Borussia Dortmund hat am 26. Bundesliga-Spieltag in einem besonders in der zweiten Halbzeit sehr attraktiven Spiel bei Hannover 96 mit 3:2 (1:1) gewonnen. Kagawa mit seinem ersten Tor nach 1.229 Minuten (57.) und zweimal Aubameyang (19./61.) besorgten die Tore für die Schwarzgelben. Der BVB ist damit in der Liga seit sieben Spielen ungeschlagen und bleibt Tabellenzehnter, rückt aber auf einen Punkt an Bremen und Frankfurt auf den Plätzen davor heran.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

49.000 Zuschauer in der ausverkauften HDI-Arena sahen eine relativ ausgeglichene erste Halbzeit, in der Borussia Dortmund etwas weniger Spielanteile (45 Prozent) verzeichnete, aber durch Aubameyang (19.) in Führung gehen konnte. Stindl glich für offensiv eingestellte Hannoveraner aus (31.). Nach der Pause war es ein teils spektakuläres Spiel. Bittencourt flog mit Gelb-Rot vom Platz (55.). Der BVB nutzte die Überzahl zu zwei schnellen Toren durch Kagawa und Aubameyang (57./61.). Stindl brachte Hannover in der Schlussphase wieder heran (82.), doch der BVB-Sieg sollte Bestand haben.

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Ausgangslage:
Der BVB gewann drei der letzten vier Spiele gegen Hannover, in der niedersächsischen Landeshauptstadt verlor man sogar nur eines der letzten sechs Gastspiele (in der Saison 2011/12 mit 1:2). In der Bundesliga waren die Schwarzgelben zwar seit sechs Spielen ungeschlagen, kamen in den letzten beiden Begegnungen gegen Hamburg und Köln aber jeweils nicht über ein torloses Remis hinaus. Zudem musste man unter der Woche das Ausscheiden in der UEFA Champions League im Achtelfinale gegen Juventus Turin verkraften. Hannover hingegen gewann nur eins der letzten 14 Spiele und war seit neun Partien sieglos, in denen man nie zu Null spielte.

Personalien:
Drei Tage nach dem Champions-League-Spiel gegen Juve führte Jürgen Klopp seiner Mannschaft vier frische Kräfte zu. Blaszczykowski, Kirch, Kehl und Kagawa waren von Beginn an dabei. Kampl, Mkhitaryan und Bender rückten zunächst auf die Bank. Schmelzer fehlte verletzt, ebenso die weiteren Außenverteidiger Piszczek, Durm und Großkreutz. So bekam Sokratis das Mandat für die linke Abwehrseite. Den 96ern fehlten Miller, Hoffmann, Pander, Ernst, Sobiech und Karaman.

Taktik:
Hannover begegnete dem 4-2-3-1 des BVB in neu formierter 4-1-4-1-Grundordnung mit Sané als alleinigem Sechser. Auf den Halbpositionen davor agierten Stindl und Kiyotake, Bittencourt und Briand auf den Flügeln. Offensiv waren die Niedersachsen auf Flexibilität getrimmt, defensiv machten sie mit den beiden Viererketten und Sané dazwischen als „Staubsauger“ die Räume eng. Dagegen fand Borussia mit Kurzpässen spielerische Mittel.

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Oliver Kirch im Kampf um den Ball.

Spielverlauf & Analyse:
Anders als gegen Hamburg und Köln war der BVB nicht von Beginn an gezwungen, das Spiel zu machen. Hannover versuchte es selbst, war in den ersten zwanzig Minuten auch die etwas aktivere Mannschaft, konnte gegen defensiv gut sortierte Borussen aber zunächst nichts ausrichten. Die hingegen sicherten ab, warteten auf ihre Chancen und versuchten, durch schnelles Umschalten zum Erfolg zu kommen.

Zieler verhinderte die BVB-Führung schon nach knapp 50 Sekunden mit einem starken Reflex gegen Blaszczykowski , auch Kagawas Schuss halblinks aus dem Strafraum kam nur nicht aufs Tor, weil Marcelo im letzten Moment sein Bein dazwischen bekam  (11.). Acht Minuten später leitete Kuba dann den nächsten Angriff ein, indem er von der Seitenlinie quer ins Zentrum passte. Kehl ließ klug durch, Reus konnte starten und durch die Lücke für Aubameyang  auflegen, der aus 15 Metern direkt unten links vollendete. Nichts zu Halten diesmal für Zieler, 1:0 für Borussia.

