Beim Tischtennis misst der Tisch fürs kleine Tennis Zweimetersiebenundachtzig, also fast das Doppelte der aktuell empfohlenen Abstandslänge. Er ist unabdingbar: Ohne Tisch kein Tischtennis. Ideale Voraussetzungen auch für Corona-Zeiten. Entsprechend optimistisch ist Bernd Möllmann, Abteilungsleiter Tischtennis bei Borussia Dortmund. Im Interview blickt er zurück auf die abgebrochene Zweitliga-Saison und erklärt, was er sich von der kommenden Spielzeit verspricht.

Mit Dennis Klein gehört ein neuer Spitzenspieler zum BVB. Er kommt als U23-Nationalspieler vom Erstligisten TTC Jülich. Was macht ihn aus?
Spitzenspieler ist richtig, neue Nummer Eins nicht zwangsläufig. Denn wir stellen leistungsmäßig nach Ranglistenpunkten auf – und da hatte Dennis Klein Ende Mai 2.339 Punkte und Erik Bottroff 2.340, also exakt einen mehr. Erik wäre zu dem Zeitpunkt unsere Nummer Eins gewesen. Weil es im Tischtennis auch immer ums Prestige geht, ist dieser Konkurrenzkampf sehr gesund und sicher förderlich. Wir haben zwei starke und zuverlässige Spitzenspieler, das ist schon mal der erste wichtige Punkt. Konkret zu Dennis Klein: Er ist 22 Jahre jung, verfügt aber schon über Erstliga-Erfahrung. Ich habe ihn live bei der Westdeutschen Meisterschaft gesehen, bei der er im Finale wiederum Erik Bottroff geschlagen hat. Dennis ist sehr konzentriert und hungrig. Und er ist schnell auf den Beinen – das war der Hauptgrund.

Warum ist Schnelligkeit wichtig?
Weil das Spiel viel dynamischer geworden ist. Fedor Kuzmin, der uns im Gegenzug verlassen hat, hatte mit seinen 38 Jahren zwar wahnsinnige Erfahrung, war aber nicht mehr so reaktionsschnell und spritzig unterwegs. Hinzu kommt, dass ein jüngerer Spieler nach einer Verletzung auch schneller wieder auf die Beine kommt. In der vergangenen Rückrunde mussten wir Fedor lange verletzt mit durchziehen.

Weil Sie die Rückrunde der abgebrochenen Saison schon ansprechen: Für diese steht letztlich eine Bilanz von 2:10. Nach einer starken Hinrunde hätte die Mannschaft theoretisch auch noch in den Abstiegsstrudel geraten können. Haben Sie die Gründe erkannt – und abgestellt?
Fedor Kuzmin habe ich ja schon erwähnt, er hatte unterm Strich eine Bilanz von 3:9 – da hatten wir uns alle schon mehr erwarten dürfen. Zugleich hat Kirill Fadeev als 18-Jähriger erstmals Zweitligaluft geschnuppert und war natürlich noch kein fertiger Zweitligaspieler. Nicht falsch verstehen: Wir haben Kirill sehr gerne eingebaut, er hat wertvolle Erfahrungen gesammelt und wird nun in der Lage sein, noch konstanter zu spielen. Wenn aber zugleich deine Nummer Eins schwächelt, du an Vier einen ganz jungen, logischerweise in seinen Leistungen noch schwankenden Spieler hast, und dahinter in Wencheng Qi und Evgeni Fadeev zwar Dortmunder Tischtennis-Legenden, die aber eben keine 20 mehr sind, dann kannst du in die Bredouille kommen. In der kommenden Saison werden wir eine gefestigtere Mannschaft haben.

