Mit einem großen Dank „an einen großartigen Menschen“ gab Hans-Joachim Watzke am heutigen Sonntag die Trennung vom bisherigen Cheftrainer Peter Bosz bekannt und stellte gemeinsam mit Sportdirektor Michael Zorc den früheren Kölner Peter Stöger als Nachfolger vor. Der Österreicher erhält einen bis zum 30. Juni 2018 befristeten Vertrag.

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„Mehr braucht es nicht! Ich wäre auch für ein paar Wochen gekommen“, bekräftigte Peter Stöger, der am frühen Morgen aus Wien angereist war. Er sprach von einer „überraschenden Situation“, als ihn am späten Samstagabend der Anruf von Borussia Dortmund erreichte, „aber auch einer außergewöhnlichen Möglichkeit für mich. Ich freue mich riesig darauf, Trainer dieser Mannschaft sein zu dürfen, in diesem Stadion. Das ist etwas Besonderes. Ich gehe die Geschichte mit viel Freude und sehr vielen Emotionen an. So eine Chance bekommt man einmal im Leben“. Hans-Joachim Watzke: „Wir sind dankbar, dass er spontan bereit war, uns zu helfen und die Saison mit uns zu Ende zu bringen.“

Stöger zur Seite stehen sein langjähriger Co-Trainer Manfred Schmid sowie Jörg Heinrich, der mit Borussia Dortmund vor 20 Jahren die UEFA Champions League gewann. Die bisherigen Athletik- und Torwarttrainer des BVB, Andreas Beck, Florian Wangler und Dr. Anke Steffen sowie Wolfgang de Beer und Matthias Kleinsteiber, komplettieren das Trainerteam.

Der Verpflichtung von Peter Stöger vorangegangen war am späten Samstagabend ein „emotionales und stilvolles Gespräch“ mit Peter Bosz, berichtete Hans-Joachim Watzke, an dessen Ende die „Freistellung mit sofortiger Wirkung“ stand. Watzke: „Peter Bosz hat die Entscheidung mit sehr viel Stil aufgenommen und sich für das Vertrauen bedankt, das wir in ihn gehabt haben. Wir halten ihn nach wie vor für einen sehr guten Trainer und vor allem für einen großartigen Menschen. Die Zusammenarbeit war hervorragend. Wir gehen im allerbesten Einvernehmen auseinander.“

In den ersten sieben Ligaspielen dieser Saison hatte Borussia Dortmund unter Peter Bosz 19 von 21 möglichen Punkten errungen. An den folgenden acht Spieltagen folgten lediglich drei weitere Zähler, die ein Abrutschen von Tabellenplatz eins auf Rang sieben vor den heute noch auszutragenden restlichen Begegnungen des 15. Spieltages zur Folge hatten. Aus der UEFA Champions League – in einer sehr stark besetzten Gruppe mit Titelverteidiger Real Madrid und Tottenham Hotspur – ist Borussia Dortmund ausgeschieden, im DFB-Pokal steht man nach zwei klaren Siegen im Achtelfinale und trifft dort am 20. Dezember auf den FC Bayern München.

„Wir haben ein sehr diffuses Bild“, so Sportdirektor Michael Zorc über den bisherigen Saisonverlauf: „Es ist ab irgendeinem Punkt etwas passiert mit der Mannschaft im psychologischen Bereich. Wir können es nicht erklären.“ Auch Zorc betonte seine persönliche Wertschätzung für Peter Bosz und „wie schwer uns diese Entscheidung gefallen ist. Aber wir haben die Wende nicht geschafft. Deshalb war die Entscheidung unumgänglich“.

Nachfolger ist Peter Stöger. Der 51-Jährige trainierte von 2013 bis zum 3. Dezember 2017 den 1. FC Köln, den er in seiner ersten Saison zum Aufstieg in die Fußball-Bundesliga und in der abgelaufenen Spielzeit nach 25-jähriger Abstinenz in den Europapokal führte. Mit Austria Wien gewann der Österreicher zuvor als Trainer oder als Sportdirektor zwei Meisterschaften (2006 und 2013) sowie zwei Pokalsiege (2005 und 2006). 

Stöger hat nun lediglich zwei Trainingseinheiten am Sonntag und am Montag, um sein neues Team auf das Punktspiel am Dienstagabend beim 1. FSV Mainz 05 vorzubereiten. „In dieser Phase geht es darum, mit den Jungs zu sprechen, Problemzonen herauszufinden. Niemand wird erwarten, dass man am Dienstag eine Handschrift sehen kann“, sagte Stöger, der davon sprach „die kleinen Mosaiksteinchen wieder zusammenführen“ zu wollen.

Die Kurzfristigkeit im Terminplan mit zwei Liga-Partien und einem Pokalspiel in den nächsten Tagen nannte Watzke „nicht einfach, sondern ambitioniert“ und fügte hinzu: „Unser erstes Ziel ist es, bis Weihnachten noch Punkte zu holen.“

Mit Stöger soll dann spätestens in der Rückrunde die Wende gelingen. „Er hat den 1. FC Köln stetig entwickelt. Die Mannschaft hat große Stabilität ausgezeichnet. Das ist das, was uns im Moment am meisten fehlt“, betonte Michael Zorc: „Peter kann eine Mannschaft wieder zusammenführen, wenn Ungereimtheiten da sind.“
Boris Rupert

BVB total!-Video: Die Pressekonferenz zur Vorstellung von Cheftrainer Peter Stöger