92 Minuten und 24 Sekunden waren gespielt in Mainz, als Giovanni Reyna einen von Sébastian Haller verlängerten Ball zum 2:1 für Borussia Dortmund über die Linie drückte. Mit einem Spurt von der Bank zur schwarzgelben Jubeltraube war Mats Hummels der erste Gratulant.

Kurz darauf sprintete der Weltmeister zurück zur Bank, zog sich im Laufen die Trainingsjacke aus, kam für Julian Brandt, der die Sieg bringende Ecke hereingegeben hatte, vor dem Mainzer Anstoß aufs Feld, gewann dann noch drei (!) Kopfballduelle rund um den eigenen Elfmeterpunkt, ehe nach fünfeinhalb Minuten Nachspielzeit endlich Schluss war.

Warum Hummels überraschend nicht in der Startelf stand, hatte Edin Terzic bereits vor dem Anpfiff am TV-Mikro erklärt: „Mats hat im Spiel gegen Augsburg einen Schlag abbekommen. Er hat signalisiert, dass es geht, aber wir wollten kein Risiko eingehen.“ Wie es zum späten Siegtreffer kam, schilderte er dann so: „Wenn man sieht, mit welcher Leidenschaft Mainz verteidigt hat, genauso war es am Wochenende mit Augsburg, dann wird es am Ende des Spiels mit der Kraft etwas schwieriger. Wenn wir dann nochmal frische Beine auf den Platz bringen, können wir das vielleicht ausnutzen.“ Beispielhaft führte der Trainer aus: „Karim Adeyemi hat es in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht, er hat immer beschleunigt, für Gefahr und für Entlastung gesorgt. Er hat zwar kein Tor geschossen und kein Assist beigesteuert, aber er hat seinen Beitrag geleistet, dass der Gegner irgendwann mal müde ist und nicht mehr die Konzentration hat.“

Nach genau 91 Minuten und 51 Sekunden schlug Gregor Kobel einen weiten Ball nach vorn. Haller verlängerte ihn in den Lauf von Brandt. Ein Mainzer konnte nur zu Ecke, nicht ins Seitenaus klären. Diese Ecke brachte den Sieg. „Es muss nicht immer schön sein“, sagte Siegtorschütze Reyna hinterher. Innerhalb von drei Tagen waren ihm seine ersten beiden Treffer als Einwechselspieler überhaupt gelungen: am Sonntag zum 4:3 gegen Augsburg, gestern zum 2:1 in Mainz. „Es war großartig. Diese Siege bringen das beste Gefühl. Wenn du von der Bank kommst, dann möchtest du in so einem Spiel den Unterschied machen.“ Das fordert auch Edin Terzic: „Wir sind die Mannschaft mit den meisten Jokertoren. Wir wünschen uns, dass die Jungs, die dann auf den Platz kommen, das Spiel für uns entscheiden. Es gibt Leute, die das Spiel anfangen; es gibt Leute, die das Spiel beenden; und es gibt Leute, die das Spiel entscheiden.“
Boris Rupert