Als Stadionsprecher Norbert Dickel um 15.24 Uhr begann, die Mannschaftsaufstellung zu verlesen, ließ er zwischen Torwart Roman Bürki und der Nummer 15, Jeremy Toljan, eine Lücke. Erst eine gute Minute später, beim letzten und elften Borussen, rief er ins Mikrofon: „Nach 259 Tagen ... mit der Nummer elf: Marco ...“

Der Signal Iduna Park erbebte in diesem Moment in seinen Grundfesten. Dass aus 73.000 schwarzgelben Kehlen intonierte „Reus“ war so laut, dass es wohl noch kilometerweit zu hören war.

Nach achteinhalb Monaten Pause, nach genau 259 Tagen, feierte Marco Reus ein umjubeltes Comeback. Vier Torschüsse bereitete er vor, darunter gleich in der ersten Minute die gute Chance für André Schürrle. Und auch am 1:0 war der Rückkehrer entscheidend beteiligt, als er in der 49. Minute den Ball zu Christian Pulisic spielte, der für Michy Batshuayi auflegte.

„Es war sehr aufregend, es war sehr schön, wieder bei der Mannschaft zu sein und die Atmosphäre zu spüren. Ich habe mich sehr gefreut und bin glücklich, dass wir das mit einem Heimsieg gekrönt haben“, sagte der 28-Jährige, der sich am 27. Mai 2017 im Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt im Laufduell mit Timothy Chandler das Kreuzband gerissen hatte. Es war im Verlauf jener Szene, in der Reus das 1:0 eingefädelt hatte.

„Erfreulich“, aber „nicht überraschend“ empfand Trainer Peter Stöger das gelungene Comeback seiner Nummer elf: „Wir haben ihm nach der schweren Verletzung eine relativ lange Zeitspanne im Training gegeben und waren uns relativ sicher, dass das heute funktionieren kann.“

Nach 70 Minuten wechselte Stöger Reus aus – und Siegtorschütze Mario Götze ein. „Das Risiko hinsichtlich der Muskulatur lässt sich nur schwer einschätzen. Vielleicht hätte er es auch über 90 Minuten geschafft“, sagte der Trainer. Sein Fazit: „Es war richtig gut – ein richtig gutes Gefühl für uns, wahrscheinlich ein super Gefühl für ihn.“

Als Reus im November 2016 nach fünf Monaten Pause wegen einer Schambein-Entzündung zurückkam und beim 8:4 gegen Legia Warschau an fünf Toren beteiligt war (drei Treffer, zwei Vorlagen), hatte er seine Comeback-Qualitäten eindrucksvoll untermalt. Auch heute waren sich die Beobachter einig: Reus war der Beste in einer Dortmunder Mannschaft, die hart ringen musste um den Sieg. „Wenn man nach acht Monaten wiederkommt, kann man nicht erwarten, dass man alles in Grund und Boden spielt“, sagte der 28-Jährige nach der Partie und merkte an: „Wir müssen uns als Team weiter stabilisieren und die kleinen Schritte erfolgreich absolvieren.“ Reus‘ Fazit: „Ich nehme das Positive mit.“
Boris Rupert

BVB total!-Video: Marco Reus im Interview