrem teuer, hätte einen Punkt verdient gehabt, steht am Ende aber mit leeren Händen. Wieder einmal. Zum siebten Mal in dieser Saison.

Nach der 1:2-Niederlage beim Rekordmeister, der fünften Niederlage in Serie, rutschte der BVB in der Tabelle sogar auf Platz 17 ab. Dabei ist nach der Länderspielpause Mitte Oktober bei der Elf von Trainer Jürgen Klopp der Aufwärtstrend mehr als offensichtlich. Die Leistungen stimmen. Was fehlt, sind die Punkte. Die Ergebniskrise, von der man nicht unbedingt erwarten durfte, dass sie bei den Bayern beendet wird, geht weiter.

BVB nur noch auf Rang 17

„Es ist eine verrückte Situation, aber es ist unsere – und damit müssen wir umgehen“, sagte Jürgen Klopp. Sebastian Kehl wiederum sprach nach dem schwächsten Bundesligastart der Vereinsgeschichte von einer „sehr brenzligen Situation“. 13 Punkte beträgt der Abstand bereits zu den Rängen zwei und drei. Vom Tabellenletzten Werder Bremen (-12) trennt Schwarzgelb lediglich die Tordifferenz (-6). „Das ist für den BVB ein schwieriger Moment, aber ich weiß, dass er wieder nach oben kommt“, erklärte Robert Lewandowski, Ex-Dortmunder und Bayerns Torschütze zum 1:1 (72.).

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Zweikampf in der Luft: Robben gegen Durm.

In der Allianz-Arena stellte die Borussia den FCB 45 Minuten lange vor extrem große Probleme. Mit der gewohnten Laufintensität (insgesamt 121 Kilometer), einer beeindruckenden Zweikampfquote (63 % nach 45 Minuten), einem Roman Weidenfeller in Weltklasse-Form, aber auch mit der nötigen Coolness vor dem gegnerischen Tor, war die 1:0-Pausenführung durch Marco Reus‘ Kopfballtor verdient. Klopps taktischer Schachzug, im 4-3-3 anzutreten und meist durch Shinji Kagawa die Passwege von und für Xabi Alonso zustellen zulassen, war grandios.

„Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und alles von dem umgesetzt, was wir wollten“, analysierte Sokratis, der in den vergangenen drei Pflichtspielen auf drei verschiedenen Positionen zum Einsatz gekommen war. Jürgen Klopp sprach gar von „der besten ersten Halbzeit seit langer Zeit“. Das Dortmunder Dilemma: Es gab auch eine zweite...

„Aus eigenem Ballbesitz zu wenig gemacht“

Der FC Bayern kam mit einer gehörigen Portion Angriffswut zurück aufs Feld, verteidigte höher, kam deutlich besser in die Zweikämpfe und fand mit Jerome Boateng und Philipp Lahm auch Alternativen zum gewohnten Spielaufbau über Xabi Alonso. Der BVB wiederum ließ sich in die Defensive drängen. Entlastungen in der Offensive gab es mit Ausnahme einer Chance von Kagawa (59.) nicht. Zudem musste Mats Hummels, der bis zur Pause 71 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen hatte, aufgrund einer Bänderdehnung im rechten Fuß in der Kabine bleiben.

„Wir haben viel zu wenig Fußball gespielt. Wir sind zu wenig nachgerückt, haben zu viele lange Bälle gespielt und haben aus eigenem Ballbesitz viel zu wenig gemacht“, haderte Jürgen Klopp. „Es war klar, dass Bayern offensiver rauskommen wird, um die Niederlage zu verhindern. Wir wussten das, haben uns eigentlich auch darauf eingestellt, die Führung abzusichern“, sagte Neven Subotic.

BVB-Motor läuft in der zweiten Hälfte nicht rund

Und doch lief der BVB-Motor in der zweiten Hälfte nicht rund. „Uns ist nur ansatzweise gelungen, Torchancen zu verhindern. Und mir zwei Mal überhaupt nicht“, monierte der 25-Jährige, der an beiden Gegentoren beteiligt gewesen ist. Robert Lewandowski traf zum Ausgleich (72.), und Arjen Robben (85.) erzielte das 2:1 per Elfmeter. „Wir haben viel investiert, aber haben uns nicht belohnt. Unter dem Strich bleiben null Punkte und eine Tabellensituation, die uns alle sehr unzufrieden macht“, analysierte Sebastian Kehl.

Zeit, sich großartig Gedanken über den 17. Platz zu machen, bleibt dem BVB Gott sei Dank nicht. Bereits am Dienstag heißt es UEFA Champions  League. In der „Königsklasse“ ist die Borussia mit der Maximalausbeute von neun Zählern und 9:0 Toren das erfolgreichste Team Europas und kann mit einem Sieg gegen Galatasaray Istanbul vorzeitig die Qualifikation für das Achtelfinale perfekt machen. Neven Subotic: „Das ist die nächste Gelegenheit, allen zu zeigen, dass wir es besser können.“ (fu)