Der Letzte macht das Licht aus. Wer spätabends über die B1 fuhr, konnte an zahlreichen Juli-Abenden noch Licht sehen in der dritten und ersten Etage der BVB-Geschäftsstelle am Rheinlanddamm. Hier machten sich Dr. Christian Hockenjos (Direktor Organisation) und Matthias Naversnik (Leiter Ticketing) mit ihren Mitarbeitern Gedanken und schmiedeten Pläne, wie mit Saisonstart möglichst viele Zuschauer in den SIGNAL IDUNA PARK kommen dürfen, wie dann die Spielregeln für den Stadionaufenthalt lauten, und wie die viel zu wenigen Karten so fair wie möglich verteilt werden können.

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Dr. Christian Hockenjos

Eine Mangelverwaltung, ja, und zugleich doch eine große Freude für Borussia Dortmund und damit eine große Motivation für die Mitarbeiter des achtmaligen Deutschen Meisters ist das Signal, das Politik und Gesundheitsbehörden aussenden, dass wieder Spiele organisiert werden dürfen für die, für die sie gedacht sind: für die Fans. Die Dimension des Mangels wird an diesen Zahlen deutlich: 1.383.205 Plätze stehen normalerweise für die 17 Heimspiele einer Bundesliga-Saison in Deutschlands größtem und schönstem Fußballstadion zur Verfügung. Doch in einer Pandemie ist nichts normal. Die finalen fünf Heim-Partien der Saison 2019/2020 mussten vor gänzlich leeren Rängen ausgetragen werden; und alle waren dankbar, dass sie überhaupt ausgetragen werden konnten. Für die neue Spielzeit stehen derzeit verschiedene Modelle auf dem Prüfstand – zwischen 204.000 und 272.000 Plätzen im SIGNAL IDUNA PARK, das entspricht einer Auslastung von 14,7 bis 19,7 Prozent.

Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern an die legendäre Pinnwand des früheren Hauptgeschäftsführers Walter Maahs, der jeden mit einer Dauerkarte belegten Platz im damaligen Westfalenstadion mit einer Stecknadel markiert hatte. Heute brütet Dr. Christian Hockenjos mit Bleistift und Lineal über den Zeichnungen und versucht, die optimale Besetzung auf den Tribünen zu finden, die die strikte Vorgabe des Bundesgesundheitsministeriums von 1,5 Meter Sicherheitsabstand erfüllt. Einen weiteren begrenzenden Faktor erahnt man zunächst gar nicht: die Größe, der Platz auf den Umlaufebenen. Hockenjos ist federführend mit der Entwicklung des Gesamtkonzepts und der Abstimmung mit den Behörden betraut.

Wir stellen die Überlegungen vor und geben Antworten auf die drängendsten Fragen. Immer vor dem Hintergrund, dass wir uns in einer Pandemie befinden, und dass sich die Situation täglich ändern kann.

Welche Vorgaben sind zu erfüllen?

Der von der DFL entwickelte Leitfaden („Mögliche Rückkehr von Stadionbesuchern“) ist die Leitplanke, an der jeder Klub zusammen mit den lokalen Gesundheitsbehörden ein individuelles Detailkonzept erarbeitet. Entsprechend können die Lösungen von Bundesligist zu Bundesligist unterschiedlich sein. Auf dieser Basis erarbeitet Hockenjos mit seinen Mitarbeitern aktuell das Konzept für BVB-Heimspiele, das die Besonderheiten des SIGNAL IDUNA PARK berücksichtigt und sämtliche Regelungen von der Anreise, über den Aufenthalt bis hin zur Abreise beschreibt – und das dann u.a. dem Gesundheitsamt Dortmund zur Prüfung vorzulegen ist. Klare und unverrückbare Vorgabe des Bundesgesundheitsministeriums ist aktuell ein Mindestabstand von 1,5 Metern.

Wie viele Zuschauer werden erlaubt sein?

Auf dieser Grundlage errechnen sich 12.000 bis 16.000 Plätze im SIGNAL IDUNA PARK, „je nachdem, wie wir platzieren“, so Hockenjos. Jede zweite Reihe bleibt frei, ebenso zwei Plätze links und rechts. Zudem müssen die Abstände auf den Umlaufebenen, die „oben“ kleiner dimensioniert sind als „unten“, eingehalten werden. Entsprechend können in den Unterrängen mehr Besucher untergebracht werden.

Wie sieht die Anordnung auf den Tribünen aus?

Hockenjos spricht von „Päckchen“ und meint Einzelplätze oder Zweiersitze. Das bedeutet: In den Unterrängen dürfen Freunde oder Familienmitglieder überwiegend nebeneinander sitzen.

