Die Deutschen Handballmeisterinnen von Borussia Dortmund haben am 4. Spieltag der EHF Champions League ihre erste Niederlage hinnehmen müssen. Gegen den Mitfavoriten auf den Titel, CSM Bukarest, gab es am Sonntagnachmittag eine 22:25 (11:12)-Niederlage.

Eines vorweg: Es war eine großartige kämpferische Leistung, die die Mannschaft von Andre Fuhr bot. Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als ideal, nachdem in der japanischen Nationalspielerin Haruna Sasaki im Vorfeld der Partie der nächste Langzeitausfall (OP an der Bandscheibe) bekanntgeworden war. „Wir laufen auf der letzten Rille. Die Mannschaft geht inzwischen auf dem Zahnfleisch“, hatte der Trainer wiederholt betont. Immerhin kehrten Mia Zschocke und Fatos Kücükyildiz nach Verletzungen ins Aufgebot und sofort auch aufs Feld zurück.

Die Rumäninnen agierten von Beginn an hellwach, gingen nach Zeitstrafe gegen Zschocke und per Siebenmeter früh mit 2:0 in Führung (4. Minute), doch Borussia hielt dagegen. Und wie! Laura van der Heijden erzielte in Unterzahl das erste BVB-Tor (5.) und Kapitänin Alina Grijseels bescherte ihrer Mannschaft mit zwei Treffern in der 6. und 7. Minute zum 3:2 die erste, allerdings auch einmalige Führung in dieser Begegnung. Fuhr nahm nach einer Viertelstunde eine erste Auszeit, kritisierte beim Stand von 4:7 „zu viel Querspiel“ und forderte „mehr Mut“ und den direkten Zug zum gegnerischen Tor. Denn während die Abwehr sehr aufmerksam verteidigte, stabil stand und kurz vor Ende der 20. Spielminute – auch dank neun (!) Paraden von Yara ten Holte in Durchgang eins – erst das achte Gegentor quittieren musste, ließen die Borussinnen vorne zu viel liegen.

Eine Siebenmeter-Parade von ten Holte gegen die viermalige Welthandballerin Cristina Neagu leitete in Minute 19 eine ganz starke Phase der Dortmunderinnen ein. Zwar verfehlte Amelie Berger nach einem abgefangenen Angriff das leere Tor der Rumäninnen, doch Alina Grijseels, die Führende der Champions-League-Torschützenliste, brachte ihr Team mit ihrem bereits fünften Treffer in dieser Partie wieder auf zwei Tore heran (8:10 in der 25. Minute). Merel Freriks per Tempogegenstoß (26.) und Jennifer Gutiérrez Bermejo sorgten 33 Sekunden vor Ende des ersten Durchgangs für den 11:11-Ausgleich. Mit 11:12 ging es in die Pause.

Zu Beginn der zweiten Hälfte glich Mia Zschocke zum 12:12 aus. Doch Bukarest setzte nach und sich zwischenzeitlich auf 15:12 ab. Das Manko blieb weiterhin die Chancenverwertung vor dem gegnerischen Kasten. Nach dem zweiten Gesichtstreffer musste ten Holte behandelt werden (27.), konnte aber weitermachen und war am Ende mit 15 Paraden ein herausragender Rückhalt.

Borussia Dortmund mobilisierte die letzten Kräfte und schaffte fünfmal hintereinander den Ausgleich, zum 15:15 (Rönning), 16:16 (Zschocke), 17:17 (Gutierrez), 18:18 (Berger) und 19:19 (Zschocke mit ihrem fünften Treffer). „Wir sind dran! Alles ist möglich!“, rief Fuhr seiner Mannschaft zu, doch Bukarest zog in der Schlussphase erneut auf drei Treffer davon (19:22). Doch die Moral der Borussinnen war einfach großartig. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende verkürzte van der Heijden auf 22:23. Ein Punktgewinn schien wieder möglich. Die Fans hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen. Doch dann verlor der BVB beim entscheidenden Angriff die Geduld, Bukarest vollendete den Konter zum 22:24. So blieb am Ende nur der langanhaltende Applaus für eine starke kämpferische Leistung.

„Wenn ich sehe, wie Bukarest die zwei Punkte hier zelebriert, bin ich sehr stolz auf mein Team“, sagte Andre Fuhr nach der knappen Niederlage, und Bukarests Trainer Adrian Vasile erklärte: „Wir mussten unsere beste Leistung abrufen, um die Punkte mitzunehmen und sind auf eine tolle Torhüterin getroffen.“

BVB: ten Holte, Kohorst – Berger (1), Grijseels (5/1), Sando, Zschocke (5), Moreno, Kücükyildiz, Abdulla, Gutiérrez Bermejo (5), Freriks (3), van der Heijden (2), Ronning (1)
Boris Rupert