Als Spieler erlangte er mit dem bis dahin schnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte – 1988 gegen Hannover 96 – und vor allem mit dem Doppelpack im Pokalfinale 1989 gegen Werder Bremen Heldenstatus. Und auch seine zweite Karriere beschert Norbert Dickel Popularitätswerte, wie sie kein anderer Stadionsprecher genießt. Seit genau 30 Jahren übt er dieses Amt aus.

Der 12. September 1992 ist ein Samstag. Es ist der Tag, an dem Norbert Dickel seine Premiere als Stadionsprecher feiert. Er startet nicht mit einem „normalen Spiel“, sondern ganz Deutschland schaut bzw. hört zu. Denn das Fernsehen überträgt live aus dem Westfalenstadion, 20.15 Uhr, beste Sendezeit: Borussia Dortmund gegen Bayern München – DFB-Pokal, zweite Runde.

Vier Tore darf er ansagen während der regulären 90 Minuten. Das 1:0 durch Knut Reinhardt in der achten, das 2:2 durch Stéphane Chapuisat in der 84. Spielminute, dazwischen die beiden Bayern-Treffer durch Bruno Labbadia (16.) und Mazinho (58.). Im Elfmeterschießen verwandeln alle fünf Dortmunder Schützen, Münchens Mazinho verschießt. Die Stimme klingt noch nervös, kein Wunder, denn nur wenige Tage zuvor hat ihn der damalige Präsident Dr. Gerd Niebaum diese Aufgabe angetragen. „Mir blieb nichts anderes übrig, als im Stadion anzufangen. Ich muss gestehen, dass ich tierisch Schiss hatte“, sagt Dickel in der neuesten Ausgabe des Mitgliedermagazins „Borussia“, das an diesem Freitag erscheint.

Für ihn endet damit eine knapp dreijährige Odyssee, die nach seinem letzten Spiel als Profi beginnt, wo er sich am 15. Dezember 1989 standesgemäß mit dem Treffer in der 90. Minute zum 1:1 seines BVB bei Fortuna Düsseldorf unfreiwillig und an dem Tag unwissend von der Bühne Bundesliga verabschiedet. Reha, immer wieder Hoffnung, dann die Gewissheit, dass das lädierte Knie keinen Leistungssport mehr zulässt. Dickel stellt in der Folgezeit unter Beweis, dass er alles kann, sogar Antriebstrommeln für Fördergurtanlagen oder Einbauküchen verkaufen.

Seit dem 12. September 1992 ist Norbert Dickel die Stimme des BVB. Es ist eine von zahllosen Tätigkeiten, die die Kult- und Identifikationsfigur beim achtmaligen Deutschen Meister ausfüllt. Geschäftsführer Carsten Cramer nennt ihn „unsere Allzweckwaffe“ und betont: „Nobby ist nicht nur der Held von Berlin und ein markantes BVB-Gesicht, sondern auch die Stimme unseres Vereins.“ Sein Freund Helmut Fischer, der PUMA-Repräsentant, sagt: „Er war nie der große Star, aber beliebter als mancher Star, der schon für Borussia gespielt hat.“ (br)