Weltweit wird heute der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust begangen. Auch in Deutschland wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Anlass ist die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau vor 78 Jahren. Aus diesem Grund möchten wir die Geschichte eines Objekts aus der Sammlung der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem teilen und damit an Jenni Bachrach aus Essen erinnern. 

Die Jüdin Jenni Bachrach konnte ihre Tochter Eva 1939 noch außer Landes bringen, doch ihr Mann Hermann und Jenni überlebten den Holocaust nicht. Enteignet und verfolgt waren sie im April 1942 in das Ghetto von Izbica deportiert worden. Orte wie Izbica dienten den Nationalsozialisten in dieser Zeit als sogenannte „Transitghettos“, in die zwischen März und Juni 1942 mehr als 23.000 deutsche Jüdinnen und Juden verschleppt wurden. Nach einem Aufenthalt von manchmal nur wenigen Tagen wurden die meisten von ihnen weiter in die deutschen Mordlager Belzec und Sobibor deportiert und dort ermordet. Andere starben schon in den Ghettos an den unmenschlichen Lebensbedingungen.  

Jenni Bachrachs Tochter Eva erfuhr 1944 bei der Beantragung eines neuen Passes erstmals, dass sie ein Adoptivkind war. Daraufhin entschied die 17-Jährige, nach Israel auszuwandern. Dort angekommen erfuhr sie, dass ihre leiblichen Geschwister, von deren Existenz sie zuvor nicht wusste, Deutschland hatten verlassen können und den Krieg ebenfalls überlebt hatten. 1952 erhielt Eva über den Anwalt ihrer Adoptiveltern einige persönliche Gegenstände, darunter die Abendtasche ihrer Mutter. Heute befindet sich die Tasche in der Sammlung von Yad Vashem in Jerusalem. 

Die Abendtasche von Jenni Bachrach ist Teil der Ausstellung „Sechzehn Objekte“, die noch bis zum 17. Februar im Paul-Löbe-Haus im Bundestag in Berlin zu sehen ist. Dies ist auch der Auftakt der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen von Yad Vashem. 

Für „Sechzehn Objekte“ wurden diese Stücke aus der Sammlung der Holocaust-Gedenkstätte erstmals wieder nach Deutschland gebracht. Die Objekte schreiben allesamt unterschiedliche und jede auf ihre Art berührende und bedrückende Geschichten von Verfolgung, Flucht, Tod und Vertreibung. 

Für uns bei Borussia Dortmund ist auch der Blick auf die unbekannten Orte des Holocaust ein wichtiges Anliegen. So bieten wir jährlich Bildungsreisen in die Region Lublin und zu den Gedenkstätten in Sobibor und Belzec an. Und deshalb unterstützen wir gern den Freundeskreis Yad Vashem e.V. bei seiner Arbeit in Deutschland. Eine lebendige Erinnerungskultur gegen das Vergessen zu fördern, ist gerade in Deutschland eine wichtige Aufgabe, und die Geschichte von Jenni Bachrach wird bei unserem nächsten Besuch in Belzec eine wichtige Rolle einnehmen. 

Nach dem Deutschen Bundestag wird „Sechzehn Objekte - Eine Ausstellung zu siebzig Jahre Yad Vashem“ vom 5. März bis zum 10. April in Halle 8 auf Zeche Zollverein in Essen zu sehen sein. „Sechzehn Objekte“ ist eine Ausstellung des Freundeskreises Yad Vashem e. V. und der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem.