„Die hohe Integrationskraft des Sports nutzen“ – das hat sich das vor einem Jahr gegründete Dortmunder Bündnis des bundesweiten Integrationsprogramms „Willkommen im Fußball“ auf die Fahnen geschrieben. Die Erfolge sind sichtbar. Und hörbar.

„Der Fußball ist tief in unserer Gesellschaft verankert und genießt große Aufmerksamkeit. Er ist in der Lage, Botschaften in die tiefsten gesellschaftlichen Schichten zu schicken“, betont Dr. Reinhard Rauball: „Fußball bringt Menschen unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Herkunft zusammen und kann so einen wertvollen Beitrag zur Integration leisten. Die gesellschaftspolitisch Verantwortung des Fußballs ist erkannt und wird gelebt.“

„Auch jenseits des Fußballs zukunftsweisend“

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Daniela Schadt und Reinhard Rauball besuchten den TSC Eintracht. (Fotos: Guido Kirchner)

Der Präsident von Borussia Dortmund und des Ligaverbandes betrat vertrautes Terrain an der Victor-Toyka-Straße. Hier hat der TSC Eintracht seine Heimat, hier ist Dr. Rauball seit über 55 Jahren aktives Vereinsmitglied. Hier wird Integration gelebt. „Sie ist organisch in Vereinen verankert“, betont TSC-Vorsitzender Alexander Kiel: „Unser Anspruch ist es, möglichst vielen Menschen das passende Sportangebot zu bieten, und dazu zählen auch und besonders Geflüchtete.“

In Dortmund arbeiten Vereine und Institutionen Hand in Hand, um junge Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren. Der TSC Eintracht stellt für das Bündnis Trainingsplatz und Schulungsräume zur Verfügung, steuert das Mittagessen bei, die Walter-Blücher-Stiftung knüpft Kontakte zu Schulen sowie Behörden, sorgt für Betreuung durch einen Sozialarbeiter, und der BVB ist über seine Stiftung „leuchte auf“ im Boot, stellt einen Trainer ab, hilft mit Sportkleidung, Lernmaterial und auch mit einer gewissen finanziellen Förderung.

Daniela Schadt – Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung – hat als Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck einen gewissen Blick für politische Abläufe und zeigt sich angesichts der Erfolge der bundesweit 21 Bündnisse „begeistert von der Struktur in diesem Projekt. Das ist auch jenseits des Fußballs zukunftsweisend. Hier kann man lernen, was eine bessere Vernetzung von ehrenamtlichen Akteuren und öffentlichen Stellen bewirken kann“.

„Ohne Sprache kann man nicht leben“

Einmal pro Woche bietet das Bündnis bis zu 25 jugendlichen Flüchtlingen im Alter von 17 bis 20 Jahren neben einem kostenfreien Fußballtraining einen einstündigen Deutschunterricht an, der bemerkenswerte Erfolge zeigt. „Deutsch ist schwer, aber nicht unmöglich zu lernen“, sagt Mennif Saeed – und ziemlich genau so, wie es hier niedergeschrieben steht. „Wir spielen in diesem Projekt nicht nur Fußball, sondern lernen auch Deutsch. Das hilft uns, mit anderen Kontakt zu haben“, meint der aus dem Irak geflohene junge Mann. Der aus Syrien stammende Mohamed Omar fügt hinzu: „Man muss sprechen. Ohne Sprache kann man in Deutschland nicht leben.“

Ihr Coach Marvin Mainoo-Boakye kann sich gut „in ihre Lage hineinversetzen“. Der Co-Trainer von Borussia Dortmunds U14 ist „mit zehn Jahren nach Deutschland gekommen. Ich konnte kein Wort Deutsch. Mir hat der Fußball viel gegeben. Das ist das, was ich zurückgeben möchte. Und es macht mir viel Spaß.“

Cramer: „Nicht alleine losmarschiert“

Bereits im Herbst 2014 hatte die DFL der Bundesregierung die Idee für ein solches Projekt vorgetragen, berichtet Dr. Rauball: „Die Bundesliga-Stiftung und andere wie leuchte auf spüren das Verantwortungsbewusstsein derer, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“ Entstanden sind bundesweit 21 Initiativen dieser Art. „Wir sind nicht alleine losmarschiert, sondern haben uns mit anderen wie dem TSC Eintracht zusammengefunden, um dieses Projekt gemeinsam zum Fliegen zu bringen. Es zeigt, welche Kraft der Fußball entfachen kann“, erläutert Carsten Cramer, Stiftungsvorstand von leuchte auf: „Unsere Fans sind sehr engagiert, wenn es um Integration geht.“

Daniela Schadt hat viel Positives mitgenommen, als sie nach gut zwei Stunden in den ICE zurück nach Berlin steigt. „Mannschaftssportarten und das Vereinsleben eignen sich sehr gut, um kulturelle, sprachliche oder gesellschaftliche Hürden zu überwinden“, sagt die Frau an der Seite unseres Bundespräsidenten.
Boris Rupert