Auch wenn Thorgan Hazard in den Trainingstagen von Marbella zumeist noch abseits der Mannschaft arbeiten muss - der Belgier scheint angekommen zu sein in Schwarzgelb. Erst im Sommer aus Mönchengladbach zu Borussia Dortmund gewechselt, war Hazard in der Hinrunde bereits ein wichtiges Puzzleteil im System von Trainer Lucien Favre. Im Gespräch mit BVB.de berichtet der 26-Jährige von seinem persönlichen Bannbrecher, einem "großen Kind" in der Mannschaft und seiner Überzeugung, dass das Saisonziel noch längst nicht abzuhaken ist.

BVB.de: Hallo Thorgan! Vorab erstmal die Frage: Hattest Du eine schöne Weihnachtspause?

Thorgan Hazard: "Es war sehr gut! Weihnachten habe ich mit meiner Familie zusammen in Frankreich gefeiert. Silvester waren wir dann alle zusammen in Dubai."

BVB.de: Deine beiden Brüder Eden und Kylian sind ebenfalls Profifußballer. Funktioniert es, dass man in der Familie Hazard in der Pause mal nicht über Fußball redet?

Hazard: "Das geht ziemlich gut, Fußball ist kaum in Thema. Mein kleiner Bruder Kylian (spielt bei Cercle Brügge in der ersten belgischen Liga, d.Red.) hat am zweiten Weihnachtstag gespielt, da waren wir alle im Stadion und haben ihm zugeschaut. Ansonsten haben wir viel mit den Kindern gespielt oder Spaziergänge unternommen."

BVB.de: Sicher hast Du trotzdem etwas über deine erste Halbserie als Spieler von Borussia Dortmund erzählt?

Hazard: "Klar, ich habe erzählt, dass ich denke, dass es schon ganz gut war. Aber ich weiß, dass auch noch Luft nach oben ist. Das gilt sowohl für mich persönlich, als auch für unsere Mannschaft. Wir hatten einige sehr gute Phasen, hin und wieder aber auch Schwächeperioden. Uns hat, das muss man leider ganz klar so sagen, die Konstanz gefehlt." 

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BVB.de: Als eines deiner persönlich besten Spiele in der Hinrunde gilt ausgerechnet die Bundesligapartie gegen deinen Ex-Verein Borussia Mönchengladbach.

Hazard: "Das stimmt, daran erinnere ich mich. Ich habe sogar ein Tor geschossen, das leider nicht gezählt hat…" 

BVB.de: …weil es vom VAR zurückgenommen wurde. Zunächst hast Du deinen Treffer noch gefeiert, ausgerechnet vor der Gästekurve.

Hazard: "Was keine Absicht von mir war, das will ich an der Stelle klarstellen. Viele Gladbacher haben es als Affront gegen sie aufgefasst. Dabei habe ich mich einfach so über meinen ersten Treffer gefreut, dass ich gar nicht nachgedacht habe und einfach in die Ecke zum Jubeln gelaufen bin. Es wäre ja auch albern gewesen, einmal über den ganzen Platz zu laufen, um mich vor der Südtribüne feiern zu lassen (lacht)."

BVB.de: Dein erstes Tor in Schwarzgelb, welches wirklich gezählt hat, hast Du dann zwei Wochen später beim 3:0-Heimsieg gegen Wolfsburg erzielt – vor der Südtribüne übrigens. Wie hat sich das angefühlt?

Hazard: "Ein Wahnsinnsgefühl! Ich habe lange auf mein erstes Tor warten müssen, das Spiel war ja im November. Dazu war es das wichtige 1:0 in dieser Partie - kurz nach der Pause, nachdem wir eine relativ schwache erste Halbzeit gezeigt hatten. Das Spiel gehört sicher auch zu meinen besten Leistungen in der Hinrunde."

