In diesem Jahr wird die BVB Evonik Fußballakademie zehn Jahre alt. Daher haben wir uns etwas ganz Besonderes überlegt und möchten gemeinsam mit Dir und unseren Trainern in die Vergangenheit reisen. Wir berichten über spannende Erlebnisse, die auch wir niemals vergessen werden. Dazu haben wir mit Sven Kahlert gesprochen. Sven ist für den BVB beruflich in Ägypten unterwegs. 

Sven, stelle dich doch einmal vor.

Mein Name ist Sven Kahlert, ich bin 50 Jahre alt und seit 2008 im Besitz der UEFA-Pro-Lizenz. Ich komme aus Wiesbaden, wohne aber zurzeit in Kairo, Ägypten.

Meine Trainerlaufbahn habe ich Ende der 90er-Jahre als Spielertrainer begonnen. Nach meiner A-Lizenz 2002 habe ich als U17-Junioren-Trainer bei den Kickers Offenbach gearbeitet und bin dort mit meiner Mannschaft zweimal in die Bundesliga aufgestiegen.

2007/2008 absolvierte ich erfolgreich meinen Fußball-Lehrer-Lehrgang und bekam kurz darauf die Gelegenheit, beim FSV Mainz 05 die U16-Junioren zu trainieren.
Zusammen mit Thomas Tuchel, der später Trainer der Profis beim BVB war, startete ich beim FSV Mainz 05. Er übernahm dort den Posten des Trainers der U19-Junioren.

Von 2009 bis August 2015 trainierte ich verschiedene Teams der Frauen-Bundesliga.
Neben dem 1. FFC Frankfurt und Eintracht Frankfurt trainierte ich ebenfalls den MSV Duisburg und den SC Sand.
Die erfolgreichste Zeit hatte ich mit dem 1. FFC Frankfurt. Wir gewannen 2011 den DFB–Pokal, standen auch 2012 im Finale und waren erfolgreich beim DFB-Hallenpokal 2012.
Mein persönliches Highlight war sicherlich das Erreichen des Champions-League-Finals 2012 im Olympiastadion in München. Vor 50.000 Zuschauern absolvierten wir ein Spiel gegen Olympique Lyon. Auch wenn es damals nicht für den Sieg gereicht hat, war es ein sehr einprägsames Erlebnis für mich.

Nach der Zeit in der Frauen-Bundesliga bekam ich die Möglichkeit als NLZ–Leiter beim SV Wehen Wiesbaden zu arbeiten. Im Oktober 2016 ging ich für ein Projekt von Bayer Leverkusen und der chinesischen Regierung nach China und blieb dort bis Ende 2017. Um mehr Zeit mit meinem kleinen Sohn verbringen zu können, nahm ich mir anschließend eine Auszeit.

Seit September 2019 bin ich nun mit sehr viel Freude, Spaß und Engagement für die BVB Evonik Fußballakademie im internationalen Bereich tätig.             

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Seit wann bist du in Ägypten und was machst du da genau? 

Ich bin seit dem 12. Juli 2020 in Kairo bei unserem Kooperationspartner, dem Verein ZED FC, tätig. Dort bin ich als sportlicher Berater/Koordinator verantwortlich für die Traineraus- und Weiterbildung, für Trainingseinheiten zur praktischen Demonstration auf dem Platz sowie langfristig für die Einführung der Trainings – und Spielphilosophie von Borussia Dortmund.

Unter Berücksichtigung der vorhandenen Gegebenheiten, der Mentalität und den Strukturen im ägyptischen Fußball unterstütze ich außerdem den Aufbau von Strukturen innerhalb des Vereins.

 

 Könnt ihr im Moment trainieren oder müsst ihr auch Pause machen, so wie wir? 

Seit meinem Start in Kairo konnten wir regelmäßig trainieren. Durch die Pandemie wurde der Saisonstart etwas nach hinten verlegt, so dass wir erst im Dezember mit dem Spielbetrieb starten konnten.

Seit dem 1. Februar 2021 gilt nun allerdings die Regel, dass alle unsere Mannschaften der Jahrgänge 2007 bis 2012 keine Spiele mehr austragen dürfen. Für unsere Leistungsteams in den Jahrgängen 2001 bis 2006 ist dies jedoch weiterhin erlaubt.

