Aus Berlin für Dortmund! Der Ballspielverein Borussia 09 e.V. ist Deutscher Pokalsieger 2021! Im Endspiel setzten sich die Schwarzgelben im Berliner Olympiastadion mit 4:1 (3:0) gegen Leipzig durch und sicherten sich zum fünften Mal nach 1965, 1989, 2012 und 2017 die zweitwichtigste Trophäe im nationalen Vereinsfußball.

Aus Berlin berichtet Boris Rupert

Zur Halbzeit führte der BVB mit 3:0 durch Tore von Jadon Sancho (5. und 45. Minute) sowie von Erling Haaland (28.). An allen drei Toren entscheidend beteiligt war Marco Reus. Leipzig baute im zweiten Durchgang viel Druck auf, traf Latte und Pfosten, ehe Dani Olmo in der 71. Minute auf 1:3 verkürzte. In der 87. Minute setzte der BVB den entscheidenden Konter, den Haaland mit dem 4:1 vollendete. Die Höhe des Sieges täuscht über den Spielverlauf hinweg. Leipzig war ein sehr starker Gegner.

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Ausgangslage:   
Zweiter gegen Vierter der aktuellen Bundesliga-Tabelle. Beide Teams mussten auf ihrem Weg nach Berlin jeweils einmal in die Verlängerung (BVB gegen Paderborn, Leipzig in Bremen), beide blieben in vier der fünf Runden jeweils ohne Gegentreffer, und beide kamen fast auf die gleiche Anzahl von Toren und Gegentoren: Borussia zog mit 16:2 Toren ins Finale ein, Leipzig mit 15:1. Im direkten Vergleich hatte der BVB zuletzt dreimal hintereinander die Nase vorn (3:2, 3:1, 2:0); in der Gesamtbilanz standen sechs Dortmunder Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen.

Personalien:   
Der BVB musste auf die verletzten Hitz, Morey, Moukoko, Schmelzer, Witsel und Zagadou verzichten. Fünf Tage nach dem Duell in der Liga (3:2-Sieg des BVB) gab es folgende Änderungen bei beiden Teams: Borussia startete mit Bürki, Bellingham und Haaland anstelle von Hitz, Reyna und Hazard. Bei Leipzig liefen Mukiele, Halstenberg, Haidara und Sörloth für Orban, Henrichs, Angelino und Forsberg auf.

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Taktik:  
Im Gegensatz zum direkten Aufeinandertreffen am vergangenen Samstag in der Liga formierte sich der BVB in der ersten Hälfte in einer 4-3-3-Grundordnung. Reus, Haaland und Sancho bildeten den dreiköpfigen Angriff, Bellingham und Dahoud besetzten die Achterpositionen, Can hatte seinen Wirkungskreis zentral vor der Viererkette. Leipzig setzte in einem 3-1-4-2-System weniger auf längere Ballbesitzzeiten, sondern von Beginn an auf aggressives Pressing tief in der Dortmunder Hälfte, dem sich die Borussen durch Spielverlagerung in die Breite zu entziehen versuchten. Leipzig hatte mehr Ballbesitz und baute die Angriffe fast immer über die linke Seite mit Haidara und Sabitzer auf. Temporär attackierten auch die Borussen hoch, doch das Augenmerk lag darauf, das Zentrum eng zu halten.

Spielverlauf & Analyse:
Leipzig drückte von Beginn an – und Borussia jubelte früh. Reus eroberte im Mittelfeld den Ball von Kampl, leitete direkt weiter auf Haaland. Über Dahoud gelangte die Kugel auf den linken Flügel zu Sancho, der am Sechzehnmetereck Maß nahm und den Ball ins lange Eck schlenzte. Nach vier Minuten führte der BVB mit 1:0.

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Die Sachsen hatten zwar optisch ein Übergewicht, rannten immer wieder an, verbuchten nach weniger als einer halben Stunde fünf Torschüsse, die allerdings allesamt ungefährlich waren. Stattdessen erhöhte Schwarzgelb mit dem zweiten Torschuss auf 2:0. Reus fing einen Pass von Hwang ab und hatte das Auge für Haaland, der sich sensationell im Zweikampf mit Upamecano behauptete und den Ball links im Leipziger Tor unterbrachte (28.).

Bis auf Sörloths Schuss an Außennetz (39.) stand die Defensive sicher, und nach vorne wurden die Borussen im Gegenpressing immer wieder gefährlich. Diesmal spielte Dahoud gegen weit aufgerückte Leipziger auf den linken Flügel zu Reus, während Upamecano zeitgleich im Mittelfeld Haaland umsäbelte. Schiedsrichter Brych erkannte auf „Vorteil“, so dass Reus im Strafraum quer legen konnte auf Sancho, der vor dem leeren Tor noch Halstenberg ins Leere grätschen ließ und zum 0:3 einschoss (45.). Die Abseitsfahne ging zwar hoch, doch der VAR hatte erkannt: Alles korrekt. Sekunden später zeigte Brych auf den Mittelpunkt. Der Treffer zählte!

Bellingham musste in der Kabine bleiben und wurde von Hazard ersetzt. Damit verbunden war auch ein Wechsel auf ein 4-2-3-1-System mit Reus zentral hinter Haaland, Sancho (rechrs) und Hazard (links) auf den Flügeln, Dahoud und Can auf der „Doppelsechs“.

Leipzig kam mit zwei Neuen (Nkunku und Poulsen für Hwang und Sörloth) sowie mit viel Wut und Wucht aus der Kabine. Nach 23 Sekunden traf Nkunku die Torlatte, kurz darauf prüften Sabitzer (48.) und Olmo (49.) Bürki aus 17 Metern. Leipzig glaubte weiterhin an eine Wende, baute viel Druck auf. Poulsens Schuss wurde zur Ecke abgelenkt (55.).

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Mit zunehmender Spieldauer konnten die Westfalen endlich wieder gefährliche Konter initiieren. In der 65. Minute lief Reus nach Haalands Kopfballablage Richtung Tor, wurde nach außen abgedrängt, hatte aber das Auge für den mitgelaufenen Hazard, der sich im Berliner Dauerregen lang machte, aber den Ball nicht im Tor unterbringen konnte, sondern ihn links vorbeibugsierte.

Auf der anderen Seite traf Forsberg den Pfosten (71.), und die Sachsen blieben dran, nur Sekunden später kam der Ball zu Olmo, der aus 18 Metern knallhart und unhaltbar auf 1:3 verkürzte. Und es blieb turbulent am und im Dortmunder Strafraum!

Sancho hätte sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit alles klar machen können. Nach Pass des eingewechselten Delaney lief er allein aufs Tor zu, umkurvte Gulacsi, wollte dann offenbar abspielen auf den mitgelaufen Reus statt selbst einzuschießen, und so kam Leipzigs Keeper irgendwie noch ran. Sekunden später verhinderte Gulacsi erneut das 1:4, diesmal gegen Guerreiro.

Doch dann fiel das erlösende vierte Tor. Bei einem Konter über die rechte Seite passte Sancho zurück zur 16-Meter-Linie. Haaland zog ab, rutschte weg – und durfte jubeln: Sein Ball schlug ein zum 4:1-Sieg!

Ausblick:   
Bereits am Sonntag steht das Bundesliga-Auswärtsspiel beim 1. FSV Mainz 05 an. Anstoß ist um 18 Uhr. Die Saison endet am Samstag kommender Woche mit dem Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen (15.30 Uhr).

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