Sachlich und konstruktiv verlief die Mitgliederversammlung 2017 des Ballspielvereins BV Borussia 09 e.V. Dortmund. Gerd Pieper und Dr. Reinhold Lunow wurden fast einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.

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Gerd Pieper

Bei der Wahl des Stellvertreters des Präsidenten als auch des Schatzmeisters gab es lediglich jeweils zwei Enthaltungen. Gerd Pieper geht damit in seine vierte, Dr. Reinhold Lunow in seine fünfte Amtszeit. Von den 153.787 Mitgliedern waren 1235 (stimmberechtigt: 1176) anwesend.

Neben dem Rednerpult glänzte der DFB-Pokal, in den Kleidern aller Anwesenden steckte der Verlauf des gestrigen Nachmittags. „Dieses Unentschieden fühlt sich an wie eine Niederlage“, bekannte BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball, der wie gewohnt souverän durch die etwas mehr als dreieinhalbstündige Versammlung führte. Die Mannschaft wurde mit dezentem Applaus, aber auch mit Pfiffen durchsetzt begrüßt. Rauball: „Es war eine Versammlung, die zu keinem schlechteren Zeitpunkt hätte stattfinden können. Doch so, wie sie gelaufen ist, zeigt sie uns allen, was Borussia Dortmund auszeichnet.“

„Die BVB-Familie gibt Halt. Der drittgrößte Verein der Welt ist mehr als das, was man im Fernsehen sieht“, betonte Hans-Joachim Watzke in einer mehrfach von Beifall unterbrochenen Rede. Mit 405 Millionen Euro, in denen der Transfer von Ousmane Dembélé nicht enthalten ist, erwirtschafte die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA im zurückliegenden Geschäftsjahr (1. Juli 2016 bis 30. Juni 2017) einen Rekordumsatz. „Um unsere wirtschaftliche Situation braucht sich niemand Gedanken zu machen“, sagte Watzke und listete auf: „Finanzschulden null, Bankguthaben knapp 50 Millionen, seit 2011 ein Nettogewinn von zusammen 139 Millionen Euro.“

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Reinhold Lunow

Weil 2017 ein „sehr intensives Jahr war, wie ich es noch nie erlebt habe“, mit Pokalsieg, U19-Meisterschaft, schlimmen Verletzungen wie der von Marco Reus oder des A-Jugendlichen Dario Scuderi („Er hat die x-te Operation hinter sich; wir suchen Möglichkeiten, wie wir ihm beruflich helfen können“) und zudem das „unglaubliche Bombenattentat, das den Verein tief getroffen hat“, wollte Watzke „mit der Mannschaft nicht so hart ins Gericht gehen“. Gleichwohl formulierte er „die klare Erwartung“ an Trainer Peter Bosz und sein Team, „dass ihr jeden Stein umdreht und alles auf den Prüfstand stellt! Wir müssen ganz schnell wieder in die Erfolgsspur!“ Zugleich mahnte Watzke „Ruhe und Besonnenheit“ sowie einen „offen, ehrlichen und kritischen Umgang miteinander“ an: „Ruhe hat dazu geführt, dass wir seit acht Jahren international spielen, zwei Mal Deutscher Meister und zwei Mal DFB-Pokalsieger geworden sind.“

„Champions-League-Qualifikation steht über allem“

Von den Profis, die komplett vertreten waren, forderte er: „Die Champions-League-Qualifikation steht über allem.“ Ähnliche Worte fand Dr. Rauball: „Die Mannschaft ist jetzt gefordert. Sie muss das Steuer herumreißen. Mein Vertrauen hat sie.“ Bezüglich des scheidenden Leiters Profifußball, Sven Mislintat, gestand Watzke ein: „Es war mein Fehler, dass ein verdienter Mitarbeiter anderthalb Jahre lang so behandelt worden ist.“ Mit Blick auf die Zukunft sieht er in Michael Zorc und Mislintat-Nachfolger Markus Pilawa „Garanten dafür, dass wir im Scouting keine Reibungsverluste bekommen werden“.

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Sofern der Rat der Stadt Dortmund Mitte Dezember die erwartete Zustimmung gibt, wird Borussia Dortmund das Gelände am Rabenloh kaufen und dort einen langgehegten Wunsch der Fanabteilung erfüllen, „eine Begegnungsstätte zu bauen, in der sich unsere Fankultur weiter entwickeln kann“.

e.V. erwirtschaftet knapp 2 Millionen Euro Überschuss

Der Schatzmeister des eingetragenen Vereins, Dr. Reinhold Lunow, konnte den Mitgliedern erneut schwarze Zahlen präsentieren. Der Umsatz stieg um 500.000 auf 9,06 Millionen Euro, der Überschuss betrug 1,946 Mio. Euro (Vorjahr 1,606 Mio. €), die liquiden Mittel summieren sich auf über sieben Millionen Euro. Seit dem Geschäftsjahr 2012/13 hat der BV Borussia 09 e.V. keine Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten.

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Die Entlastung des Vorstands erfolgte einstimmig, zum kommenden Geschäftsjahr soll ein ermäßigter Beitrag für schwerbehinderte Mitglieder eingeführt werden, als Kassenprüfer wurden Dr. Ursula Reitemeyer-Witt und Maro Blumberg in ihren Ämtern bestätigt. Reinhard Rauball kündigte an, das Borusseum zu modernisieren und „im technischen Bereich auf den neuesten Stand“ zu bringen.
Boris Rupert