Gibt es Stehplätze auf der Südtribüne?

Vorerst – leider!! – nein. Die Kulttribüne des deutschen Fußballs wird – wie bei internationalen Begegnungen – bestuhlt.

Wie funktionieren Anreise und Einlass?

„ÖPNV first“, war aus ökologischen Gründen eine Prämisse von Schwarzgelb, die der Pandemie vorübergehend zum Opfer fällt. Das Konzept sieht vor, dass die Zuschauer vorwiegend mit dem PKW – knapp 10.000 Stellplätze stehen zur Verfügung – oder wie bisher zu Fuß aus Innenstadt/Kreuzviertel zum Stadion kommen. Um die Abstände zu wahren, ist nur jedes zweite Drehkreuz in Betrieb. Und: Im Norden ankommen und im Süden schauen, geht leider nicht mehr. Die Eingänge (Süd, West, Nord) sind mit festen Tribünenbereichen und Blöcken verknüpft. Auf den Eintrittskarten werden sogenannte „Time-Slots“ vermerkt, viertelstündige Zeitfenster, in denen der Stadionbesucher am Eingang sein MUSS. Der aktuelle Planungsstand sieht vor, dass diese Slots bei 15.30-Uhr-Spielen „möglichst nicht früher als 14 Uhr“ (Hockenjos) beginnen sollen. Wer allen Eventualitäten und möglichst vielen Personenkontakten aus dem Weg gehen will, kann gerne vor 14 Uhr kommen und frühzeitig seinen Sitzplatz einnehmen. Die genauen Zeiten veröffentlichen wir in der Ausgabe am 5. September. Grundsätzlich gilt übrigens: Wer einen frühen Einlass-Slot hat, darf das Stadion auch früh wieder verlassen. Jede Sitzreihe wird nach Abpfiff einzeln zum Ausgang geleitet. Bitte also bei der Rückreise entsprechende Zeitpuffer einplanen!

Werden die Tickets personalisiert?

Nein. Zur Nachverfolgung von Infektionsketten ist es jedoch unabdingbar, dass der Käufer neben Namen und Mobilfunknummer seine Mailadresse hinterlässt. Im Fall der Fälle muss er angeben, ob er selbst im Stadion war oder an wen er das Ticket weitergegeben hat. Bei „Zweierpäckchen“ muss er zudem mitteilen können, wie die zweite Person hieß.

Welche Signale gibt es an den Schwarzmarkt?

Die Bemühungen, den Schwarzmarkt zu bekämpfen, waren jüngst nochmal deutlich intensiviert worden. In Corona-Zeiten lautet die klare Botschaft: Wer seine Karte auf dem Schwarzmarkt verkauft, „wird drastisch bestraft“. Das Hockenjos-Zitat lässt sich auch so übersetzen: Ein Besuch des Stadions wird dann auf unbestimmte Zeit tabu sein.

Muss ich mit Maske auf meinem Platz sitzen?

Nein! Auf dem Weg zum Stadion – bitte! – vor dem Stadion unbedingt, ebenso auf den Umlaufebenen, auf den Wegeflächen und in den Toilettenbereichen tragen Sie auf jeden Fall eine Nase-Mund-Bedeckung. Sobald Sie Ihren Sitzplatz eingenommen haben, können Sie diese ablegen.

Was passiert mit meiner Dauerkarte?

Die Dauerkarten-Abos bleiben bis zum „Normalspielbetrieb“ ruhend. „Wir werden kein Geld einziehen für etwas, was wir nicht liefern können“, sagt Geschäftsführer Carsten Cramer und konkretisiert: „Solange es keine Volllast gibt, werden wir keine Dauerkarte ausgeben, sondern auf fairer Tageskartenbasis abrechnen. Ich hoffe, dass wir im Laufe des Augusts eine tragfähige Lösung präsentieren können.“

Wie läuft die Ticketverteilung?

„Wir sind in sehr intensivem Austausch mit Fanvertretern, mit dem Fanrat und mit der Fanbetreuung, so dass wir eine Lösung finden, die möglichst fair und gerecht ist, was natürlich schwer ist, wenn man nur jeden fünften Dauerkarteninhaber tatsächlich in den SIGNAL IDUNA PARK lassen darf“, so Cramer. „Um jedem Dauerkarteninhaber Stadionbesuche zumindest zu einigen Spielen zu ermöglichen, steht die faire Vergabe klar im Fokus“, ergänzt Matthias Naversnik, Leiter des Ticketings. Wie dies genau aussehen wird, teilen wir den Dauerkarteninhabern per Mail und in der nächsten Ausgabe der „Borussia“ (erscheint am 5. September) mit. In der Hoffnung auf dynamisch steigende Kapazitäten irgendwann nach Saisonstart gibt es zudem ein klares Signal an die Vereinsmitglieder: „Sie sind die nächste Stufe.“

Wie läuft die Saison-Vorbereitung?

