War das der Sieg, der die ersehnte Trendwende bringt? Das spielerisch und taktisch herausragende 3:2 gegen Inter Mailand war es nicht. Schweißt der Erfolg an der Spree, der nach Schweiß roch, errungen mit zehn Mann, bei dem ein knapper Vorsprung mit Kampf und Leidenschaft ins Ziel gebracht wurde, die Mannschaft zusammen?

„Es ist selten, dass es heutzutage eine Mannschaft schafft mit zehn gegen elf“, sagte Lucien Favre nach dem 2:1-Auswärtssieg bei Hertha BSC und stellte die mentale Komponente heraus: „Das war sehr wichtig für den Kopf.“ 2:0 hatte sein Team geführt, früh geführt, so früh wie noch nie zuvor in seiner Amtszeit mit zwei Toren, mit schön herausgespielten Toren. „Traumkombinationen“, so Favre: „Wie wir angefangen haben, war sehr gut.“

Seine Elf verpasste es, nach dem 2:0 nachzulegen und war dann nur noch zehnt. Dass ausgerechnet der stabilste Feldspieler dieser wechselhaften Saison mit Gelb-Rot vom Platz musste, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Aber auch ohne Mats Hummels schaffte die Mannschaft den ersten Auswärtssieg seit Ende August. „Wir haben in der Halbzeit gesprochen, dass wir zeigen müssen, dass wir zusammen sind. Dass wir es schaffen, wenn alle zusammen laufen“, verriet Favre hinterher.

Und sie liefen. Jeder ein bisschen mehr als sonst. Die Laufleistung der zweiten Hälfte, hochgerechnet auf zehn Feldspieler und ein komplettes Spiel: 126 Kilometer. „Wir haben gelitten, aber wir haben intelligent gekämpft, intelligent verteidigt. Wir haben probiert, das 3:1 zu machen. Die Spieler sind enorm viel gelaufen. Das war nötig“, erklärte ihr sichtlich stolzer Trainer: „Wir wollten hier unbedingt gewinnen. Es war ein sehr schwieriges Spiel.“

Nun hat er eine komplette Trainingswoche, um seine Mannschaft mit einem vielleicht zukunftsfähigen System vertrauter zu machen. In der in Halbzeit eins, bis zum Platzverweis, praktizierten 3-4-3-Grundordnung passten Abstände und Abstimmung. „Wir haben da den Ball sehr gut laufen lassen“, sagt der tief, auf einer Höhe mit Axel Witsel platzierte Julian Brandt, der mit einem sehenswerten Pass das 0:1 einleitete. „Das ist eine Position, die er spielen kann“, bestätigte der Cheftrainer.

Allen Punktverlusten der vergangenen Wochen und Monate zum Trotz ist die Tabelle ein Freund der Schwarzgelben. Neben Leipzig kann sich (am heutigen Sonntag) nur Gladbach vom BVB absetzen. Spätestens ab Platz drei ist das Feld eng beisammen.
Boris Rupert

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