Corona macht vor niemandem Halt. Nicht vor älteren Männern. Nicht vor jungen Frauen. Nicht vor Vereinsfarben. Corona geht uns alle an. Genauso nehmen Borussinnen und Borussen die Herausforderung eines für alle neuen Alltags an. Solidarität, das ist auch diesmal schnell klar, saugen die Menschen in Dortmund seit jeher mit der Muttermilch auf.

01 | Leitsatz
„Die Qualität eines Fußballvereins zeigt sich darin, wie er seinen sozialen Aufgaben gerecht wird.“ Den Leitsatz hat schon Gründungsvater Franz Jacobi seinen Nachfolgern ins Stammbuch geschrieben. Nie seit dem Zweiten Weltkrieg war er aktueller. Und notwendiger. Es ist wunderbar, zu sehen, zu hören, zu spüren, wie viele Borussinnen und Borussen sich daran gebunden fühlen, dadurch verbunden. Aus der Fanszene. Aus dem Verein. In der Stiftung „leuchte auf“. Als BVB-Familie. Menschen sind solidarisch miteinander, sie unterstützen sich untereinander. Es sind viele Angebote entstanden, die tief in die Gesellschaft hineinwirken. Und es werden noch mehr. „Das ist ein dynamischer Prozess, bei dem immer neue Ideen entstehen“, sagt Marieke Köhler, Stiftungsmanagerin von „leuchte auf“. Gebündelt werden sie unter: #BorussiaVerbindet.

  • Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen. Lesen Sie hier einen Beitrag aus dem Mitgliedermagazin „Borussia“, Ausgabe April 2020. An verschiedenen Stellen wurden Angaben aktualisiert.

02 | Einkaufsservice und Botendienst
Das Bündnis Südtribüne bietet in der Stadt Dortmund einen Einkaufsservice und Botendienst für Personen aus der Risikogruppe an. „Über 90 Fans haben sich organisiert und helfen, wo sie können. Das ist einfach nur großartig und beeindruckend“, sagt Björn Hegemann, Abteilungsleiter Fanangelegenheiten, und fügt hinzu: „Es gibt dankbare Abnehmer.“ Zum Beispiel Volker Treckmann aus Aplerbeck, der den Borussen bei der Anlieferung seiner Einkäufe liebe Worte mit auf den Weg gibt: „Ich bin 73 Jahre alt und habe tatsächlich Angst rauszugehen. Es ist wirklich toll, dass es diese jungen Menschen gibt, die uns Älteren so helfen.“ Betroffene Bürger aus Dortmund können sich jeden Tag zwischen 11 und 17 Uhr unter Tel. 0157 34794002 an die engagierten Fans wenden.

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03 | Digitaler Spieltag
Das belegt auch der „Digitale Spieltag für die Dortmunder Gastronomie“. Gleich bei der Erstausgabe am 22. März kamen durch mehrere tausend Unterstützer 73.611 Euro zusammen. Mittlerweile sind es über 164.000 Euro. 86 Gastronomie-Betriebe, die durch die Corona-Krise ihr Geschäft aktuell nicht weiterführen können, hatten sich auf GoFundMe unter dem #BorussiaVerbindet registriert.

Am „Digitalen Spieltag“ können Fans virtuell exakt jenen Weg nachgehen, den sie an einem ganz normalen BVB-Spieltag bis zum SIGNAL IDUNA PARK nehmen. Und sie können genau dort stoppen, wo sie sonst auch Halt machen. Etwa, um ein imaginäres Stößchen zu trinken oder „C-Wurst, Pommes, Schranke“ zu essen; möglichst verbunden mit einem kleinen Betrag für den jeweiligen Gastro-Betrieb. Ziel der Aktion ist es, dass jene Lokale, die für BVB-Fans gesellschaftliche Anlaufpunkte sind, am nächsten echten Spieltag auch noch existieren.

„Wir sind begeistert und ehrlich gesagt echt gerührt darüber, wie viele Menschen an der Aktion mitgewirkt und mit ein paar Euro ihr Lieblingslokal unterstützt haben. Das ist gelebte Solidarität, und das ist der emotionale Massen- und Mengen-Effekt, der Borussia Dortmund in diesen schwierigen Zeiten so stark macht“, sagt BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer.

