Mit einer außerordentlich hohen Zustimmung für den Kurs der Geschäftsführung endete die heutige Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA für das Geschäftsjahr 2019/20. Als zweite Frau rückt Judith Dommermuth in den Aufsichtsrat.

Die Hauptversammlung fand vor dem Hintergrund der globalen Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 virtuell ohne physische Präsenz der Kommanditaktionäre in einem eigens dafür errichteten Studio im Signal Iduna Park statt. Geleitet wurde sie von Christian Kullmann. Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats vertrat den erkrankten Gerd Pieper.

„Wir waren bis Anfang März auf stabilem Wachstumspfad“, sagte Hans-Joachim Watzke über das Geschäftsjahr 2019/20 (1.7.19 bis 30.6.20). Dies ließ sich allein schon daraus ableiten, dass „wir das Umsatzergebnis in Gänze zum 30.6. gehalten haben, obwohl wir vier Monate auf wesentliche Einnahmesäulen verzichten mussten.“ Die Konzernumsatzerlöse waren für das Geschäftsjahr mit 370,2 Mio. Euro nahezu konstant geblieben (Vorjahr 370,3 Mio. €). „60.000 weniger hört sich nach gar nichts an“, bemerkte hierzu Thomas Treß und lenkte den Blick aufs Detail: „In den ersten drei Quartalen belief sich das Wachstum auf 6,3 Prozent. Im vierten Quartal haben wir jedoch bedingt durch Covid 25% unserer Umsatzerlöse verloren. Das hat den Erfolg des Geschäftsjahres beinahe ad absurdum geführt.“ Das Konzernergebnis weist einen Fehlbetrag in Höhe von 43,9 Mio. Euro aus. Diese und weitere Zahlen waren bereits auf der Bilanzpressekonferenz Mitte August veröffentlicht worden.

„Es gab keine Blaupausen für das, was wir ab März erlebt haben“, führte Watzke aus. Die sogenannten „Geisterspiele“ sicherten den Bundesliga-Klubs ab Mitte Mai wenigstens „den Zugang zu existenziellen Erlösquellen“, nämlich den TV-Honoraren. Gleichwohl verbuchte der BVB hier 6,9 Mio. Euro weniger als ursprünglich geplant. Zudem kostet jedes Spiel ohne Stadionzuschauer „vier Millionen Euro an direkten und indirekten Erlösen“, so Watzke: „Bei über 20 Heimspielen pro Saison kann man sich ausrechen, was da fehlt“.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung hob in seiner virtuell übertragenen Rede an die Aktionäre hervor, dass Borussia Dortmund die durch die Pandemie verursachten Kosten und Einnahmeausfälle nicht vergesellschaftlicht, sondern selbst getragen und die über 800 Angestellten nicht in Kurzarbeit geschickt habe. „Wir haben bis heute nie Anspruch auf Staatshilfe erhoben und damit nie Privilegien in Anspruch genommen. Als kleinster gemeinsamer Nenner müssen uns diese Geisterspiele jedoch erhalten bleiben. Diese brauchen wir zum Überleben.“ Gleichwohl bleibt die Situation bei Spielen ohne Zuschauer angespannt. Watzke rechnet für das laufende Geschäftsjahr bedingt durch diese Ausfälle mit einem erheblichen Verlust ; sollten auch in der Rückrunde nicht zumindest 20% an möglichen Zuschauern zugelassen sein, würde sich dieser erwartete Verlust weiter erhöhen. „Aufgrund des seriösen Wirtschaftens in der Vergangenheit sind wir jedoch mit ausreichend Liquidität zu versorgt.“ Zudem kündigte Watzke Gespräche mit dem Lizenzspielerkader an, den vereinbarten Gehaltsverzicht über den 31. Dezember hinaus zu verlängern.

Im Sponsoring und Merchandising verzeichnet Borussia Dortmund Erlöszuwächse. Watzke nannte hier den „kreativen Vertrag mit 1&1 und Evonik, die Vertragsverlängerung mit PUMA, Adesso als neuem Partner für die Jugend“. Bei der virtuellen Bandenwerbung hat sich nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Treß eine Steigerung von 72 Prozent ergeben. Das Trikotsponsoring sowie der neue Kontrakt mit dem Ausrüster „bringt uns per annum eine Größenordnung von 20 Millionen Euro“.

Watzke und Treß sehen Borussia Dortmund gut aufgestellt für die Zukunft. „Not macht erfinderisch“, so Treß. „Die Pandemie wird uns auf digitalem Weg weiter nach vorne bringen. Wir werden gestärkt aus der Geschichte hervorgehen.“

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Für den nach zehn Jahren aus dem Aufsichtsrat ausscheidenden früheren Bundesminister Peer Steinbrück rückt die Unternehmerin Judith Dommermuth als zweite Frau neben Silke Seidel in das neunköpfige Gremium nach. In einer Videobotschaft erklärte die 44-Jährige, dass ihre „Liebe zum BVB“ in einer Zeit entstanden sei, in der sie in Westfalen gelebt habe.

Die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin erfolgte fast einstimmig (99,8%). Zudem fasste die Hauptversammlung mit einer Zustimmungsquote von 92,1% eine „Beschlussfassung über die Schaffung eines genehmigten Kapitals“.
Boris Rupert

Alle Abstimmungsergebnisse sind hier einsehbar (letzter Punkt)

BVB-TV: Die Rede von Hans-Joachim Watzke in voller Länge

BVB-TV: BVB-Geschäftsführer Thomas Treß führt durch die Zahlen des Geschäftsjahres