Mit dem Derby gegen den FC Schalke 04 startet Borussias U19 am Sonntag, 14. August (Anstoß 11 Uhr im Nachwuchs-Leistungszentrum Brackel), in die neue Bundesliga-Saison in der A-Junioren-Bundesliga West. 

„Wir wissen, was auf uns zukommt. Schalke ist sicherlich einer der Top-Favoriten auf die Westdeutsche Meisterschaft. Aber am ersten Spieltag kann alles passieren“, sieht Trainer Mike Tullberg den BVB in diesem Traditions-Duell eher in der Außenseiterrolle.

Die Bilderbuch-Saison 2021/22, die mit dem Gewinn der Deutschen A-Junioren-Meisterschaft endete, hat er längst abgehakt. Seit Anfang Juli bereitet Tullberg seinen weitgehend neu formierten Kader auf die Herausforderungen in den nächsten Monaten vor: die Bundesliga, den DFB-Pokal mit dem schweren Auftaktspiel bei Energie Cottbus (10./11. September) und die UEFA Youth League. „Wir haben Talent verloren und versuchen, das mit erwachsenem Spiel und mannschaftlicher Kompaktheit zu kompensieren. Die Jungs ziehen mit, alle haben den Willen, besser zu werden. Wir mussten uns erst finden, aber wir erzielen erkennbare Fortschritte und sind auf einem guten Weg“, versichert Tullberg.

Mit etwas Wehmut, aber vor allem mit großer Freude blickt er auf den Profi-Kader. Denn vier beim BVB ausgebildete oder weiterentwickelte Top-Talente, die zum Bundesliga-Aufgebot von Edin Terzic zählen, wären auch noch für die U19 spielberechtigt: Youssoufa Moukoko, Jamie Bynoe-Gittens, Tom Rothe und Abdoulaye Kamara. „Das ist auch eine Auszeichnung für die Arbeit, die im Nachwuchs-Leistungszentrum geleistet wird und für die Jungs natürlich eine tolle Geschichte“, betont Tullberg. Die Extra-Klasse der vier Jung-Profis indes fehlt seinem Team zumindest in den nationalen Wettbewerben. In der UEFA Youth League, wenn er zusätzlich noch auf drei Spieler aus dem 2003er Jahrgang zurückgreifen kann (zum Beispiel Gürpüz, Semic, Coulibaly, Lütke-Frie, Ostrzinski, Fink), wird der eine oder andere die Mannschaft verstärken und Tullberg über personell deutlich bessere Möglichkeiten verfügen.

In den Testspielen blieb Borussias U19 bis zur Generalprobe, dem 1:3 gegen die U21 des niederländischen Zweitligisten PEC Zwolle, unbesiegt. Ein Ausrufezeichen setzte die Mannschaft mit dem 5:0-Erfolg gegen Rasenballsport Leipzig. Beim Bundesliga-Cup in Schwäbisch-Halle, einem stark besetzten U19-Turnier, belegte der BVB nach einer 1:3-Halbfinal-Niederlage gegen den FC Schalke 04 den dritten Platz. 

Ideal-Formation kristallisiert sich heraus

„Wir sollten das Sonntag geraderücken“, lächelt Edwin Boekamp, der Leiter der Nachwuchsabteilung. Wohl wissend, dass der Gegner nicht mehr mit jener Schalker Elf vergleichbar ist, die in der vergangenen Saison in der Bundesliga und im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft vom BVB klar besiegt worden ist. „Sie sind amtierender Deutscher U17-Meister, verteidigen kompakt, schalten stark um und haben in der Offensive hohe Geschwindigkeit. Sie bestrafen jeden Fehler“, hebt Mike Tullberg die Qualität des Gegners hervor.

Beim BVB kristallisierte sich schnell die Ideal-Formation heraus. Der vom FC Augsburg gekommene Noa-Gabriel Simic erspielte sich auf Anhieb einen Stammplatz, „obwohl er noch viel Luft nach oben hat“, wie Mike Tullberg anmerkt. Aus der letztjährigen U17 machten Jaden Korzynietz, Rafael Lubach und Vincenzo Onofrietti den größten Entwicklungssprung. Auch Winterzugang Filippo Mane kann auf viele Einsätze hoffen.

Das Gerüst der Mannschaft bilden die Spieler aus dem Meister-Kader: Nnamdi Collins, Farouk Cisse, Vasco Walz, Julian Rijkhoff, Jonah Husseck, Michel Ludwig, Ayukayoh Mengot und Hendry Blank. Dazu kommt Samuel Bamba nach fast sechsmonatiger Verletzungspause. Für die nächsten Monate muss Tullberg hingegen auf Isaak Nwachukwu verzichten, der sich im Testspiel gegen Zwolle einen Handbruch zugezogen hat.

Kritik an „einfacher“ Bundesliga-Runde

Die Bundesliga wird auch in diesem Jahr in einer einfachen Runde, also ohne Rückspiele, entschieden. Sehr zum Verdruss von Mike Tullberg, der dem DFB-Jugendausschuss vorwirft, „aus Leistungssport Breitenfußball zu machen. In den unteren Ligen werden die Talente in deutlich mehr Spielen gefordert als in der Bundesliga“. Der BVB ist daher froh, sich auf internationaler Ebene mit Top-Mannschaften messen zu können. 

Aktuell gilt die volle Konzentration dem Saisonstart gegen Schalke. „Wir nehmen es, wie es kommt und müssen vom ersten Spieltag an hellwach sein“, sagt Tullberg, der mit Borussia selbstverständlich wieder eine führende Rolle spielen will. Nicht nur in der Bundesliga.
Wilfried Wittke