Borussia Dortmund hat 66.099 Zuschauern im bis auf den letzten Platz gefüllten Signal Iduna Park zum Auftakt der UEFA Champions League einen großartigen Fußballabend beschert und mit einer herausragenden Leistung ganz Europa beeindruckt. Die Spieler durften sich als Gewinner fühlen – und trauerten doch zwei verlorenen Punkten hinterher.

„Dieser BVB kann mit den Topklubs in Europa mithalten“, teilten die Ruhr Nachrichten ihrer Leserschaft zum Frühstück mit. Auch die internationale Presse ist voll des Lobes und reduziert das gestrige Spiel auf das Duell zwischen Marc-André ter Stegen auf der einen und einer stark aufspielenden Dortmunder Mannschaft auf der anderen Seite. AS schreibt: „Barca spielt Unentschieden wie durch ein Wunder. Der Torhüter war der große Retter des einen Punktes für Barça, mit dem das Team mehr als zufrieden sein muss, weil Valverdes Mannschaft bei ihrem europäischen Debüt Blut und Wasser geschwitzt hat.“ El Pais stellt heraus: „Ter Stegen hält seine schwimmende Mannschaft gegen einen hervorragenden Gegner über Wasser.“ Und El Mundo betont in Richtung des Torwarts: „Er hat Barcelona vor einer sicheren Niederlage in Dortmund bewahrt.“

Doch warme Worte bringen keine Punkte. Der überragende Mats Hummels – über den Mundo Deportivo schrieb: „Hummels unterstrich, dass er immer noch Weltklasseleistungen bringen kann“ – sprach nach dem torlosen 0:0 mit so vielen vergebenen Topchancen von zwei verlorenen Punkten: „Damit hätten wir uns eine  hervorragende Ausgangsposition verschaffen können in dieser stark besetzten Gruppe.“ Immerhin zog Inter Mailand nicht davon, erreichte gegen ein überraschend starkes Slavia Prag nur ein ebenso überraschendes 1:1 durch einen Treffer in der Nachspielzeit.

„Gemischte Gefühle“ nach dem 0:0

„In der zweiten Halbzeit waren wir dem Sieg deutlich näher. Deshalb sind es gemischte Gefühle“, sagte Sebastian Kehl, und Marco Reus, der einen Elfmeter vergab (der bei konsequenter Regelandwendung vom ansonsten so konsequenten Schiedsrichter hätte wiederholt werden müssen) und zwei weitere Male am Torwart scheiterte, nicht weil er schlecht geschossen oder gezielt hätte, sondern weil ter Stegen überragend parierte, klagte: „Das wäre der Optimalstart gewesen. So ist alles offen.“ Reus‘ Gegenspieler vom gestrigen Abend und früherer Teamkollege zu Gladbacher Zeiten meinte: „Ich glaube, dass er ein super Spiel gemacht und uns weh getan hat zwischen den Räumen.“

Auch wenn die Tore fehlten und sich Reus im Besonderen darüber ärgerte: Es war ein starkes Spiel einer Mannschaft im Wortsinn. Niemand fiel ab, und alle fielen positiv auf. „Am Ende ist es ein 0:0, aber ein positives“, betonte Lucien Favre.
Boris Rupert