In der Schweiz sprach Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der BVB-Geschäftsführung, über seine Eindrücke aus dem Trainingslager, die wirtschaftliche Situation und eine mögliche Rückkehr der Zuschauer.

Hans-Joachim Watzke über die Saisonziele:
„Wir möchten uns in der Bundesliga idealerweise ein Stückchen verbessern und in den beiden Pokalwettbewerben, die in der vergangenen Saison gut gelaufen sind, so weit wie möglich kommen.“ 

… seine Eindrücke aus dem Trainingslager:
„Marco Rose hat es – wie die meisten anderen Trainer der Topklubs auch – momentan sehr schwer. Es ist die 17. Saisonvorbereitung, die ich miterlebe. Und an eine, in der in der vierten Woche immer noch die Hälfte der Mannschaft nicht da ist, kann ich mich nicht erinnern. Grundsätzlich machen es Marco und sein Team sehr gut. Ich habe heute morgen das Training gesehen, das hat mir sehr gut gefallen. Eine gute Ansprache, ein klares Konzept. Die äußeren Bedingungen sind auch gut. Was möglich ist, werden wir aus diesem Trainingslager mitnehmen, aber es ist sehr speziell.“ 

… die Innenverteidigung:
„Manuel kommt morgen zurück, Mats ist da. Er wird aus meiner Sicht deutlich schneller wieder auf dem Platz stehen, als spekuliert worden ist. Emre ist auch wieder da. Im September kommen zwei weitere Innenverteidiger hinzu, sodass wir nach der Länderspielpause Mitte September hoffentlich vier oder fünf Innenverteidiger haben. Nach aktuellem Stand ist es nicht zwingend notwendig, uns dort zu verstärken. Aber ich schließe nichts aus, wir beobachten die Situation genau.“

… mögliche Transfers:
„Wir haben immer noch die wirtschaftliche Stärke, das eine oder andere machen zu können, auch ohne dass wir weitere Transfer-Einnahmen haben. Aber wir befinden uns wirtschaftlich auch ein Stück weit im Corona-Blindflug. Da muss man Reserven bilden und gucken, wie sich die Saison inmitten der Pandemie entwickelt. Vielleicht dürfen wir irgendwann ja wieder nur vor ein paar tausend Zuschauern spielen dürfen. Falls das noch lange so weitergeht, werden manche Vereine richtige Schwierigkeiten bekommen. Von daher hilft es, im Moment etwas Vorsicht walten zu lassen. Ich habe das Gefühl, dass wir eine ganz ordentliche Mannschaft haben, wenn alle da sind und sich in einen entsprechenden Zustand gebracht haben.“ 

… geimpfte Zuschauer:
„Irgendwann müssen diejenigen, die sich impfen lassen, belohnt werden, indem sie ihre Rechte zurückbekommen, indem sie etwa zu einem Konzert oder ins Stadion gehen können. Ich bin kein Anhänger einer Impflicht für alle, aber wir als Veranstalter haben schon noch das Recht zu sagen, wen wir reinlassen. Ich denke, es wird irgendwann automatisch dazu kommen, dass Geimpfte mehr Möglichkeiten haben werden. Und bei der Vergabe jener Kontingente, die wir für Ungeimpfte haben, müssen wir auch an die Kinder denken. Das ist mir ganz wichtig. Ich kann nur an alle Menschen appellieren: Wer sich impfen lassen kann, sollte es tun.“ 

… die wirtschaftliche Bedeutung einer Zuschauerrückkehr:
„Für diese Saison planen wir mit einer Auslastung von 60 Prozent, wohlwissend dass es im Herbst weniger Zuschauer als im Frühjahr sein könnten. Aber selbst damit würden wir keine schwarzen Zahlen schreiben. Wenn wir zwei, drei, vier Jahre mit einer Kapazität von 40 oder 50 Prozent spielen, haben wir alle ein Problem. Die Frage ist, wie es im Ausland aussieht. Wenn andere Länder mit 100 Prozent Auslastung spielen, weil in anderen Ländern andere Maßstäbe angelegt werden, dann geht die Wettbewerbsfähigkeit verloren.“
Aufgezeichnet von Christina Reinke