„Die Idee ist, dass unsere Fans am digitalen Spieltag ein bisschen von dem Geld, das sie normalerweise für die Wurst, ihr Bier oder den Kaffee vor oder nach dem Spiel gezahlt hätten, einfach direkt an den jeweiligen Betrieb spenden“, erklärt Carsten Cramer noch einmal. Der Geschäftsführer darf sich durch die ersten Erfahrungen bestätigt fühlen: „Ein Spieltag in Dortmund besteht eben aus mehr als den 90 Minuten auf dem Rasen. Wir möchten mit dieser Aktion unsere besondere Verbundenheit mit der Stadt zum Ausdruck bringen und hoffen, so allen Gastronomen und deren Mitarbeitern wenigstens ein kleines bisschen Luft in der aktuellen Phase verschaffen zu können.“

Die Dortmunder Gastronomie kann weiter jederzeit unterstützt werden unter: borussia-verbindet.de

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04 | Spendenkampagne Covid-19
Die BVB-Stiftung „leuchte auf“ hat die Spendenkampagne Covid-19 ins Leben gerufen, mit der sie unbürokratisch und intensiv punktgenau dort ansetzt, wo Hilfe zwingend notwendig ist. Zusätzlich zu den Spenden von Fans und Sympathisanten laufen hier auch zusätzliche Erlöse aus verschiedenen Versteigerungen ein. Gemeinsam mit Champion-Partner ESET werden im BVB-Online-FanShop drei Trikots versteigert. In den nächsten Wochen werden über die Versteigerungsplattform die vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln im Januar getragenen Aufwärmshirts mit dem Brustaufdruck „leuchte auf“ von Profis wie Jadon Sancho und Erling Haaland angeboten. Zudem gibt es das Sondertrikot „Borussia Verbindet“ und ein T-Shirt, deren Erlöse ebenfalls einfließen.

Die Gesamterlöse aus der Kampagne wird „leuchte auf“ zu einem Drittel in lokale Projekte in Dortmund investieren. Die Stiftung wird dabei auf ihr Netzwerk gemeinnütziger Organisationen zurückgreifen und auch die Netzwerke des BVB nutzen, um die Spenden sinnvoll und zutiefst transparent zu verteilen. Je ein weiteres Drittel wird an die Stiftung Universitätsmedizin in Essen, die sich u.a. auf innovative Forschung spezialisiert hat, sowie an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verteilt.

„Wir sind ja grundsätzlich immer unserem lokalen Fördergebiet verbunden. Weil Corona aber eine Pandemie, also ein internationales Phänomen ist, erweitern wir es an dieser Stelle Richtung WHO. Deshalb gibt es das Spendenformular auch auf Englisch“, erklärt Marieke Köhler.

Bereits in den ersten Stunden nach Spendenaufruf war ein mittlerer vierstelliger Betrag gesammelt worden, der sich fortlaufend mehrt. Die ersten kleinen Auszahlungen könnten als Soforthilfe auch kurzfristig geleistet werden. Alle Infos zur Spendenkampagne gibt es unter bvb.de/Der-BVB/Stiftung/Borussiaverbindet

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05 | We kick Corona
Dass das Corona-Virus und seine Bekämpfung nicht vor Vereinsfarben Halt macht, hat Mats Hummels bewiesen. Als erster Borusse hat er sich der von den Bayern-Spielern Leon Goretzka und Joshua Kimmich ins Leben gerufenen Hilfsinitiative „We kick Corona“ angeschlossen. Bei Instagram schrieb unser Abwehrchef dazu: „Sehr geile Aktion, @leon_goretzka und @jok_32! Da bin ich selbstverständlich am Start und unterstütze euch bei #WEKICKCORONA. Wir als Fußballer wollen besonders in dieser Zeit versuchen, unserer Vorbildfunktion gerecht zu werden und vorleben, wie wir Solidarität verstehen. Deswegen: Corona werden wir nur alle zusammen schlagen können – lasst uns insbesondere den sozialen Einrichtungen helfen, die die Hilfe jetzt dringend benötigen.“ Als zweiter Borusse hat Julian Brandt die Initiative unterstützt. Viele weitere Bundesligaprofis und (Ex-)Borussen wie Julian Weigl folgten. Goretzka und Kimmich hatten als Erste zusammen eine Million Euro für soziale und karitative Einrichtungen gespendet.

