Borussia Dortmund hat das Spitzenspiel des 18. Bundesliga-Spieltags verloren. Am Freitagabend unterlag der BVB mit 2:4 (2:2) bei Borussia Mönchengladbach.

Aus Mönchengladbach berichtet Boris Rupert

In einer rasanten, teilweise vogelwilden Begegnung stand es nach einer halben Stunde 2:2! Gladbach war durch Elvedi in Führung gegangen (11.), der BVB hatte die Partie zwischenzeitlich durch einen Haaland-Doppelpack (22./28.) gedreht, war dem dritten Treffer in der Folge mehrfach nah, ehe erneut Elvedi zuschlug (32.). Das dritte Tor eines Abwehrspielers – Bensebaini in der 49. Minute zum 3:2 – brachte die Gastgeber wieder in Führung. Thuram markierte in der 78. Minute den 4:2-Endstand.

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Ausgangslage:   
Ein Punkt trennte den Siebten (Gladbach) vom Vierten (Dortmund). Gladbach hatte aus den jüngsten vier Spielen zehn von zwölf möglichen Punkten geholt und war zuletzt am 19. Dezember als Verlierer vom Platz gegangen (1:2 gegen Hoffenheim). Der BVB hatte seit Beginn der Saison 2015/16 alle elf Liga-Duelle für sich entschieden. Bei diesen elf Siegen erzielte Schwarzgelb 31 Tore, im Schnitt also fast drei pro Partie (bei nur sieben Gegentreffern).

Personalien:   
Neben Witsel (Riss der Achillessehne), Delaney (Gelbsperre) und Zagadou (Muskelverletzung) fehlten weiterhin Hazard und Schmelzer. Can war nach abgesessener Sperre wieder dabei und rückte ebenso wie Morey, der Meunier ersetzte, in die auf zwei Positionen veränderte Dortmunder Startelf.

Taktik:   
Gladbach ging weg vom üblichen 4-2-3-1, startete mit einer Dreierkette in einer 3-4-1-2-Grundordnung mit Hofmann als zentral-offensivem Mittelfeldspieler direkt hinter den Spitzen Plea/Stindl und setzte nach Ballgewinn auf direktes Spiel nach vorne. Der BVB ging in dem unter Terzic mittlerweile etablierten 4-2-3-1 in die Begegnung, wobei Bellingham auf der „Doppelsechs“ bei Ballbesitz deutlich vor Can operierte.

Spielverlauf & Analyse:
Nach 43 Sekunden lag der Ball zum ersten Mal im Tor. Sancho hatte einen Angriff der Gladbacher abgefangen, aus dem Strafraum heraus auf den kurz davor postierten Brandt gespielt, der weiter zu Bellingham. Es ging arg eng zu am Dortmunder Sechzehner. Hofmann grätschte dazwischen, klammerte Bellingham mit beiden Armen, passte zu Neuhaus, dessen Schuss – abgefälscht – im Netz landete. Nach längerer Video-Überprüfung zählte der Treffer nicht.

Es war der Auftakt zu einem alles andere als gewöhnlichen Spiel, in dem die Akteure ungewöhnlich viel Platz hatten, wo bei (fast) jedem Angriff ein Tor in der Luft lag.

Gladbach verbuchte nach sechs Minuten die nächste Chance: Der von Neuhaus in Szene gesetzte Hofmann zog aus 18 Metern ab – Bürki parierte prächtig. Doch nur vier Minuten später hatte er das Nachsehen, als Elvedi am Elfmeterpunkt ungestört zum Kopfball kam und Hofmanns Flanke zum 1:0 versenkte (11.).

Der BVB kam mit dem ersten gelungenen Angriff zum Ausgleich – und damit zurück ins Spiel. Guerreiro eroberte an der Mittellinie den Ball von Plea und leitete sofort weiter auf Sancho, der mit Tempo in die Mitte zog, auf den einlaufenden Haaland durchsteckte. Der Rest war norwegische Präzisionsarbeit: aus spitzem Winkel ins lange Eck zum 1:1 (22.).

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Vier Minuten später beinahe schon die Führung für den BVB. Im Anschluss an eine Ecke zog Akanji ab, Sommer wehrte spektakulär ab, und Stindl klärte Cans Nachschuss noch spektakulärer: mit dem Kopf auf der Torlinie an die Latte.

Und weiter ging’s: Bellinghams Ballgewinn ging dem 1:2 voraus. Auf engstem Raum kombinierten sich Bellingham, Reus und Sancho in den Gladbacher Strafraum. Haaland nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor stehend an, drehte sich um die eigene Achse und schoss knallhart ein (28.). Doch die Freude über die Führung währte keine vier Minuten. Bürki, dem die Sicht versperrt war, konnte einen 20-Meter-Freistoßknaller von Stindl nicht festhalten, Elvedi staubte zum 2:2 ab. Auf der anderen Seite wieder der BVB: Sommer parierte Hummels‘ Kopfball (36.), Sancho verfehlte nach Reus‘ Zuspiel das Gehäuse nur um wenige Zentimeter (39.).

Doch auch in der zweiten Hälfte fing sich der BVB ein frühes, unnötiges Gegentor. Der aufgerückte Linksverteidiger Bensebaini machte im Strafraum nochmal zwei, drei Schritte zurück, ließ dabei einen Dortmunder Borussen aussteigen und zirkelte den Ball mit rechts ins lange Eck (50.). Gladbach führte wieder – durch den dritten Treffer eines Abwehrspielers. Das erste VfL-Stürmertor ließ Plea kurz darauf freistehend liegen, als er ganz knapp vorbei schoss (53.).

Gladbach – seit Mitte der ersten Halbzeit in einem 4-4-2-System mit Zakaria nun auf der rechten Offensivseite – überließ den BVB in der Folge die Initiative, war darauf bedacht, die Fehler aus Durchgang eins nicht zu wiederholen und kam nur zu dosierten Vorstößen. Einer führte in Minute 78 zum zweiten Eckball, den Neuhaus hereingab. Der eingewechselte Thuram hatte viel zu viel Platz und köpfte das 4:2. Das war ein Wirkungstreffer. Auch die Hereinnahme von Reyna, Moukoko und Tigges brachte Schwarzgelb nicht mehr zurück. Nur Moukoko zwang Sommer noch zu einer Parade (90.).

Ausblick: 
Acht Tage Pause sind es bis zum nächsten Spiel am 30. Januar zuhause gegen Augsburg, dem eine weitere „englische Woche“ folgt mit der Pokalpartie am 2. Februar gegen Paderborn und dem Liga-Auswärtsspiel in Freiburg am 6. Februar.

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