Interview
Lars Ricken: „Wir wollen diese Leistungskultur“
Lars Ricken über die Eindrücke des Trainingslagers:
„Wir reden immer von Leistungskultur und Leistungsbereitschaft. Das finden wir hier gerade vor. Jeder Spieler ist motiviert, die Jungs wollen erfolgreich sein, sie geben alle Gas. Durch die Neuzugänge haben wir eine Konkurrenzsituation, bei der um die Plätze gekämpft wird. Diese Leistungskultur wollte ich, die wollte der Verein, Nuri wollte sie und am Ende wollen sie auch die Spieler. Nur so werden wir besser.“
… die ersten Wochen in neuer Position:
„Sehr turbulent. Wir haben in Mats Hummels und Marco Reus zwei Identifikationsfiguren verloren, die lange Jahre für Leistung standen. Auch Jadon Sancho und Ian Maatsen waren zwei absolute Qualitätsspieler. Dann hat sich unser Trainer entschieden, nicht mehr weiterzumachen. Das heißt, es kam noch ein neuer Trainer mit seinem ganzen Trainerstab. Wir haben auch in der sportlichen Führung eine neue Konstellation mit Sebastian Kehl, Sven Mislintat und mir. Es war einiges zu tun, und das Hauptaugenmerk in dieser Phase lag auf der Kaderplanung. Die Transfers, die wir getätigt haben, haben viel Zeit in Anspruch genommen. Das war sehr herausfordernd, aber wir sind ein gutes Team und es macht Lust auf mehr.“
… die Arbeit von Nuri Sahin:
„Ich habe schon einmal gesagt, dass er aufgrund seiner Vita kein normaler 35-Jähriger ist. Auf unserem Trainingsplatz steht eine absolute Persönlichkeit, die vorlebt, was notwendig ist, um erfolgreich zu sein. In jeder freien Minute steht er mit den Spielern zusammen, unterhält sich mit dem Funktionsteam, den Athletiktrainern, den Ärzten. Sie bereiten nicht nur das Training oder Spiel vor, sondern reflektieren auch extrem viel, teilweise bis tief in die Nacht. Auf dem Platz ist er sehr fordernd, laut, dominant. Er korrigiert immer wieder, lobt aber auch sehr viel. Wichtig ist auch, sehr fair und respektvoll den Spielern gegenüber zu sein. Er gibt allen Spielern die Möglichkeit, hier ihr Leistungspotenzial zu zeigen, es auszuschöpfen. Da baut er auch ein Klima des Vertrauens auf, was aber auch gleichzeitig Verpflichtung für die Spieler ist, sich selber in die bestmögliche Verfassung zu bringen. Ich bin extrem zufrieden mit seiner Arbeit.“
... die Transferperiode:
„Ich bin sehr zufrieden, denn wir haben die Transferziele Nummer Eins auf den jeweiligen Positionen alle umgesetzt. Waldemar Anton, Pascal Groß und Serhou Guirassy hatten wir schon vor ein paar Monaten als unsere Transferziele definiert. In der Zwischenzeit kam mit Nuri ein neuer Trainer und als er von unseren Plänen erfahren hat, hat er auch zugestimmt. Auch bei Yan Couto sind wir uns alle einig, dass wir wirklich in Qualität investiert haben. Alle vier Spieler hatten wir uns vorgenommen und ich bin extrem zufrieden, dass wir die vier auch umsetzen konnten.“
… die Nachwuchsspieler:
„Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir gerade vier U19-Spieler bei uns im Kader haben, mit Kjell Wätjen, der ja auch schon gespielt hat, Paris Brunner, Cole Campbell und jetzt auch noch Almugera Kabar. Nachdem wir Tom Rothe abgegeben haben, haben wir uns entschlossen, ihn nicht nur zum Spiel nachreisen zu lassen, sondern er wird jetzt auch dabei bleiben. Es ist natürlich eine mutige Entscheidung, eine mutige Lösung, aber ich glaube, dafür müssen wir auch stehen, den Jungs diese Möglichkeit bei uns zu geben. Mit Filippo Mane haben wir auch noch einen Innenverteidiger, der gerade erst aus der U19 gekommen ist.“
… Saisonziele:
„Theoretisch gibt es relativ viele Möglichkeiten mit der Deutschen Meisterschaft, dem DFB-Pokal und natürlich auch mit der Klub-WM und der Champions League. Vor ein paar Wochen waren wir ja noch im Finale. Das ist jetzt meine erste Transferperiode. Warum sind alle Spieler zum BVB gekommen? Natürlich, weil es ein geiler Verein ist, weil sie es großartig finden, für Borussia Dortmund in unserem Stadion vor über 80.000 Zuschauern zu spielen. Aber am Ende sind sie auch zu Borussia Dortmund gekommen, weil sie um Titel mitspielen wollen. Und auch bei den Spielern, die schon da sind, ist es dasselbe. Wir wollen nicht nur um Titel spielen, sondern am Ende wollen wir natürlich auch einen gewinnen. Das ist unsere Haltung. Ich kann keinen Titel versprechen, aber ich muss auch keinen ausschließen.“
… die Konkurrenz in der Bundesliga:
„Vielleicht haben wir zur Zeit die spannendste Liga in Europa. Bayern München hat wieder viel investiert. Die Leverkusener konnten ihren Kader gut zusammenhalten, haben auch die eine oder andere Verstärkung vorgenommen. Dort geht keiner davon aus, dass sie jetzt nicht mehr oben mitspielen werden. Leipzig hat auch ganz klar für sich den Anspruch, oben mitzuspielen und Titel zu holen. Die Stuttgarter waren auch noch vor uns, das wird auch wieder ein harter Kampf werden. Insofern sind wir als Tabellenfünfter gerade ein Stück weit auch der Herausforderer. Am Ende wollen wir natürlich auch mal mit einem Titel nach Hause gehen. Wir waren jetzt zweimal kurz davor mit der Meisterschaft, mit der Champions League und jetzt wollen wir natürlich den nächsten Schritt gehen.“
Aufgezeichnet von Christina Reinke