Eine solche wird auch nötig sein. Die 2. Bundesliga ist seit jeher extrem ausgeglichen. Da wird keine Schwäche verziehen.
Die 2. Bundesliga ist nach der TTBL und der ersten französischen Liga die drittstärkste in Europa. Und auch für die neue Saison haben viele aufgerüstet. Fedor Kuzmin zum Beispiel wird für Hertha BSC aufschlagen – aber nicht an Position eins, sondern mutmaßlich an vier. Das allein zeigt, wie bärenstark dieser Aufsteiger sein wird. Wir für unseren Teil haben allerdings unschätzbare Vorteile: Wir sind seit 1994 ununterbrochen dabei, haben alles erlebt. Und wir sind vor etwaigen Corona-Rückschlägen gefeit. Dennis Klein lebt im Leistungszentrum Düsseldorf, ihn müssen wir nicht extra einfliegen lassen. Das ist nur noch bei Krisztian Nagy der Fall, der ja in Budapest lebt. Mit insgesamt drei deutschen Spielern sind wir diesbezüglich sicher unterwegs – andere Vereine haben gar keinen Deutschen in ihren Reihen.

Herr Möllmann, lassen Sie uns einen Blick auf den Unterbau werfen. Die zweite Mannschaft ist in ihrer ersten Regionalliga-Saison Siebter geworden. Welche Perspektiven sehen Sie hier?
Die Regionalliga-Mannschaft ist unser Talente-Becken. Wencheng Qi und Evgeni Fadeev bilden mit ihrer großen Erfahrung die Grundlage dafür, dass all die jungen Spieler ohne den Druck, jedes Spiel gewinnen zu müssen, befreit aufschlagen können. Mit Felix Kleeberg (21) und Wim Verdonschot (15) haben wir wieder zwei neue Spieler dabei. Vor allem Verdonschot, der vom TTC Hagen kommt, ist ein ganz großes Talent. Er hat in der Verbandsliga im Spitzenpaarkreuz gespielt und auch schon bei uns in der Regionalliga mittrainiert. Dazu haben wir dann ja noch Christian Reichelt, Marko Panic sowie die Maiwald-Brüder Marian und Marvin. Vu Tran Le ist berufsbedingt in die Bezirksliga gewechselt, Rafael Schapiro zurück zu Borussia Düsseldorf. Wir setzen hier also voll auf Jung – und haben eine exklusive, gute Mischung.

Inwieweit gilt das auch für die Jugend?
Vollumfänglich. Wir sind in der Jugend sehr breit aufgestellt, haben inzwischen 30 Kinder im Alter zwischen fünf und 15 Jahren, die mit viel Freude unter Anleitung von Evgeni Fadeev, Wencheng Qi und Ulla Reitemeyer Tischtennis spielen. Das gilt übrigens nach wie vor auch für die Senioren. Nach Gold und Silber in den vergangenen Jahren waren wir wieder auf einem guten Weg zur Deutschen Meisterschaft. Doch dann kam Corona – das ist das tränende Auge. Aber wir gehen es wieder an. Nur im Damenbereich bleibt es schwierig, da läuft nichts.

Auch was die Sporthalle betrifft, war es zuletzt schwierig. Bis zum Corona-bedingten Abbruch der Saison hat man in Brackel spielen müssen. Wann können Sie in die Brügmann-Hallen zurück?
Die Renovierungsarbeiten in den Brügmann-Hallen sind trotz Corona planmäßig ausgeführt worden. Ich gehe davon aus, dass wir mit dem Spielbetrieb der Zweitliga- und Regionalliga-Mannschaft zum Start in die neue Saison in unsere eigentliche Heimspielstätte zurückkehren können.
Interview: Nils Hotze

Tischtennis im Ballspielverein

„Ohne den Hauptverein, in erster Linie in Person des Präsidenten, würden wir nicht dort stehen, wo wir sind“, sagt Abteilungsleiter Bernd Möllmann – und führt aus: „Die Gespräche sind immer konstruktiv, das Vertrauen ist groß, der eine kann sich auf den anderen verlassen. Dr. Reinhard Rauball hat immer ein offenes Ohr für uns – und ein Herz. Der BVB ist natürlich vor allem, aber eben nicht nur Fußball.“