 Wie ist die aktuelle Situation? 

Aktuell sind alle staatlichen und privaten Schulen geschlossen, jedoch wird auch hier jeder Schüler weiterhin online unterrichtet. Genau wie in Deutschland muss man in Gebäuden oder Räumen eine Maske tragen und in Shopping-Malls oder Supermärkten wird am Eingang die Temperatur gemessen.

Auf dem Trainingsplatz und während der Trainingseinheiten ist es den Trainern freigestellt, eine Maske zu tragen oder nicht. Desinfektionsmittel ist überall frei zugänglich und nutzbar.

Wie schnell hast du dich an die unterschiedlichen Lebensweisen gewöhnt? 

Da ich schon in China tätig war, ist es mir relativ schnell gelungen mich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Alle Menschen sind sehr hilfsbereit und unglaublich gastfreundlich. Das macht das Leben und Arbeiten natürlich viel leichter.

Die verschiedenen Herangehensweisen und Problemlösungsansätze sind nicht immer gleich zu meinen, aber uns gelingt es meistens einen optimalen Weg zu finden.
Dadurch, dass wir mit den Trainern und Verantwortlichen viel kommunizieren, fällt es mir natürlich leichter, meine Arbeit erfolgreich zu gestalten.

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 Wie unterscheidet sich der ägyptische Fußball vom deutschen? 

Die Qualität der Spieler ist schon im ganz jungen Alter sehr gut. Sie sind alle sogenannte Straßenfußballer und können dribbeln.

Die Strukturen in den Vereinen und im Fußballverband dagegen sind ausbaubar. Hier hat eine U15 etwa nur 25 bis 30 Spiele in einer Saison (Testspiele, Turnier, Freundschaftsspiele, Punktspiele, Pokal) und nicht 50 wie in Deutschland.
Das Trainerteam besteht immer aus einem Cheftrainer und zwei Co-Trainern.

Gleichzeitig sind die Mannschaften, wie auch vom Verband erlaubt, sehr groß. Die ägyptischen Trainer wollen gerne 25 bis 30 Spieler im Kader haben.
Dies ist auch ein Punkt meiner Arbeit. Ich möchte ihnen die Vorteile eines etwas kleineren Kaders mit höherer Qualität vermitteln.

 

Wann trainieren die Kids? 

Normalerweise sind drei bis fünf Trainingseinheiten pro Woche angesetzt, dies wird, je nach Jahrgang, angepasst. Hinzu kommen die Spiele an den Wochenenden.
Dadurch, dass die Temperaturen im Sommer sehr hoch sind (40 Grad) und der Tagesablauf in Ägypten etwas von dem der Deutschen abweicht, wird das Training häufig auf die frühen Abendstunden verschoben.

Wie lange bleibst du noch dort? 

Aktuell läuft mein Vertrag hier noch bis zum 31. Mai 2021. Ich würde gerne diese Arbeit im Zusammenhang mit der Kooperation weiterführen und einen neuen Vertrag unterschreiben.

Was war bis jetzt dein schönstes Erlebnis, in Dortmund oder auch Ägypten, mit dem BVB? 

Da gibt es einige. Beispielsweise die Champions-League-Spiele in Dortmund im vollbesetzten Stadion gegen Inter Mailand und den FC Barcelona oder das Essen in Kairo mit dem fantastischen Blick direkt auf die Pyramiden.

Mein persönliches Highlight in der Zeit beim BVB war die Reise zu unserem Partner nach Sydney (Marconi Sydney). Dort haben wir einen Zoo besucht und die einmalige Möglichkeit bekommen, einen Koala zu streicheln. So eine Gelegenheit bekommt man wirklich nicht häufig.

Was wünscht du dir für dieses Jahr? 

Gesundheit natürlich an erster Stelle!

Außerdem, dass die Corona-Pandemie vorbeigeht und wir ALLE wieder unser normales Leben genießen können. Arbeiten, Freunde treffen, im Park oder Café sitzen. Einfach alles.

Außerdem selbstverständlich die weitere Zusammenarbeit hier vor Ort in Kairo mit den ägyptischen Kollegen und natürlich auch mit euch in Dortmund.

Ich würde mich sehr freuen, euch alle wieder zu sehen, euch zu treffen und mich wieder persönlich mit euch unterhalten zu können.