Als Alina Grijseels im November 2015 zum ersten Mal das Trikot von Borussia Dortmund trug, war sie 18 Jahre alt und galt als große Hoffnung für die schwarzgelbe Handballzukunft. Nun, 09 Jahre später, ist aus dieser Hoffnung das Gesicht der BVB-Handballerinnen, die Kapitänin und Führungsfigur geworden. Im letzten Saisonspiel gegen Bayer Leverkusen wurde Grijseels jetzt emotional verabschiedet.

„In Alina verlieren wir nicht nur unsere absolute Führungsspielerin, sondern auch einen großartigen Charakter. Sportlich, besonders aber menschlich werden wir die Lücke, die sie hinterlässt, nur schwer schließen können“, kommentierte Rupert Thiele im Januar die Entscheidung von Grijseels, den Verein zu verlassen. „Es war unser ausdrücklicher Wunsch, mit ihr eine weitere Ära einzuleiten“, sagte der Abteilungsleiter.

Eine Ära prägte sie aber definitiv in ihren neun Spielzeiten beim BVB. Gleich in der ersten Saison gelang der Spielmacherin der Aufstieg in die Bundesliga, die lange Rückfahrt von Allensbach am Bodensee und die entsprechende Feier ist für sie bis heute unvergessen. Der BVB und Grijseels etablierten sich in der ersten Liga. Die Borussia wurde zu einer immer besseren Mannschaft, Grijseels zu einer immer besseren Spielerin. Irgendwann war sie nicht mehr wegzudenken und wurde im Sommer 2019, zunächst zusammen mit Isabell Roch, zur Kapitänin ernannt. 

Als im Frühjahr 2020 die Saison aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen wurde und das Team auf dem ersten Platz der Tabelle stand war klar: Es geht in die Champions League. Zweimal gelang Grijseels dabei mit der Mannschaft der Sprung in die Play-offs, in der zweiten Saison führte sie zur WM-Pause im Dezember 2021 sogar die Torschützenliste der Königsklasse an.

Zuvor war ihr aber als Spielführerin etwas Historisches gelungen, denn am 8. Mai 2021 gewann Grijseels mit dem BVB die erste Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte. „Das ist der absolute Wahnsinn und für mich persönlich etwas ganz Besonderes, vom Aufstieg bis zur Meisterschaft alles mitgemacht zu haben. Ich bin wirklich wahnsinnig stolz darauf, das geschafft zu haben“, kommentierte die damals 25-Jährige direkt nach dem Spiel in Halle-Neustadt.

Am 22. Mai war sie dann die erste Borussin überhaupt, der es vorbehalten war, die Meisterschale in den Händen zu halten. Einige Tage später wurde die perfekte Saison mit 30 Siegen in 30 Spielen abgeschlossen – eine Marke für die Geschichtsbücher, die zuvor noch keinem anderen Verein gelungen war. Grijseels selbst startete in der Folge komplett durch und wurde 2021 und 2022 zu Deutschlands Handballerin des Jahres gewählt.

Mitte Januar 2023 wurde bekannt, dass es sie nach Saisonende ins französische Metz zieht. „Die vorerst letzten Monate in Schwarzgelb werde ich sehr genießen und alles dafür geben, zum Abschied vielleicht nochmal ein Final Four zu erreichen“, sagte Grijseels damals. Und genau das tat sie auch. In Graz gewann sie mit der Borussia die Bronzemedaille in der European League und sprach hoch emotional von einem „perfekten Abschluss“ mit ihrem Herzensverein, dem sie genau wie „allen beteiligten Personen sehr dankbar für diese besonderen 09 Jahre“ ist. „Ich wünsche dem BVB natürlich auch weiterhin alles Gute. Und wer weiß, vielleicht sieht man sich irgendwann mal wieder.“