Als Nachfolger von Daniel Lörcher, der in die Projektleitung für den Bau des Fan- und Jugendhauses wechselt, hat Björn Hegemann die Leitung der Abteilung „Fanangelegenheiten“ übernommen. Der 28-Jährige bringt langjährige Erfahrung in der Fanarbeit mit und arbeitet bereits seit 2014 beim BVB. Wir sprachen mit ihm über sein neues Aufgabenfeld.

Björn, wie groß sind die Fußstapfen, in die Du trittst?
Daniel Lörcher hat für das Thema Fanbetreuung bei Borussia Dortmund sehr viel geleistet und ist maßgeblich für den Aufbau der Abteilung „Fanangelegenheiten“ und die dort gewachsenen Strukturen verantwortlich. Eben diese Strukturen erleichtern es mir jetzt, mich auf meine Aufgaben zu fokussieren und eine bereits funktionierende Abteilung weiterentwickeln sowie Prozesse optimieren zu können. Ich freue mich sehr über die neue Aufgabe.

Die reine Zahl der Fans ist in den vergangenen Jahren vermutlich nicht signifikant gestiegen. Wenn die Fanbetreuung immer mehr investiert, bedeutet dies, dass mehr geleistet werden kann oder dass die Probleme größer werden?
Ich denke, dass mehr geleistet werden kann und muss. Grundsätzlich wächst das Thema Fanarbeit seit Jahren. Mit wachsender Quantität der Aufgaben darf die Qualität unserer Arbeit aber nicht nachlassen. Dabei steht für uns im Mittelpunkt, jede Aufgabe so gut wie möglich zu lösen und die Sensibilität für die Interessen aller Fans zu bewahren. Wir haben mittlerweile über 850 offizielle Fanclubs mit etwa 50.000 Fans, die darin organisiert sind. Gleichzeitig nimmt in der Fanszene die Kritik an Vereinen und Verbänden zu. Das heißt für uns, dass die Herausforderungen größer und die Arbeitsfelder breiter werden. Unsere Abteilung ist nicht ohne Grund so stark gewachsen. Sie ist mit neun festangestellten Mitarbeitern eine der größten in diesem Bereich in Deutschland.

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Was sind die wichtigsten Ziele der Abteilung?
Der Erfolg unserer Arbeit hängt von vielen Faktoren ab und ist dabei für jeden Fan und auch für den Verein gut messbar. Unser übergeordnetes Ziel ist es, eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der sich das gemeinsame Miteinander aus der Freude am Fußball ergibt. Wir wollen Sensibilität für die Interessen jedes einzelnen Fans von Borussia Dortmund zeigen und wünschen uns natürlich einen respektvollen Umgang innerhalb der BVB-Familie. Dabei nehmen wir tagtäglich eine Vermittler- und Schnittstellenfunktion ein und müssen immer ansprechbar und nahbar sein. Das heißt, die Verbindung und Kommunikation mit allen relevanten Anspruchsgruppen sollte unbedingt so positiv bleiben wie bisher. Nur im gemeinsamen Austausch sind Ziele überhaupt realisierbar.

Wo liegen die Schwerpunkte Deiner Arbeit?
Ich weiß, dass ein wichtiger Bestandteil meiner neuen Rolle ist, einen Überblick über alle unsere Themenbereiche zu haben und dabei nicht mehr unbedingt eigene Schwerpunkte zu setzen. Ein wichtiges Thema der Abteilung für die kommende Zeit sehe ich aber im Bereich Nachwuchsarbeit. Die Anzahl nachrückender junger Fans im Stadion und in der Fanszene wird kleiner, ehrenamtliches Engagement offensichtlich uninteressanter. Um auch in Zukunft eine stimmungsvolle und engagierte Fanszene zu haben, die Borussia Dortmund ja auch ausmacht, ist es dringend notwendig, gegen diese negative Entwicklung anzusteuern. Dies geht aber nur, wenn alle Akteure gemeinsam daran arbeiten.  

Warst Du selbst aktiver Fan?
Ja. Nach den üblichen Anfängen mit der Familie bin ich seit meinem 16. Lebensjahr praktisch zu jedem Spiel gefahren, hatte auch eine Auswärtsdauerkarte und war in der Fanszene aktiv. Dort habe mich schon vor meiner Zeit beim BVB ehrenamtlich mit dem Thema Fanpolitik auseinandergesetzt, unter anderem als Leiter der AG Fanpolitik der Fanabteilung.

Machen es diese Erfahrungen einfacher, Verständnis für die eine wie für die andere Seite herzustellen?
Sicherlich kann ich mich dadurch einfacher in die Sichtweise der Fans versetzen, habe im Laufe der Jahre aber auch gelernt, die Sicht von Borussia Dortmund zu verstehen. Ich sehe aber generell in der Abteilung eine sehr große Expertise. Jahrelange Erfahrung und fundierte Kenntnisse der Kolleginnen und Kollegen sind für die Arbeit der Abteilung außerordentlich wichtig. Wir befinden uns in einem ständigen Spagat. Die Kunst ist es, diesen Spagat zwischen beiden Sichtweisen so klein wie möglich zu halten. Ich stelle hohe Ansprüche an mich selbst und habe mir dabei vor allem vorgenommen, in der neuen Rolle nicht etwas zu versprechen, was ich nicht halten kann.
Interview: Boris Rupert