Stiftung
Eine emotionale Reise nach Mexiko
Borussia Dortmund geht nach Mexiko. Die BVB-Stiftung "leuchte auf", unterstützt von der Evonik-Fußballschule des BVB, plant gemeinsam mit einem mexikanischen Fanclub ein soziales Projekt für Kinder aus allen Bevölkerungsschichten. Die "Academia Borussia" will junge Menschen fördern und ihnen die Möglichkeit bieten, regelmäßig ihren Lieblingssport Fußball auszuüben, in Kontakt mit dem BVB zu treten und wichtige soziale Werte für das Leben zu lernen.
BVB-Trainer Patrick Kulinski von der Evonik-Fußballschule des BVB war als erster "offizieller Borusse" vor Ort. Ein Gespräch über seine Eindrücke und Emotionen und über die große Strahlkraft von Borussia Dortmund in Mexiko.
Patrick, seit deinem Besuch sind einige Wochen ins Land gegangen. Was ist dir ganz besonders im Gedächtnis geblieben?
Die großartigen Menschen, die ich in diesem wunderbaren Land kennenlernen durfte. Sie alle, ganz besonders die Kinder und Jugendlichen, verdienen unsere Unterstützung.
Wie ist der Kontakt nach Mexiko entstanden?
Durch die Brüder Münstermann, allen voran Humberto Morales Münstermann, von allen "Toto" genannt, der am 19. Dezember 2012 gemeinsam mit seinem Bruder Kevin und zwei Freunden "BVB09MEX", den ersten offiziellen Fanclub von Borussia Dortmund in Mexiko, gegründet hat. Ihre große Liebe zum BVB besteht seit ihrer Geburt.
Wie kam es dazu?
Sie haben diese Leidenschaft wohl ihren deutschen Wurzeln zu verdanken. Ihre Großeltern leben noch heute in einem kleinen Städtchen in Niedersachsen.
Was ist das Besondere an diesem Fanclub BVB09MEX?
Er ist in der Hauptstadt Mexiko-Stadt zu Hause und zählt bereits unglaubliche 2000 Mitglieder. Echte Liebe auf mexikanisch. Das Clubhaus ist komplett schwarzgelb mit einer gigantischen Sammlung an Schals, Trikots und Fahnen.
Aber die schwarzgelbe Begeisterung ist nicht alles, was diesen Fanclub ausmacht?
Längst nicht. Am 09. Juni 2016 gründeten die Münstermänner mit ihrem BVB09MEX die "Academia Borussia" in Valle de Bravo, einer kleineren Stadt 150 km westlich von Mexiko-Stadt, etwas später auch an einem zweiten Standort in Coyoacán. Das ist ein südlicher Bezirk der Hauptstadt.
Welche Ziele verfolgt die Academia, die künftig von der BVB-Stiftung "leuchte auf" und unserer Fußballschule unterstützt werden soll?
Toto Münstermann hat das so erklärt: Mit Hilfe der Academia Borussia soll Kindern die Möglichkeit geboten werden, regelmäßig ihren Lieblingssport, den Fußball, zu betreiben, in Kontakt mit dem BVB zu treten und wichtige soziale Werte für das Leben zu erlernen, die sowohl die Entwicklung der jungen Menschen fördern sollen, als auch das Leben miteinander.
Und das durftest du hautnah erleben?
Ja, ich habe all die Liebe und Leidenschaft, die Mitarbeiter und Kinder in diese Zusammenarbeit und in die Umsetzung des Projektes stecken, zu spüren bekommen. Ich habe, zuerst in Coyoacán, bei schwarzgelben Fußballevents selbst mit den 4- bis 18-jährigen Kindern und den lokalen Trainern in Theorie und Praxis trainiert. Übrigens stellt die Academia auch ein reines Frauenteam, das sich jetzt wohl offiziell als erste Frauenfußballmannschaft von Borussia sehen darf.
Patrick, du hast auch gelernt, dass es große soziale Unterschiede in Mexiko gibt.