Die 96er ließen die Köpfe aber nicht hängen und kamen schon kurz darauf zurück ins Spiel. Ein Borusse verlor an der Mittellinie unter Druck den Ball an Kiyotake, der den gestarteten Bittencourt in Szene setzte. Der Ex-Dortmunder startete über links mit hohem Tempo in den Strafraum, um dann auf Höhe des Elfmeterpunkts quer zum einschussbereiten Stindl zu legen. Der ließ sich nicht zweimal bitten und schob die Kugel unten rechts ins Tor (31.).

Wendepunkt nach 55 Minuten

Bis zur Halbzeit schaffte es der BVB nicht mehr richtig, für Entlastung zu sorgen. Wenige Minuten nach dem Ausgleich hätte Bittencourt sogar das Spiel zugunsten Hannovers drehen können, verzog aber frei vor Weidenfeller völlig (34.). Aubameyang tauchte auf der anderen Seite nach schöner Vorarbeit noch mal gefährlich vor Zieler auf. Er konnte den Ball mit dem Knie zwar am Hannoveraner Keeper vorbei, nicht aber im Kasten unterbringen (37.).

Hannover vergab nach Wiederanpfiff zunächst erneut die große Chance auf die Führung, weil Hummels einen Kopfball von Joselu im allerletzten Moment mit dem Kopf auf der Linie klärte (53.). Die darauf folgenden acht Minuten sollten dann den Weg zum Auswärtssieg der Westfalen ebnen. Bittencourt, der bereits in der 49. Minute gegen Kuba zu spät kam und verwarnt wurde, haute Kehl im Mittelfeld übermotiviert um. Schiedsrichter Brych zeigte ihm folgerichtig die Gelb-Rote Karte (50.). Der Wendepunkt zu Gunsten von Borussia Dortmund.

Kagawa wie in alten Zeiten

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Nach 55 Minuten zeigt Schiri Brych dem hannoveraner Bittencourt die Gelb-Rote Karte.

Denn nur zwei Minuten später nutzte Kuba den freien Raum auf der rechten Seite, zog einen langen Sprint aus der eigenen Hälfte bis zum Sechzehner Hannovers an, um dort den perfekt getimten Pass auf den kreuzenden Reus zu spielen. Der hob kurz den Kopf, legte vor dem herauseilenden Zieler in die Mitte zu Kagawa, der ohne Probleme zum 2:1 einschob (57.). Das erste Bundesliga-Tor des Japaners seit mehr als 1.200 Minuten!

Der Jubel bei Kagawa kannte keine Grenzen und sollte wenig später sogar noch gesteigert werden. Diesmal glänzte er als Vorbereiter mit einem absoluten Zuckerpass: Mit dem Außenrist legte er die Kugel von links hinter der Abwehrreihe entlang auf den langen Pfosten. Dort vollendete Aubameyang per Flugkopfball zum 3:1 (61.). Sokratis hätte beinahe auf 4:1 gestellt, doch Zieler parierte abermals grandios mit dem Fuß (76.). Gleiches galt für den 96-Keeper im Duell mit Reus, der von Kuba bediente wurde und frei vor Zieler abzog. Der fuhr das Bein aus und lenkte den Ball im letzten Moment an den linken Pfosten (80.).

So musste Borussia in der Schlussphase noch mal um den Sieg zittern, denn Stindl brachte die Gastgeber mit einem Hammer aus 17 Metern ins obere linke Eck wieder ran (82.). Im Strafraumgetümmel vergaben Kehl und Sokratis vier Minuten vor Schluss erneut die Entscheidung (86.). Eine Minute später legte Albonorz einen Ball von rechts gefährlich vor das Tor, wo Weidenfeller aber klärte.

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Ausblick:
Die Bundesliga macht Länderspielpause, so dass es für Borussia Dortmund erst am Osterwochenende weitergeht. Am Karsamstag (4. April, 18:30 Uhr) steht der Kracher gegen den FC Bayern München im SIGNAL IDUNA PARK an, ehe es nur drei Tage später (Di., 7. April, 20:30 Uhr) im DFB-Pokal zuhause gegen die TSG Hoffenheim um den Einzug ins Halbfinale geht.

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