Als die Saison 2018/19 zu Ende war, verabschiedeten die rund 8.000 nach Gladbach mitgereisten Fans die Mannschaft mit minutenlangen Ovationen in die Sommerpause. Verdienter Lohn der Anhänger für die drittbeste Punkteausbeute in der Bundesliga-Historie von Borussia Dortmund, auch wenn es an diesem letzten Spieltag eben nicht mehr zum theoretisch noch möglichen Meistertitel gereicht hatte. Doch die Spieler in den BVB-Trikots hatten ihre Aufgabe erledigt, alles Weitere lag nicht mehr in ihren Händen und Füßen.

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„Der FC Bayern ist Meister. Aber der BVB hat die Herzen seiner Fans zurückerobert. Am Ende dieser mitreißenden Saison beweisen die Anhänger ein feines Gespür für die Leistungen der Spieler“, beschrieben die Ruhr Nachrichten die Stimmungslage. Etwa zweihundert Anhänger empfingen das Team am Samstagabend nach der Rückkehr am Trainingsgelände mit warmem Applaus. Hans-Joachim Watzke bedankte sich bei fast jedem Einzelnen persönlich.

„Wir hatten uns gegenüber der vorigen Saison ein anderes Auftreten, ein anderes Gesicht der Mannschaft gewünscht. Nicht so eine Zitterpartie wie damals zum Saisonabschluss in Hoffenheim. Das ist unter Lucien Favre wie erhofft eingetreten. Wir haben uns souverän für die Champions League qualifiziert. Wir haben die Meisterschaft bis zuletzt offengehalten. Wann hat es das das letzte Mal gegeben? Vor zehn Jahren! Wir haben insoweit die sportlichen Ziele, die wir uns gesteckt hatten, in der Bundesliga und in der Champions League erreicht“, bilanzierte der Vorsitzende der Geschäftsführung.

Beeindruckende Zahlen einer Saison

In der Tat: Borussia Dortmund holte 21 Punkte mehr als in der Vorsaison, spielte mit 76 Zählern die drittbeste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte, ist zum sechsten Mal in der Bundesliga Vizemeister – mit zehn Punkten Vorsprung auf den Dritten Leipzig. 76 Punkte hätten in den 24 Jahren seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 13-mal zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft gereicht. Die Rückrunden-Ausbeute ist mit 34 Punkten (exakt 2,0 im Schnitt!) übrigens besser als in der Meister-Saison 2010/11: damals waren es 32 Zähler.

„Wir waren nah dran“, bilanzierte Roman Bürki und fügte hinzu: „Wir haben noch nicht die Erfahrung, wie mit dem Druck im Titelrennen umzugehen ist. Das könnte der entscheidende Grund gewesen sein. Trotzdem können wir unendlich stolz auf das sein, was wir als Mannschaft geschafft haben.“ Auch Axel Witsel trauerte den Punktverlusten gegen kleinere Teams nach, sagte aber auch: „Es war eine große Saison mit vielen Emotionen, positiven wie negativen.“

Reus: „Wir müssen konstanter werden“

„Die Entwicklung passt. Aber wir wissen, dass wir noch an einigen Stellschrauben drehen müssen, um konstanter zu sein“, lautet das Saisonfazit von Marco Reus, der beim abschließenden Auswärtssieg in Mönchengladbach an beiden Treffern beteiligt war. Das 2:0 erzielte er nach einer rasend schnellen Kombination über Sancho, Götze und Pulisic selbst, den ersten Treffer hatte er aufgelegt.

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Quelle: bild.de / DAZN / Sky

Hier gab es lange Diskussionen, ob der Ball vorher im Aus war. DAZN indes stellte die Szene mit Hilfe des „Piero-Analyse-Tools“ nach, das 3-D-Ansichten ermöglicht. Hier zeigt sich, dass der Ball die Linie zwar nicht mehr berührte, aber das muss er auch nicht. Die Frage war, ob er mit vollem Umfang außerhalb des Spielfeldes war – und das war er nicht. Korrektes Tor also.

Watzke: „... diesen Schritt wollen wir jetzt gehen“

„Wir können stolz sein auf die Leistung der Mannschaft und des Trainerteams“, betonte Watzke: „Man darf ja auch nicht vergessen: Die Bayern haben seit dem Hinrundenspiel gegen Düsseldorf eine überragende Serie aufgestellt. Sie haben kaum Punkte gelassen.“ Der BVB-Chef kündigte darüber hinaus an: „Wir hatten uns von Anfang an zwei Sommertransferperioden gegeben, um die Mannschaft neu aufzustellen und national wie international wieder konkurrenzfähig zu machen. Und wir benötigen diese zweite Sommer-Transferperiode, um den Kader zu optimieren, um nachzujustieren. Für den ganz großen Erfolg musst du permanent am Limit spielen. Dazu braucht es noch mehr Erfahrung, noch mehr Stabilität, mehr Konstanz, weniger individuelle Fehler und in den entscheidenden Momenten eben auch noch mehr Qualität. Diesen Schritt wollen wir jetzt gehen.“
Boris Rupert

Spielbericht: Sancho und Reus treffen
Reaktionen: Stolz auf die Mannschaft
Favre: Wir können zufrieden sein