Im wahrsten Sinne des Wortes „mit Abstrichen“ hat die Mannschaft am 30. Juli die Vorbereitung auf die neue Spielzeit aufgenommen. Weiterhin gilt das DFL-Hygienekonzept. Nach der Vorlage von zwei negativen Corona-Tests fand das erste Mannschaftstrainings am 3. August statt. Aufgrund der Corona-Pandemie kann es vorerst keine öffentlichen Trainingseinheiten geben. Dies geschieht auch zum Schutz anderer Trainingsbesucher. Um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, werden die BVB-Profis auch während des Trainingslagers in Bad Ragaz (10. bis 17. August) sowohl an der Sportanlage „Ri Au“ als auch am Mannschaftshotel auf Selfies mit ihren Fans verzichten und auch keine Autogramme geben. Sowohl während des Trainingslagers als auch nach der Rückkehr müssen die Testspiele – leider! – ohne Zuschauer ausgetragen werden. Im Trainingslager testet die Mannschaft gegen den SCR Altach (12. August, 17.00 Uhr) und Austria Wien (16. August, 16.00 Uhr). Am 22. August nimmt der BVB am „Schauinsland-Cup“ in Duisburg teil (Gegner: MSV Duisburg, Feyenoord Rotterdam), und am 28. August wird gegen den VfL Bochum und den SC Paderborn getestet. Möglichst alle Partien sollen wenigstens als Livestream im Internet zu sehen sein.
Boris Rupert

Bundesliga

Die Fußball-Bundesliga startet so spät wie noch nie: Zwei Tage nach dem bisher spätesten Auftakt (16. September 1972 wegen der Olympischen Spiele in München) geht’s am Freitag, 18. September 2020, mit der 58. Spielzeit los. Eine Winterpause gibt es praktisch keine. Lediglich am Weihnachts-Wochenende ruht der Ball. Die letzte Runde vor dem Fest wird vom 18. bis 21. Dezember (Freitag bis Montag) ausgetragen. Am Samstag, 2. Januar 2021, folgt der 14. Spieltag. Der „Herbstmeister“ wird entsprechend erst im neuen Jahr gekürt, am Wochenspieltag 19./20. Januar. Der Januar ist mit sechs (!) Spieltagen der intensivste Monat der gesamten Saison, die am 22. Mai endet. FIFA-Abstellungsperioden, sogenannte „Länderspielpausen“, sind im Oktober (5. bis 14.10.), November (9. bis 18.11.) und im März (22. bis 31.) vorgesehen.
1. Spieltag: 18.-20. September
17. Spieltag: 19./20. Januar
34. Spieltag: 22. Mai

DFB-Pokal

Der Pokalwettbewerb eröffnet das Spiel- und beendet das Kalenderjahr mit der zweiten Runde unmittelbar vor dem Weihnachtsfest. Wegen des Mai-Feiertages und den damit verbundenen hohen Belastungen der Polizei war man schon vor einem Jahr übereingekommen, die Liga an jenem Wochenende pausieren zu lassen, stattdessen am 1./2. Mai die beiden Halbfinals im DFB-Pokal auszuspielen. Bereits elf Tage später, an Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 13. Mai), soll das Finale angepfiffen werden.
1. Runde: 11.-14. September
2. Runde: 22./23. Dezember
Achtelfinale: 2./3. Februar
Viertelfinale: 2./3. März
Halbfinale: 1./2. Mai (geplant)
Endspiel: 13. Mai in Berlin

Champions League

Qualifikation und Play-Offs (jeweils ein Spiel) laufen im Schnelldurchgang vom 15. bis 30. September. Einen Tag später (1.10.) wird in Athen die Gruppenphase ausgelost. Die sechs Gruppenspiele werden zwischen dem 20. Oktober und 9. Dezember ausgetragen, abgesehen von der Länderspiel-Unterbrechung im Wochen-Rhythmus. Ab dem Achtelfinale geht es wie gewohnt weiter.
Auslosung: 1. Oktober
1. Spieltag: 20./21. Oktober
2. Spieltag: 27./28. Oktober
3. Spieltag: 3./4. November
4. Spieltag: 24./25. November
5. Spieltag: 1./2. Dezember
6. Spieltag: 8./9. Dezember
Achtelfinale: ab 16. Februar
Viertelfinale: ab 6. April
Halbfinale: ab 27. April
Endspiel: 29. Mai in Istanbul