Einmal musste es ja passieren, aber besser so als in einem der nun anstehenden großen Finals: Borussias U19 kassierte beim 0:1 (0:0) im Halbfinal-Rückspiel zur Deutschen Meisterschaft gegen den FC Schalke 04 im Gelsenkirchener Parkstadion zwar ihre erste Saison-Niederlage in einem nationalen Wettbewerb, aber sie blieb nach dem klaren 5:1-Hinspielsieg ohne Folgen. Mike Tullberg und seine Jungs haben das erste große Saisonziel erreicht und sich für das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert, nachdem sie bereits vorher ins DFB-Pokalfinale eingezogen waren. Dazu können sie auch noch den Westfalenpokal gewinnen.

„Es ist herausragend, dass wir zum Ende der Saison in drei Wettbewerben im Finale stehen“, resümierte Tullberg, der geahnt hatte, dass die beeindruckende Erfolgsserie in Gelsenkirchen reißen könnte. „Das war nach dem 5:1-Hinspielsieg meine schwierigste Woche, seitdem ich die U19 trainiere. Ich musste einige Male laut werden, denn der eine oder andere Spieler war gedanklich bereits einen Schritt weiter und mit dem Kopf bei den Endspielen“, verriet der Däne. 

Durchaus verständlich, dass sie die Partie auf Schalke verletzungsfrei und ohne letzte Kraftanstrengung überstehen wollten. Denn in den nächsten 14 Tagen werden die Preise einer langen Saison vergeben. Dann gilt es, physisch und mental voll auf der Höhe zu sein, Freitag (20. Mai), im DFB-Pokal-Finale in Potsdam gegen den VfB Stuttgart (Anstoß 18 Uhr) und am Sonntag, 29. Mai, im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Hertha BSC (13 Uhr). Und dann muss auch das noch nicht terminierte Westfalenpokal-Finale gegen Schalke 04 ausgetragen werden.

Im Parkstadion schienen sie alles im Griff zu haben. „Sie sind hellwach und machen das gut“, befand NLZ-Direktor Lars Ricken zur Pause. Der BVB hielt die Schalker vom Strafraum fern, tat aber auch relativ wenig, um sich selbst Chancen zu erspielen. Die einzige Möglichkeit resultierte aus einem von Göktan Gürpüz ausgeführten Eckball, als Colin Kleine-Bekel an Schalkes Torwart Justin Treichel scheiterte (12. Minute). „Uns fehlte bei den Offensivaktionen die Präzision“, analysierte Ricken. 

Die Borussen hatten stürmische Schalker erwartet. Doch die Gastgeber gingen kein Risiko ein, rieben sich in Zweikämpfen auf und warteten auf Fehler des Gegners. Ihre größte Möglichkeit eröffnete sich nach einem diskutablen Freistoßpfiff. Sane traf aus 18 Metern die Oberkante der Latte. (30.). „Wir haben das Spiel in dieser Phase komplett kontrolliert“, so Mike Tullberg.

Die zweite Halbzeit wurde munterer

Etwas munterer ging es im zweiten Durchgang zu. Beim BVB ersetzte Jamie Bynoie-Gittens nach seinem 45-minütigen Einsatz bei den Profis den unauffällig agierenden Julian Rijkhoff, und die Borussia gewann mehr und mehr Oberwasser, ohne allerdings die Partie zu dominieren. Nnamdi Collins setzte einen Kopfball nach Tom Rothes Freistoß knapp über die Latte (60.), Bradley Fink fand in Treichel seinen Meister (66.), doch die Schwarzgelben agierten insgesamt mit deutlich angezogener Handbremse.

Schalke wurde etwas mutiger, aber nicht gefährlicher. Die 1:0-Führung durch Guzy (70. Minute) verdankten sie eher Borussias Unaufmerksamkeiten als eigener spielerischer Klasse. Der Torschütze profitierte von einem Missverständnis zwischen Nnamdi Collins und Silas Ostrzisnki. Immerhin sahen sich die Königsblauen am Ende belohnt für eine tadellose kämpferische Darbietung. „Das war eine Leistung, mit der wir uns für die zweite Halbzeit im Hinspiel deutlich rehabilitiert haben“, urteilte Trainer Norbert Elgert, der dem BVB fair „zum verdienten Final-Einzug“ gratulierte.

„Die erste Halbzeit war okay, die zweite ein bisschen Tralala“, resümierte Mike Tullberg, der sich nun mit seinen Jungs auf eine „Berliner Woche“ freut. Freitag geht es im Pokal los mit der Neuauflage des letzten Meisterschafts-Endspiels gegen den VfB Stuttgart im Karl-Liebknecht-Stadion von Potsdam. „Jetzt haben wir die Möglichkeit, eine außergewöhnliche Saison mit Titeln zu krönen. Wir wollen als erste U19 des BVB den DFB-Pokal nach Dortmund holen“, erklärte Mike Tullberg. Als er das sagte, war das 0:1 von Schalke schon vergessen. 

BVB: Ostrzinski – Collins, Kleine-Bekel, Husseck – Semic (75. Ludwig), Walz (90. Blank), Cisse, Rothe – Gürpüz (85. Mengot) – Rijkhoff (56. Bynoe-Gittens), Fink

Wilfried Wittke