Borussia Dortmund hat sich am 4. Spieltag der UEFA Champions League mit einem 3:2 (0:2)-Erfolg über Inter Mailand wieder in eine gute Ausgangsposition im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale gebracht. In einer spektakulären Aufholjagd machte der BVB einen 0:2-Pausenrückstand wett. Julian Brandt und Doppeltorschütze Achraf Hakimi sorgten mit ihren Treffern für einen großen Fußballabend.

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Es berichtet Boris Rupert

66.099 Zuschauer im ausverkauften Signal Iduna Park erlebten einen Champions-League-Abend mit dem ganz großen Happy-End. Schon in der ersten Halbzeit machte der BVB ein gutes Spiel, fing sich aber zwei unnötige Tore zum 0:2, verpasste auf der anderen Seite selbst zwei Hochkaräter. In der zweiten Hälfte spielte Borussia auf die Südtribüne und kam durch Hakimi (51.) und Brandt (64.) zum Ausgleich. In der 77. Minute gelang dem überragenden Hakimi sogar das 3:2.

Ausgangslage: 
Inter hatte das Hinspiel vor drei Wochen mit 2:0 gewonnen und nach Punkten mit dem BVB gleichgezogen. Mit vier Zählern aus den ersten drei Partien und einer ausgeglichenen Bilanz (ein Sieg, ein Remis, eine Niederlage) ging Borussia in diese richtungsweisende Partie. „Wir können die Tabelle lesen“, hatte Julian Brandt vor der Begegnung geäußert.

Personalien: 
Drei Tage nach dem Ligaspiel gegen Wolfsburg (3:0) veränderte Favre seine Startelf auf fünf Positionen. Bürki, Schulz, Witsel, Sancho und Götze begannen anstelle von Hitz (Rückenbeschwerden), Piszczek, Guerreiro, Dahoud (alle Bank) sowie Reus (Sprunggelenk).

Taktik:  
Im Gegensatz zum Hinspiel (3-4-3) startete der BVB in der gewohnten 4-2-3-1-Grundordnung mit Hakimi und Schulz auf den Außenpositionen der Viererkette. Sie wurden im Aufbau sofort angelaufen von Biraghi bzw. Candreva, die wiederum einrückten in den Abwehrverband, wenn Borussia die Mittellinie überschritten hatte. Inter defensiv also in einer 5-3-2-Formation. Offensiv wechselten die Italiener in ein 3-1-4-2.

Spielverlauf & Analyse:
Schlechter hätte das Spiel nicht beginnen können: Nach einem Befreiungsschlag von Candreva rechts am eigenen Strafraum rutschte Akanji auf Höhe des Mittelkreises im Kopfballduell mit Martinez weg. Der Argentinier, schon im Hinspiel nach einem schnellen Durchbruch Schütze des 1:0, hatte praktisch freie Bahn, denn Hummels konnte mit einer solchen Entwicklung nicht rechnen und somit Martinez nicht entscheidend folgen. Der blieb vor dem Tor eiskalt und schoss nach vier gespielten Minuten unhaltbar zum 0:1 ein.

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Nach gut zehn Minuten hatte sich der BVB von diesem Schock erholt, startete strukturierte, schnelle Angriffe auf das Tor der Italiener – und hätte früh zum Ausgleich kommen können. Nach Brandts Verlagerung auf den rechten Flügel legte der stürmende Außenverteidiger Hakimi quer auf Götze, der den Ball technisch stark verarbeitete und aus der Drehung sofort abschloss. Torwart Handanovic verhinderte jedoch das 1:1. Den Abpraller köpfte Schulz links am Gehäuse vorbei.

Dortmund drückte, Inter konterte, setzte immer wieder Nadelstiche, traf in Person von Lukaku den Pfosten. Ein Treffer hätte aber nicht gezählt – Abseits in der 23. Minute. 71% Ballbesitz, 55% gewonnene Zweikämpfe, aber 3:4 Torschüsse lauteten die Zahlen in dieser Phase des Spiels, dem Hakimi seinen Stempel aufdrückte. Der Marokkaner bekleidete praktisch zwei Positionen. Fast alle Angriffe liefen über ihn.

Der BVB war gut im Spiel. Erzwang Ballverluste des Gegners im Aufbau: Hazard fing einen Aufbaupass ab und kam im Doppelpass mit Brandt zum Abschluss. Sein Schuss war dann aber nicht platziert, nicht wuchtig genug, um Handanovic vor ernsthafte Probleme zu stellen (35.).

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In einer Phase, als Inter versuchte, das Spiel zu beruhigen, fiel das 0:2. Brozovic wurde im Aufbau nicht energisch genug von Götze und Brandt attackiert, konnte so auf die linke Seite spielen zu Martinez. Der verlagerte auf Höhe der Mittellinie das Spiel auf rechts zu Candreva, der völlig freie Bahn hatte, zurücklegte auf Vecino, der aus 13 Metern platziert ins linke Eck traf (40.).

Noch vor der Pause hätte der BVB zum Anschluss kommen und seine Aktien verbessern können. Handanovic klärte überragend gegen Sancho, der Schulz‘ Hereingabe Richtung Torwinkel gebracht hatte (45.), Witsel verfehlte das Tor aus 18 Metern um wenige Zentimeter (45.+1), und schließlich verpasste Hazard Götzes Hereingabe, die dennoch gefährlich wurde: Handanovic verhinderte mit Mühe und mit den Knien das 1:2.

Obwohl die Mannschaft die erste Halbzeit mit 0:2 verloren hatte, wurde sie mit viel Applaus vor dem Anpfiff des zweiten Durchgangs begrüßt, der fünf Minuten später zu einem Jubel-Orkan wurde, als Hakimi Götzes Hereingabe zwar nicht richtig traf, die Kugel aber zum 1:2 über die Linie rutschte. Wenn Handanovic mit gezielten Aktionen schon nicht beizukommen war, dann eben auf unkonventionelle Weise. Brandt und Hazard hatten den Treffer eingefädelt.

Borussia entfachte nun einen Dauerdruck. Mailand wankte, fiel aber noch nicht, auch weil Witsel eine von Brandt mit dem Kopf verlängerte Hazard-Flanke links am Fünfmetereck haarscharf verpasste (55.). In der 64. Minute kam Alcácer für den starken Götze. Keine fünf Sekunden auf dem Platz fing der Spanier einen Einwurf von Candreva ab, passte direkt auf Brandt, der von links in den Strafraum lief und aus spitzem Winkel zum 2:2 einschoss.

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Und weiter ging’s. Alcácer verpasste Hakimis Hereingabe haarscharf (65.), Witsel köpfte eine Brandt-Flanke um wenige Zentimeter am linken Pfosten vorbei (68.). Der BVB blieb dran. In der 77. Minute kam Hakimi mal wieder über rechts, spielte Doppelpass mit Sancho und traf aus halbrechter Position flach unten zum 3:2 – sein vierter Treffer in diesem Wettbewerb.

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Acht Minuten vor dem Ende musste Sancho verletzt runter. Piszczek kam, Hakimi rückte eine Position weiter nach vorn. Mailand versuchte nochmal alles, kam aber erst in der 90. Minute nochmal gefährlich zum Abschluss: Bürki begrub Sensis Schuss sicher unter seinem Körper.

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Ausblick:  
Die „englischen Wochen“ mit sieben Spielen in drei Wochen enden für den BVB am Samstag mit dem Spitzenspiel beim FC Bayern München. Anstoß in der Allianz-Arena ist um 18.30 Uhr.

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