24/25, Bundesliga, Bundesligasaison, Veranstaltung
Donnerstag 23.01.2025, 1. Fussball - Bundesliga Saison 24/25 -  in Dortmund, .BV Borussia Dortmund - Veranstaltung zum Tag gegen das Vergessen „Von Dortmund nach Auschwitz“....Copyright:.Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA.Rheinlanddamm 207-209.44137 Dortmund..(NO IPTC-stripping allowed).EDITORIAL USE ONLY

Story

„Tag gegen das Vergessen“: Von Dortmund nach Auschwitz

Ausschwitz gilt als Synonym für den nationalsozialistischen Massenmord an Juden und anderen Verfolgten und bis heute als Schandmal der deutschen Geschichte. Mit der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers am 27. Januar 1945 endete das Grauen. Diesem historischen Ereignis widmet der BVB seit Jahren den „Tag gegen das Vergessen“. Die Schilderungen der aus Dortmund nach Auschwitz Deportierten gingen den Besuchern im BORUSSEUM zum 80. Jahrestag der Befreiung sichtlich nahe. 

So still wie an diesem Abend ist es selten im Dortmunder Vereinsmuseum. Als BVB-Geschäftsführer Lars Ricken, Frauenfußball-Abteilungsleiterin Svenja Schlenker und weitere Mitarbeiter und Vereinsmitglieder zu Beginn des bedrückenden Abends in einem Video an die vielen Dortmunder erinnern, die in Konzentrationslagern ermordet wurden, sind die 125 Besucher im voll besetzten BORUSSEUM tief bewegt. „Vom Südbahnhof wurden im Jahr 1942 und 1943 fast 2000 Dortmunder Jüdinnen und Juden deportiert. Im März 1943 auch nach Auschwitz. Das waren Menschen aus unserer Stadt“, sagt Ricken.  

Bereits zum 14. Mal trägt Borussia Dortmund mit einer Veranstaltung zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz dazu bei, dass diese Gräueltaten nicht in Vergessenheit geraten. „Es war noch nie so wichtig wie jetzt. Wir stehen kurz vor einer für unsere Demokratie wichtigen Wahl“, kommentierte BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow mit Verweis auf den wachsenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft und die nahe Bundestagswahl am 23. Februar. 

Dass dieser musikalisch von Dr. Maik Hester begleitete Abend tiefe Emotionen hinterlässt, ist vor allem Daniel Lörcher und Dr. Andreas Kahrs zu verdanken. In mühsamer Kleinarbeit haben die Geschäftsführer der what matters gGmbH im Filmarchiv der Shoah Foundation Aussagen von Betroffenen aus Dortmund und Umgebung zusammengetragen. Während der Dreharbeiten zu „Schindlers Liste“ hatten Überlebende den Wunsch geäußert, ihre Erinnerungen vor der Kamera erzählen zu dürfen. Dies veranlasste den Regisseur Steven Spielberg, 1994 ein Projekt zur Dokumentation von Zeitzeugenberichten über den Holocaust ins Leben zu rufen.  

24/25, Bundesliga, Bundesligasaison, Veranstaltung
Donnerstag 23.01.2025, 1. Fussball - Bundesliga Saison 24/25 -  in Dortmund, .BV Borussia Dortmund - Veranstaltung zum Tag gegen das Vergessen „Von Dortmund nach Auschwitz“....Copyright:.Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA.Rheinlanddamm 207-209.44137 Dortmund..(NO IPTC-stripping allowed).EDITORIAL USE ONLY

Auch Julius Goldstein, 1914 in Dortmund-Scharnhorst geboren, nutzte die Gelegenheit, seine unglaubliche Biografie zu schildern. Schon als Schüler Mitte der 20er-Jahre bekam er den Antisemitismus zu spüren, als ihn ein Lehrer grundlos aus der Klasse warf. Dass die NSDAP am Ende des Jahrzehnts bei Wahlen Millionen von Stimmen gewann und Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, versetzte Goldstein in große Sorge, aber noch nicht in Panik: „Trotz dieser Gefahr habe ich die ganze Grausamkeit und Ungeheuerlichkeit der Nazi-Verbrechen nicht vorausgesehen.“ 

Dennoch floh der in der kommunistischen Jugend aktive Jude nach Frankreich und kämpfte später in den Internationalen Brigaden in Spanien gegen den Faschismus. Er wurde verhaftet und über Frankreich nach Auschwitz deportiert. Dort erfuhr er am ersten Tag von der Existenz der Gaskammern. 

Dem Tod in einer dieser Kammern entging er vermutlich nur, weil er sich einem Arbeitskommando in einem etwa zehn Kilometer entfernten Bergwerk anschloss. „Es war wie auf einem Sklavenmarkt“, kommentierte Goldmann die unwürdigen Arbeitsbedingungen.  

Schon der Transport nach Auschwitz kostete vielen das Leben. Der 1926 im sauerländischen Schmallenberg geborene Hans Frankenthal schildert die unwürdigen Zustände in den Viehwaggons, die die Nazis dafür benutzten. Zusammen mit etwa 65 bis 70 anderen Häftlingen wurde der zuvor als Zwangsarbeiter im Straßenbau eingesetzte Jude am Morgen des 1. März 1943 am damaligen Dortmunder Südbahnhof in einen dieser Waggons gepfercht. Erst am späten Abend des 3. März trafen sie im Konzentrationslager ein. „Es gab Tote und sogar eine Geburt in diesem Waggon“, sagte Frankenthal.   

24/25, Bundesliga, Bundesligasaison, Veranstaltung
Donnerstag 23.01.2025, 1. Fussball - Bundesliga Saison 24/25 -  in Dortmund, .BV Borussia Dortmund - Veranstaltung zum Tag gegen das Vergessen „Von Dortmund nach Auschwitz“....Copyright:.Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA.Rheinlanddamm 207-209.44137 Dortmund..(NO IPTC-stripping allowed).EDITORIAL USE ONLY

Eine ähnliche Odyssee erlebte der in Brambauer geborene Ernst G. Lion: „Ein paar Eimer waren für die körperliche Erleichterung bereitgestellt worden. Aber es gab kein Essen oder Wasser. Ich mutmaßte, dass es sich nur um eine kurze Fahrt handeln könnte. Diejenigen, die sich in der Mitte des Wagons wiederfanden, mussten stehen, bis sie vor Schwäche umfielen. Es war nicht genug Platz, damit all diese Menschen sitzen konnten.“     

Auch nach Kriegsende bekamen die überlebenden KZ-Rückkehrer noch Antisemitismus zu spüren. „Alle Steine, die in Bewegung gesetzt werden konnten, wurden uns vor die Füße gerollt. Da merkten wir erst, dass dieses katholische Sauerland dachte, jetzt wo die Juden tot sind, sollen auch keine wieder hier groß werden“, sagte der Schmallenberger Frankenthal. „Wenn die Sprache auf die Judenverfolgung in Auschwitz kam, wurde es noch extremer. Davon wusste angeblich keiner etwas – kein einziger. Selbst bei Gleichaltrigen oder Freunden war das Thema tabu.“ 

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ist der Antisemitismus noch immer allgegenwärtig. Für Dr. Reinhold Lunow ist das ein Grund mehr, auch in Zukunft mit dem „Tag gegen das Vergessen“ dagegen anzuarbeiten. „Es kann auch in dieser Stadt wieder passieren, wenn wir nicht hellwach sind“, warnte der BVB-Präsident.

Weitere News