Das Geld ist gedacht für Tafeln für Bedürftige, medizinische Geräte in Krankenhäusern, die Obdachlosenhilfe und Blutspende-Dienste.

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06 | Blutspende-Aufruf
Nicht nur finanzielle Hilfen sind nötig. Weiterhin dringend benötigt sind im Klinikum Dortmund schlicht und ergreifend Blutspenden. Schließlich machen alle anderen Krankheiten zu Corona-Zeiten keine Pause. Entsprechend beansprucht werden die Reserven. Mats Hummels hat mit als Erster öffentlichkeitswirksam dazu aufgerufen, Blut zu spenden. Die Spendenabgabe ist jederzeit möglich. „Und wenn Borussen Blut spenden, ist oft ja auch Adrenalin dabei“, sagt Marieke Köhler in Anlehnung an die entsprechenden Fan-Pakete.

07 | Spiel und Spaß für die Kinder
Die BVB Evonik Fußballakademie hat Videoclips mit Dribblings, Tricks, Ball- und Sprintübungen unter der Anleitung von Trainer Dario Scuderi aufgenommen und zum Download bereitgestellt. Auch Maskottchen EMMA ist im Unterhaltungsmodus und spricht alle Kinder entsprechend an. An alle Eltern: Die BVB-Lehrmaterialien für Deutsch und Englisch könnten auch bei der für viele noch ungewohnten Disziplin des „Homeschooling“ hilfreich sein. Alle Angebote für Kinder finden Sie unter: kidsclub.bvb.de

08 | bodo digital zum Solidaritätspreis
Besonders betroffen ist auch der Verein bodo e.V. Der hatte bislang eine der stabilsten Präsenzen, die man haben kann: die Öffentlichkeit. Doch mit Corona ist diese plötzlich verschwunden, das soziale Leben ins Netz abgewandert, sind in der Folge Obdachlose unsichtbar geworden. „Einige hundert sind wie abgeschnitten. Die sitzen morgens da und wissen nicht, wie sie über den Tag kommen sollen“, berichtet Bastian Pütter, Redaktionsleiter des Straßenmagazins, das ein wichtiger Hebel zur Sozialarbeit ist – und dessen Straßenverkauf wegen Corona nun eingestellt ist. „Nicht durch Verordnung, sondern aus Schutz unserer Zielgruppe, die eher in der zweiten Lebenshälfte und damit selbst Risikogruppe ist.“ Die Menschen, die durch bodo Lebensinhalt bekommen, verlieren gerade nicht nur Einkünfte, auf die sie angewiesen sind, sondern auch soziale Kontakte und Tagesstruktur.

Da das analoge Modell des Straßenmagazins aktuell nicht funktioniert und mithin Anlaufstellen verloren gegangen sind, gibt es in einem Not-Modus nun Sofortmaßnahmen: Neben Notöffnungszeiten, einem neu eingerichteten szeneinternen 24-Stunden-Handy und der Möglichkeit, am Supermarkt als der einzig verbliebenen stabilen Präsenz in der Öffentlichkeit Einkaufsgutscheine zu verkaufen, hat die bodo-Redaktion nun den Vertrieb des Straßenmagazins übernommen. Das Magazin wird bis auf weiteres zum Solidaritätspreis von 5 Euro sowohl als gedrucktes Heft (inkl. Versand) als auch als PDF zum Download angeboten. Die Hälfte des Verkaufspreises kommt weiterhin den Bedürftigen zugute. Die neue Ausgabe gibt es seit dem 1. April – alle Infos auf Social Media und unter: bodoev.de

09 | #BorussiaVerbindet
Hans-Joachim Watzke erfüllt das Zusammenspiel von Fans und Hilfsbedürftigen mit Stolz. Der Vorsitzende der Geschäftsführung sagt: „Unsere Fans sind für tolle Stimmung, Choreografien und eine besondere Atmosphäre bekannt. Dass sie aber darüber hinaus auch ein besonderes Gespür für Menschen in Not haben, macht diese Gemeinschaft zu etwas ganz Besonderem.“
Autor: Nils Hotze
Fotos: Jens Volke, Dieter Menne