BVB.de: Wenn wir einen Blick auf die gesamte erste Saisonhälfte werfen, hast Du mit vier Toren und sieben Assists in der Bundesliga sehr gute Zahlen vorzuweisen. Trotzdem hat es etwas gedauert, bis Du so richtig in Fahrt gekommen bist. Woran lag das?

Hazard: "Es ist normal, dass ein Mensch etwas Zeit braucht, wenn er in ein komplett neues Umfeld kommt. Meine Spiele waren auch zu Beginn schon ganz okay, finde ich. Was mir gefehlt hat, war das erste Tor. Der Treffer gegen Wolfsburg hat den Bann gebrochen, danach ging alles viel einfacher. Und dann habe ich auch schnell nachgelegt." 

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BVB.de: Genau, kurz darauf folgte das nächste persönliche Erfolgserlebnis beim Auswärtsspiel in Berlin. Dort hast Du einen besonderen Torjubel ausgepackt, den wir im Anschluss an die Hertha-Partie noch ein paar Mal öfter gesehen haben. Was steckt dahinter?

Hazard: "Dan-Axel Zagadou und ich haben uns das ausgedacht. Das ist eine Geste des französischen Rappers Niska. In Mainz hat Jadon Sancho dann auch so mitgejubelt."

BVB.de: Während Du in Mönchengladbach gespielt hast, hast Du mit deiner Familie in den Niederlanden gelebt. Jetzt seid Ihr gemeinsam nach Dortmund gezogen. Haben sich deine Frau und die Kinder mittlerweile eingelebt?

Hazard: "Auch meine Familie hat etwas Zeit gebraucht. Eine neue Sprache, andere Menschen - meine Kinder mussten ihre Freunde in Holland verlassen. Der erste Monat war ein bisschen schwer. In Dortmund gehen sie jetzt in den Kindergarten, den beispielsweise auch die Kinder von Axel Witsel besuchen. Ein paar Bezugspersonen haben sie also schon, sie fühlen sich immer wohler."

BVB.de: Seid Ihr auch mal in der Stadt unterwegs?

Hazard: "Klar! Wir sind ab und zu am Phoenix-See, waren schon im Dortmunder Zoo oder zuletzt auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt."

BVB.de: Axel Witsel kanntest Du ja schon aus der Nationalmannschaft, Ihr versteht euch sehr gut. Gibt es noch andere gute Kumpels im Team, mit denen Du besonders gut auskommst?

Hazard: "Wir verstehen uns alle untereinander sehr gut, die Atmosphäre im Team ist immer locker. Mit den französischsprachigen Spielern, also Axel, Dan oder Rapha bin ich aufgrund der Sprache relativ eng, bin viel mit ihnen zusammen." 

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BVB.de: Julian Brandt hat mal gesagt, Raphael Guerreiro sei der lustigste Spieler im Team. Kannst Du das bestätigen?

Hazard: "Ja, Rapha ist wirklich immer witzig! In der Kabine, beim Training – er haut einen Spruch nach dem anderen raus. Die ganze Mannschaft liebt ihn dafür, abseits des Platzes ist er so etwas wie unser Maskottchen. Ein großes Kind im absolut positiven Sinne."

BVB.de: Was sind deine Ziele für das neue Jahr, in dem unter anderem auch die EM stattfindet?

Hazard: "Erstmal zählen die Leistungen in Dortmund. Darauf konzentriere ich mich. Wenn ich hier nicht liefere, sinken logischerweise auch meine Einsatzchancen bei der EM. Und dass ich gesund bleibe, ist natürlich auch wichtig. Was dann später beim Turnier passiert, werden wir sehen."

BVB.de: Und deine Ziele mit dem BVB?

Hazard: "Wir haben die Ziele vor der Saison definiert und auch gesagt, was wir erreichen wollen. Das können wir immer noch schaffen, davon bin ich überzeugt. Dafür müssen wir aber, wie gesagt, konstanter werden und dürfen nicht so viele Punkte herschenken wie in der Hinrunde. Aber eines ist klar: Wir sind noch da!"