Alles wieder auf Null. Nach dem achten Spieltag trennen den Tabellenersten und den Tabellenneunten gerade einmal zwei Zähler. Vizemeister Borussia Dortmund ist nach dem 1:0 gegen Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach wieder voll im Geschäft, punktgleich mit Bayern und Leipzig, einen Zähler hinter der Pole-Position.

Also alles gut? „Das war der erste Schritt in die Richtung, in die wir wollen“, sagte Marco Reus am Samstagabend. Er selbst war ein Symbol für den Sieg, der einer geschlossenen Mannschaftsleistung entsprang, verdient, aber auch hart erarbeitet war. Reus‘ Einsatz stand wegen eines Infekts lange auf der Kippe. Der Kapitän biss auf die Zähne, hielt inklusive Nachspielzeiten 99 Minuten lang durch, lief fast zwölf Kilometer – und erzielte das Siegtor!

Schwarzgelb hatte den Kampfanzug ausgepackt. Es galt nicht nur, personellen Rückschlägen zu trotzen – Torjäger Paco Alcácer plagten nach auskurierten Achillessehnen-Beschwerden weiterhin muskuläre Probleme, Mario Götze fehlte erkrankt, ebenso Marcel Schmelzer lädiert –, sondern einen Negativlauf in Form von drei Unentschieden zu beenden. Und das gegen eine Mannschaft, die einen positiven Lauf hatte, gerade auswärts.

Mit Leidenschaft ging Borussia Dortmund die Aufgabe an. „Wir waren aggressiv im Spiel“, befand Reus. Schwarzgelb fand die nötige Balance zwischen Angriff und Absicherung. Ab der 29. Minute gestattete es Gladbach bis zur Schlussphase wenige nennenswerte Torgelegenheiten, und doch mussten zunächst Roman Bürki und nach dessen verletzungsbedingter Auswechselung Marwin Hitz mit jeweils einer überragenden Tat das „zu Null“ sichern. Auf der anderen Seite verhinderte der dritte Schweizer im Torhüter-Trio, Gladbachs Yann Sommer, mit einer überragenden Flugeinlage gegen Mats Hummels‘ wuchtigen, platzierten Kopfball ein weiteres Gegentor.

Bei 20:13 Torschüssen und 11:7 Torchancen war der Sieg für den BVB verdient. „Insgesamt hatten wir mehr Möglichkeiten als Gladbach, auch wenn sie am Ende viel Druck gemacht haben“, bilanzierte Lucien Favre.„Das war teilweise sehr wild. Wir sollten vorher das 2:0 machen.“ Die Gelegenheiten waren da, die Tore fielen auch, doch im Vorfeld des Hazard-Treffers in der 33. Minute war Reus‘ Hacke offenbar im Abseits, den durch Julian Brandt erfolgreich abgeschlossenen Konter zum vermeintlichen 2:0 in der 84. Minute pfiff der Referee nachvollziehbar zurück, weil Reus (im Abseits) die Schussbahn kreuzte.

Die Tabellensituation ist wieder okay – so schnell kann’s gehen im Fußball –, ein Top-Spiel jagt nun das nächste. Am Mittwoch Mailand, am Samstag das Derby, und dann kommt auch schon wieder Gladbach, dann im DFB-Pokal. „Die nächsten Wochen werden turbulent; da treffen wir in kurzer Zeit auf viele gute Mannschaften“, sagte Julian Brandt. Wolfsburg, erneut Mailand, schließlich die Partie in München komplettieren die Sieben-Spiele-Serie binnen 21 Tagen. Marco Reus: „Da wird sich dann zeigen, in welche Richtung es für uns geht.“

Der Weg nach oben ist wieder offen.
Boris Rupert