Borussia Dortmund hat der prekären Personallage getrotzt und mit einem 4:3 (1:2)-Auswärtssieg im Spitzenspiel bei Bayer 04 Leverkusen den dritten Sieg im vierten Saisonspiel eingefahren. Die Mannschaft zeigte eine große Moral, glich dreimal einen Rückstand aus – durch Haaland, Brandt sowie Guerreiro –, ging in der 77. Minute per Elfmeter (Haaland) erstmals in Führung und jubelte nach sechseinhalbminütiger Nachspielzeit über einen großen Sieg!

Aus Leverkusen berichtet Boris Rupert

17.605 Zuschauer waren behördlich zugelassen, und die sahen einmal mehr ein atemberaubendes Spiel zwischen diesen beiden Mannschaften. Leverkusen ging in der neunten Minute durch Wirtz in Führung. Dann jubelte der BVB über einen vermeintlichen Doppelschlag von Haaland (37.) und Bellingham (39.), doch der Treffer des jungen Engländers zählte dann doch nicht, weil Dahoud 20 Sekunden zuvor ein Foul begangen hatte. Stattdessen leuchtete zur Pause ein „2:1“ auf der Tafel: In der Nachspielzeit verwertete Schick einen Konter zum 2:1. Rasant ging es auch in Halbzeit zwei weiter: Zwischen Brandts Ausgleich (49.) und Diabys 3:2 lagen keine sechs Minuten. Im Duell der Teams mit den bisher meisten Saisontoren ging die wilde Fahrt weiter: In der 71. Minute verwandelte Guerreiro einen Freistoß zum 3:3, per Elfmeter erzielte Haaland kurz darauf Borussias erste Führung in dieser Partie (77.).

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Ausgangslage:   
Zweiter gegen Fünfter. Leverkusen war mit sieben Punkten gestartet und hatte saisonübergreifend nur eins der vorangegangenen sieben Bundesliga-Spiele verloren: am 22. Mai mit 1:3 in Dortmund. Der BVB hatte neun der vorangegangenen zehn Ligaspiele für sich entscheiden können und im direkten Vergleich mit Leverkusen nur drei der jüngsten zwölf Partien verloren (dazu acht Siege und ein Remis).

Personalien:   
Der BVB musste ohne die verletzten Can, Collins, Coulibaly, Hazard, Morey, Reyna, Schulz, Tigges und Zagadou auskommen. Zwei Wochen nach dem spektakulären 3:2 gegen Hoffenheim gab es zwei Änderungen in der Startelf: Pongracic und Brandt ersetzten Reyna und Malen.

Taktik:  
Wie bisher in jedem Pflichtspiel startete der BVB in einem 4-4-2 mit Mittelfeldraute, allerdings mit einigen Umbesetzungen: Witsel rückte auf die „Sechs“, Dahoud auf die linke Halbposition, und Reus räumte die „Zehn“ für Brandt. Der Kapitän bildete stattdessen mit Haaland die Doppelspitze. Leverkusen agierte aus einer 4-2-3-1-Grundordnung heraus und staffelte sich gegen den Ball in einem 4-4-2, wobei Angreifer Schick interessanterweise weit zurückging und das Anlaufen Paulinho und Wirtz überließ. Trotz unterschiedlicher Systematik suchten beide Teams gleichermaßen den schnellen, direkten Weg durch die Mitte

Spielverlauf & Analyse:
Borussia verbuchte von Beginn an ein leichtes optisches Übergewicht gegen die Gastgeber, die augenscheinlich auf schnelle Umschaltmomente lauerten – und früh von einem Fehler der Schwarzgelben im Spielaufbau profitierten. Wirtz schnappte sich den Ball und vollendete mit der Fußspitze zum 1:0 (9.).

Es ergab sich die unmittelbare Chance zum Ausgleich: Pongracic spielte ins Offensiv-Zentrum auf Reus, der prallen ließ auf Haaland, der umgehend den mitlaufenden Brandt bediente, der den Ball im Strafraum am Torwart, aber auch am Tor vorbeilupfte (11.). Vier Minuten später tauchte Reus vor Hradecky auf, doch der Winkel war zu spitz. In der 17. Minute schmiss sich Tah in einen Schuss von Reus und verhinderte das mögliche 1:1.

Insgesamt aber präsentierten sich die Borussen trotz eines starken Pongracic defensiv anfällig. Sie waren häufig zu weit weg von den Leverkusenern, kamen jedoch in einer Phase, in der Bayer am 2:0 schnupperte, zum Ausgleich: Brandt verlagerte das Spiel auf den rechten Flügel, Meuniers Flanke fand den Kopf von Haaland, der in der 37. Minute zum 1:1 egalisierte. Zwei Minuten später jubelten die etwa 1.500 BVB-Fans über das vermeintliche 2:1. Wieder Flanke Meunier, wieder Kopfball(-Versuch) Haaland, der den Ball diesmal aber nicht richtig traf. Bellingham stand goldrichtig und vollendete. Doch dann schritt Video-Assistent Winkmann ein; Schiedsrichter Siebert schaute sich die Szene an: Im Vorfeld hatte man ein Foul von Dahoud gesehen.

Mit Wut im Bauch eroberte der vermeintliche Torschütze in der 44. Minute gegen Bakker den Ball, dribbelte sich in den Strafraum, wurde aber sieben Meter vor dem Tor gestoppt. Stattdessen jubelte Leverkusen noch vor der Pause über das 2:1. Nach Demirbays Ballgewinn trieb Wirtz den Ball nach vorn, spielte kurz vor der Strafraumlinie nach links zu Schick, der genau ins lange Eck traf (45.+1).

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Der BVB kam schwungvoll aus der Kabine. Guerreiro schoss zwei Minuten nach Wiederanpfiff knapp am rechten Pfosten vorbei. Dann leitete Meunier das 2:2 ein. Brandt nahm rechts im Strafraum Haalands strammen Pass technisch ansehnlich mit, ließ Tah stehen und jagte den Ball aus spitzem Winkel hoch ins kurze Eck.

Doch Leverkusen ging zum dritten Mal an diesem spektakulären Fußball-Nachmittag in Front. Nach einer Ecke landete Haalands Abwehr bei Diaby, der 20 Meter vor dem Tor den Ball annahm, zwei Schritte ging und flach unten rechts zum 3:2 vollendete (55.).

Rose stellte um: Malen kam in der 65. Minute für Witsel; Dahoud rückte wieder auf seine Stamm-Position und sah in Minute 70, wie Bellingham bei einem Konter unsanft von Wirtz gestoppt wurde – Freistoß für den BVB. Torentfernung: 21 Meter, halbrechte Position. Reus und Guerreiro berieten sich. Der Portugiese trat an und verwandelte sehenswert zum 3:3 (71.). Gut fünf Minuten später war ein BVB-Angriff praktisch verpufft, doch Kossounou, der den Ball abschirmte, schlug Reus dabei ins Gesicht. So gab es Elfmeter, den Haaland knallhart unten links zum 4:3 ins Netz jagte.

In der sechsminütigen Nachspielzeit vergab der eingewechselte Wolf die Entscheidung, als er an Hradecky scheiterte.

Ausblick:  
Am Mittwoch (Anstoß 18.45 Uhr) startet Borussia Dortmund bei Besiktas Istanbul in die UEFA Champions League. In der Bundesliga geht es kommende Woche Sonntag (17.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen Union Berlin weiter.

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