Zum fünften Mal nach 1965, 1989, 2012 und 2017 hat Borussia Dortmund den DFB-Pokal gewonnen, zum vierten Mal im Berliner Olympiastadion. 2021 war ein besonderer Sieg in besonderen Zeiten. Die Mannschaft setzte ein Zeichen, als sie nach der Siegerehrung das „Marathontor“ stürmte – ein Zeichen der Verbundenheit mit ihren Fans, die hier normalerweise stehen und sitzen, es dieses Mal aber nicht durften. Wegen Corona.

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Aus Berlin berichtet Boris Rupert

„Es wäre schön, wenn wir den Pokal für die Fans nach Dortmund holen könnten“, hatte Marco Reus 24 Stunden vor dem Anpfiff gesagt, Jadon Sancho sich nach dem Sieg in der Liga am vergangenen Samstag gegen Leipzig noch deutlicher ausgedrückt: „Ich habe den Fans versprochen, dass wir den Pokal für sie gewinnen. Dieser Moment ist für sie“, bekräftigte der Doppeltorschütze dann nach dem Abpfiff und fügte stolz auf seine eigene Leistung hinzu: „Dieser Moment wird für ewig in mir leben.“

Vier zu eins gegen Rasenballsport Leipzig in einem großartigen Finale, einer Werbung für den Fußball. Hochgeschwindigkeitsfußball auf der einen, Druck und Wucht auf der anderen Seite. Es spricht für Leipzig, dass dieser starke Gegner auch nach einem 0:3-Halbzeitrückstand nicht aufgab, es spricht noch mehr für Borussia, dass die Mannschaft allen Widrigkeiten trotzte. In diesem Spiel. In dieser Saison. „Ich fühle ganz viel Stolz, weil wir einen sehr guten Weg gegangen sind in den vergangenen Wochen und Monaten“, sagte Edin Teric: „Das war im Februar so nicht abzusehen. Dass es im Mai dann so aussieht, dass wir uns als Pokalsieger noch für die Champions League qualifizieren können, das macht uns stolz.“

Hummels‘ Vorhersage im Februar erfüllte sich

Im Februar, nach einem 2:2 gegen Hoffenheim, nach dem x-ten Rückschlag auf dem Weg zur angestrebten Stabilität, sagte Mats Hummels einen besonderen Satz: „Wir wollen einen viel aktiveren und aggressiveren Stil spielen gegen den Ball. Solche Sachen passieren nicht über Nacht. Wir erarbeiten uns diese im Training, und ich bin zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass man das in dieser Saison noch sehen wird.“

Am Donnerstagabend feierte die Mannschaft ihren siebten Sieg in Serie auf nationaler Ebene. Gegen 23 Uhr durfte Kapitän Reus aus den Händen der Jugendlichen Nathalie Buse vom SV Blau-Gelb Berlin und Luca Gesch von den Spandauer Kickers jenen Cup entgegennehmen, den BVB-Legende Aki Schmidt vor 56 Jahren als Erster überreicht bekam: den DFB-Pokal.

Reus hatte mit einer grandiosen Leistung großen Anteil an diesem Sieg. An den ersten drei Treffern war er maßgeblich beteiligt, und beim vierten leitete er Haalands Kopfballabwehr im eigenen Strafraum weiter zu Sancho, der über rechts den finalen Konter fuhr, während Haaland vom einen zum anderen Sechzehner sprintete, beim Schuss wegrutschte, sein Standbein anschoss und den Ball damit unhaltbar für Leipzig-Keeper Gulacsi abfälschte.

Piszczeks Tränen der Freude

Ja, Glück war phasenweise mit ihm Spiel, auch bei den Alu-Treffern von Mukiele und Forsberg. Während vorne neben Routinier Reus die jungen Haaland und Sancho glänzten, war es hinten die Erfahrung von Piszczek und Hummels, die den Ausschlag gab. Hummels spielte sein neuntes großes Finale im Vereinsfußball (dazu das WM-Finale 2014), für Lukasz Piszczek war es das achte große Endspiel, das siebte mit dem BVB. „Heute ist ein Traum wahr geworden“, erklärte der 35-Jährige: „Ich wollte zum Karriereende etwas mit nach Hause nehmen.“

Dafür ließ er viele Tränen in Berlin, wo er 2012, 2017 und nun 2021 mit dem BVB den DFB-Pokal gewonnen, die Finals 2014, 2015 und 2016 jedoch verloren hat. „Das war sehr emotional. Das werde ich ein Leben lang in meinem Kopf behalten“, sagte der Mann mit der Nummer 26, der in dem Moment das Trikot mit der 29 trug, das von Marcel Schmelzer „als Zeichen für unsere verletzten Spieler und ganz besonderes für Schmelle. Er ist ein Jahr weg und konnte das nicht mit uns erleben“.

Noch zwei Siege müssen her

Berlin bildete den emotionalen Höhepunkt der Saison. Beendet ist die Aufgabe aber noch nicht. Während der Pokal den Weg nach Dortmund antrat, machte sich die Mannschaft auf nach Mainz. Am Sonntagabend (18 Uhr) steht dort das „Champions-League-Qualifikations-Halbfinale“ auf dem Spielplan. „Bevor wir hier hingefahren sind, haben wir klar gesagt, dass wir Pokalsieger werden und als Pokalsieger noch sechs Punkte holen wollen“, unterstrich Edin Terzic.

Es sollen die Siege acht und (null)neun her zum Abschluss der Corona-Saison 20/21.

BVB-TV: Die Pressekonferenz nach dem Pokalfinale