Ja, vieles hat mich unglaublich bewegt. So legen zum Beispiel einige Kinder einen Drei-Stunden-Fußmarsch zurück, nur um am Training der Academia teilnehmen zu können. Anschließend laufen sie noch mal drei Stunden zurück nach Hause. Diese Leidenschaft und der Wille, ein Teil dieses Projekts zu sein, ist einfach unglaublich und kaum in Worte zu fassen. Genau diese Geschichten sind es, die die Academia ausmachen. Jeder soll die Möglichkeit erhalten, Teil der BVB-Familie zu werden, ganz egal aus welchem sozialen Umfeld er stammt. Um das umzusetzen, engagieren sich alle Mitglieder und auch die Eltern einiger Teilnehmer mit viel Leidenschaft vor allem für Kinder aus schwierigen Verhältnissen.
Du warst dann anschließend auch noch in Valle de Bravo?
Dort habe ich das Sozialprojekt „El Arbol“ kennengelernt. Das ist eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Interessen. Das Haus bietet Räumlichkeiten zum Toben, Lernen, Musizieren, Balletttanzen und zur Ausbildung weiterer Sportarten. Gemeinsam mit Kindern dieses Kulturzentrums bin ich dann zum Fußballtraining der Academia gegangen. Das fand auf einer Wiese statt, wo kurz zuvor noch Kühe gegrast hatten.
Die Kinder hatten trotzdem Spaß?
Ja, ihnen machte das absolut nichts aus. Mit ihren alten Sandalen, verschmutzen T-Shirts und zerrissenen Jeans sind sie einem platten Spielgerät hinterhergerannt, das kaum als Fußball zu erkennen war. Aber sie hatten Riesenspaß an intensiven Zweikämpfen und tollen Toren.
Und es gab noch mehr Grund zur Freude für die Kindern in Valle de Bravo.
Mit den Münstermann-Brüdern waren noch einige Familien aus der Hauptstadt in die Provinz gekommen. Sie überreichten den Kindern Fußballschuhe, Trikots, Bälle und was sonst noch zur Ausstattung eines Nachwuchsfußballers gehört. Mit Tränen in den Augen und strahlend vor Glück und Dankbarkeit nahmen die jungen Fußballerinnen und Fußballer die Geschenke der Familien entgegen. Und ich durfte den kleinen Mexikanern ihre erste echte und originale BVB-Trainingsausrüstung schenken.
Du hast gesagt, dass dich das sehr bewegt hat.
In der Tat war es so, als würde man den Kindern nicht nur materielle Dinge schenken, sondern gleichzeitig auch Hoffnung und Motivation für den weiteren Lebensweg. Das war ein Moment, der mir heute in der Erinnerung noch Gänsehaut beschert.
Und dann hatten die Münstermanns noch eine Überraschung parat?
Ja, sie organisierten ein großes Treffen mit einem Abschlussturnier für alle Teilnehmer der Academia aus Valle de Bravo und aus Cayoacán. Die Teams wurden bunt gemischt, so dass alle Kinder unterschiedlicher Herkunft, aus unterschiedlichen Verhältnissen und unterschiedlichen Alters miteinander spielten. Ein Abschluss, wie man es in einem Bilderbuch nicht hätte schöner malen können.
Gab es einen Moment, der dich ganz besonders berührt hat?
Den gab es am letzten Tag meiner Reise. Wir haben dort für alle Kinder ein Fußballturnier veranstaltet. Unglaublich viele Kinder haben daran teilgenommen. Anhand der Kleidung der Kids hat man gemerkt, wie wenig die Menschen dort haben. Ein kleiner Junge mit kaputten Jeans und einem löchrigen T-Shirt, hat sich in einer Pause zu mir gesetzt und mir sein Essen angeboten, das er sich vorher gekauft hat. Diese Menschen haben so gut wie nichts und teilen trotzdem gerne. Das ist etwas, wovon wir uns in Deutschland noch einiges abgucken können.
Wie geht es weiter mit dem Fanclub BVB09MEX und der Academia Borussia?
Sie möchten in Zukunft ihre Projekte ausbauen und erweitern. Und sie sind überglücklich, von Borussia Dortmund und unserer Stiftung „leuchte auf“ mit 30.000 Euro jährlich unterstützt und wertgeschätzt zu werden. Noch nie habe ich ein Projekt gesehen, das so viel Begeisterung entfacht. Dennoch wird die Academia Borussia auch auf breitere Hilfen angewiesen sein. Ich hoffe sehr, dass sich bald weitere Unterstützter für dieses großartige soziale Projekt finden lassen. Die bedürftigen Kinder in Mexiko haben es verdient.
Alle Informationen zur sozialen Arbeit des BVB unter: